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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine entsetzliche Enge herrschte. Obwohl er unter freiem Himmel lag, hatte Skar das Gefühl, lebendig begraben zu sein.
    Skar schlief wieder ein, ehe sie ablegten. Er erwachte mitten in der Nacht, fiebernd und von Krämpfen geschüttelt und trank dankbar das eiskalte Flußwasser, das ihm jemand einflößte. Später spürte er, wie sich geschickte Hände an seinem Bein zu schaffen machten, hatte aber nicht einmal die Kraft, die Augen zu öffnen und sich seinen Wohltäter anzusehen.
    Als er das nächste Mal erwachte, war heller Tag. Die Sonne hatte die Wolken vertrieben, und über dem Fluß spannte sich ein hellblauer, sehr klarer Himmel, dessen Farbe den Schnee und die Kälte zu verspotten schienen. Entgegen Enwass' Behauptung hatten sie nicht angelegt, um den Tag in irgendeinem Versteck zu verbringen, sondern glitten mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf dem Fluß dahin. Skar konnte nicht viel von seiner Umgebung erkennen, denn er war, während er schlief, in die Mitte des Floßes gebracht worden, direkt unter das Segel, wo ihm der Berg von Enwass' aufgestapelten Habseligkeiten Schutz vor dem eisigen Wind gab. Trotzdem war ihm entsetzlich kalt.
    Aber das Fieber war fort. Seine Lippen und Augenlider waren taub und geschwollen, und in seinem Mund war ein entsetzlicher Geschmack, aber er hatte kein Fieber mehr; und er hatte genug schwere Krankheiten und Verwundungen überstanden, um zu wissen, daß es auch nicht mehr zurückkommen würde. Er war noch immer schwach und müde und würde sicher Tage brauchen, bis er sich wieder einigermaßen mühelos bewegen konnte, und Monate, um seine gewohnte Kondition zurückzuerlangen —wenn überhaupt —, aber die Krise war überstanden.
    Umständlich setzte er sich auf, lehnte den Rücken gegen den Mast, an dem sich das Flickensegel bauschte, und sah sich um. Syrr saß dicht neben ihm. Sie hatte die Beine an den Körper gezogen und die Stirn auf die Knie gebettet und war eingeschlafen, und hinter ihr, nur halb aufgerichtet und eine Hand gegen den improvisierten Mast gestützt, stand Enwass. Sein Blick war leer, und obwohl er genau in Skars Richtung starrte, schien er ihn nicht zu sehen.
    Skar räusperte sich. Das Geräusch war nicht sehr laut, aber es weckte Syrr aus ihrem Schlaf und Enwass aus dem sonderbaren Dämmerzustand, in den er versunken war. Syrr lächelte, während ihn Enwass nur mit der schon bekannten Mischung aus Sorge und Mißtrauen anblickte. Aber jetzt war noch etwas dazugekommen — Angst. Nackte, an Panik grenzende Angst.
Aber wovor?
    »Wie fühlst du dich?« fragte Syrr. Die Frage kam ganz automatisch — jeder hätte sie gestellt, an Syrrs Stelle — und trotzdem spürte Skar, daß ihre Sorge nicht geschauspielert war. Er lächelte, aber er fühlte sich nicht sehr wohl dabei. Syrr war ein Kind, trotz allem, was sie erlebt hatte. Es war möglich, daß er sie schon zu sehr an sich gebunden hatte, um die Trennung schmerzlos werden zu lassen.
    »Nicht gut«, antwortete er nach einer Weile. »Aber schon besser als gestern. Danke.«
    »Du hattest hohes Fieber während der Nacht.«
    »Ich weiß.« Skar seufzte, fuhr sich mit dem Handrücken über die aufgerissenen Lippen und sah zu Enwass hoch. »Hast du einen Schluck Wasser?«
    Enwass nickte, drehte sich schwerfällig herum und balancierte über das schlüpfrige Holz zum vorderen Rand des Floßes. Skar sah, wie er in die Hocke ging, um Wasser aus dem Fluß zu schöpfen.
    Er lächelte Syrr abermals zu, setzte sich ein wenig höher auf und versuchte, über den Rand der aufgestapelten Kisten und Leinensäcke hinwegzusehen. Der größte Teil von Enwass' Familie schlief noch — ein Dutzend in Felle gehüllter, zusammengerollter Bündel, die sich eng aneinandergeschmiegt hatten, um Schutz vor der Kälte der Nacht zu finden, die hier auf dem Wasser besonders empfindlich gewesen sein mußte. Skar sah, daß auch einige Kinder unter ihnen waren, und mit einem plötzlichen Gefühl von Schuld begriff er, daß man ihm den einzigen windgeschützten Platz an Bord des Floßes gegeben hatte; den, der wohl normalerweise den Kindern und Frauen vorbehalten war.
    Er vertrieb den Gedanken. Wäre es anders gewesen, wäre er vielleicht gestorben. Er würde seine Schulden bezahlen.
    Enwass kam zurück, die Schale mit Wasser in der rechten und einen halben Laib Brot in der linken Hand. Skar nahm das Wasser an, lehnte das Brot aber mit einem stummen Kopfschütteln ab. Er war noch immer sehr hungrig, aber er wußte, daß ihm übel werden

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