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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seiner entsetzlichen Verletzungen war der Quorrl noch immer bei Bewußtsein. Und er schien Skars Nähe zu spüren, denn er drehte den Kopf, wandte sein zermalmtes Gesicht in die Richtung, in der er Skar fühlte, und versuchte die Hand zu heben. Sein verstümmelter Arm zuckte wie eine blutende Schlange im Schnee.
    »Bist... du das, Satai... ?« krächzte er. Seine Stimme war kaum mehr zu verstehen. Es hörte sich an, dachte Skar schaudernd, als liefe sein Hals langsam voller Blut.
    »Ja«, antwortete er.
    »Du hast... mich besiegt, Satai«, fuhr der Quorrl stöhnend fort. Seine gesunde Hand kam hoch, tastete blind durch den Schnee und fand die Skars. Ihre Berührung war unangenehm, kalt wie die einer Schlange und so kraftvoll, daß sie weh tat. Trotzdem zog Skar die Hand nicht zurück. Auch nicht, als Trashs Finger an seinem Arm emporkrochen und nach seiner Schulter tasteten.
    »Du hast... mich besiegt«, wiederholte Trash würgend. »Und alle... alle meine Männer. Jetzt... sei gnädig.« Er lachte voller Qual. »Du kannst es dir leisten. Töte... mich. Laß mich... nicht leiden.« Seine Hand tastete nach Skars Hals, legte sich um seine Kehle. Es wäre dem Quorrl ein Leichtes gewesen, zuzudrücken und Skar zu töten, selbst jetzt noch, aber aus irgendeinem Grund wußte Skar mit unerschütterlicher Sicherheit, daß Trash es nicht tun würde.
    Er nickte, obwohl er wußte, daß der Quorrl die Bewegung nicht mehr sehen konnte, beugte sich vor und hob sein Schwert auf. Die Klinge glitzerte wie eine stählerne Schlange im Mondlicht, als er die Spitze auf Trashs Herz setzte.
    »Kann ich... noch irgend etwas für dich tun, Trash?« fragte er. »Tun?« Wieder dieses entsetzliche, peinerfüllte Lachen, das plötzlich in ein qualvolles Husten überging. »Nein«, keuchte Trash. »Aber auch du... wirst sterben, Satai. Sie werden dich töten. Wie alle.«
    »Sie?« fragte Skar. »Wen... wen meinst du?«
    »Sie sind wieder da«, stöhnte Trash. »Sie werden uns alle töten, Satai. Erst uns, und dann... dann dich. Sie sind wieder da!« Trash bäumte sich auf. Seine Hand rutschte von Skars Hals herab und krallte sich in den Schnee. Er begann zu schreien.
    Skar stand auf und schloß die Augen, ehe er sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Griff des Schwertes warf und die Waffe tief in Trashs Herz stieß.

S kar wußte hinterher nicht, wie lange er so dagesessen und den Leichnam des Quorrl angestarrt hatte, ohne ihn wirklich zu sehen. Er erinnerte sich auch nicht, was er gedacht oder gefühlt hatte, in diesen Minuten: In ihm war nichts als eine tiefe, finstere Leere, die sich ganz allmählich mit Entsetzen zu füllen begann, wie schwarzer Morast, der aus dem Grund seiner Seele emporstieg und sein Denken überflutete. Er hatte Angst, zum ersten Mal in seinem Leben nackte, panische Angst, die keinen konkreten Grund hatte, aber vielleicht gerade deshalb um so schlimmer war: Da er nicht wußte, wovor er sich fürchtete, konnte er sie auch nicht bekämpfen.
    Sie sind wieder da!
Die Worte des Quorrl klangen immer und immer wieder hinter seiner Stirn nach, wie ein böses, höhnisches Echo.
Sie sind wieder da, Satai!
    Und er hatte sie hergebracht.
    Das war alles, was er denken konnte. Bilder schossen durch seinen Kopf: der Dronte, der Jahrmillionenalte Schrecken der Meere, in dessen schwarzem Leib der Same des Bösen darauf wartete, erneut geweckt zu werden. Helth, der Vede, das erste Opfer des
Daij-Djan,
Vela, die mehr, millionenmal mehr getan hatte, als sie auch nur ahnte. Dann sah er sich selbst, eine einsame, schmerzverkrümmte Gestalt im Herzen der Stadt Combat, wie er das uralte Siegel brach, das Tor öffnete, das niemals geöffnet werden durfte, gegen Regeln verstieß, die er nicht einmal begriff, und —
    War es wirklich so gewesen? Sein Blick tastete über das entsetzliche Bild, das sich ihm am Flußufer bot, glitt wie eine suchende Hand, die vor dem zurückschreckte, was sie ertastete, über die verstummelten Leiber der Quorrl, und er sah einen anderen, viel entsetzlicheren Schrecken: Er sah Tausende und Abertausende der schwarzen Mörder über das Land ausschwärmen, sah die Tore des Chaos sich öffnen und die Welt abermals in dem Feuer und Blut versinken, aus dem sie schon einmal auferstanden war.
    War es seine Schuld? Hatten Vela und er all dies getan, ohne es zu wollen, ohne es nur zu
wissen,
aber mit unbarmherziger Konsequenz?
    Oder war es ganz anders? Waren sie vielleicht nur Werkzeuge gewesen, willenlose Puppen, nicht

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