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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Festung zum Großteil herausgemeißelt worden war, so daß sie nicht auf dem Burghof, sondern auf einem schmalen Sims in halber Höhe der gigantischen Anlage herausgekommen waren. Skar konnte die Festung von hier aus zum allergrößten Teil überblik-ken — und es war wirklich eine
Festung!
Wenn er jemals ein Bauwerk gesehen hatte, das diesen Namen verdiente, dann das hier. Ihre Mauern waren sehr viel höher, als es von unten betrachtet ausgesehen hatte — Skar schätzte ihre niedrigste Stelle auf gute zweihundert Fuß, über die sich drei gigantische schwarze Türme noch einmal um gut das Dreifache erhoben. Nicht einmal Elay mit seinen jahrtausendealten Wehrmauern hatte ihm einen solchen Eindruck von Macht und Wehrhaftigkeit vermittelt. Und es war etwas Finsteres an dieser Burg, etwas, das nicht in Worte zu fassen war, das er aber überdeutlich spürte, wie einen unangenehmen Geruch, den er nicht definieren konnte. Er schauderte. »Wer... hat diese Festung erbaut?« fragte er stockend.
    »Wir«, antwortete Drask. Wie Skar war er stehengeblieben, wenn auch nicht, um die Festung in Augenschein zu nehmen, sondern nur, um ihm die nötige Zeit zu geben, den Eindruck gebührend zu verarbeiten. Skar war plötzlich sicher, daß der Alte ihn aus keinem anderen Grund als diesem hier heraufgeführt hatte. »Gefällt dir, was du siehst?«
    »Sie ist... gigantisch«, antwortete Skar mühsam.
    »Ich weiß«:, antwortete Drask. »Und trotzdem wird sie fallen, wenn kein Wunder geschieht.«
    »Fallen?« Skar ächzte. »Nicht einmal die Quorrl —«
    »- können diese Festung stürmen, ich weiß«:, unterbrach ihn Drask. »Aber es sind auch nicht die Quorrl, die wir fürchten, Skar.« Er schwieg einen Moment, fuhr sich mit der Hand über das Kinn und sprach mit sehr leiser und irgendwie trauriger Stimme weiter. »Wären es nur die Quorrl, deren Angriff wir erwarten, so würde ich keinen Gedanken an sie verschwenden.
    Nicht eine Million Quorrl könnten diese Mauern erstürmen.«
    Skar hielt das für etwas übertrieben, aber er hatte das Gefühl, daß der Alte mit diesen Worten ohnehin nur auf etwas Bestimmtes hinarbeiten wollte, und so schwieg er.
    »Es gibt eine Macht auf Enwor, der wir nicht gewachsen sind«, fuhr Drask nach einer Weile fort.
    Skar sah ihn ernst an. »Und wer?«
    Drask antwortete nicht direkt, sondern drehte sich halb um seine Achse, machte eine sonderbare, flatternde Bewegung mit der Hand und sah wieder zu Skar auf. »Sag mir, Skar«, begann er, »könntest du diese Mauern stürmen?«
    »Ich?« Skar blinzelte verwirrt. »Aber-«
    »Nicht du allein, natürlich«, unterbrach ihn Drask mit einem raschen, verzeihenden Lächeln. »Aber gesetzt den Fall, du stündest dort unten, in Orkala, an der Spitze eines Heeres aus Männern wie dir...«
    »Satai?« echote Skar ungläubig.
    »Satai«, bestätigte Drask ruhig. »Deine Brüder, Skar. Wir fürchten nicht die Quorrl. Sie sind dumm. Was wir fürchten, sind die Satai. Sie sammeln sich.«
    »Aber das... das ist unmöglich!« widersprach Skar automatisch. »Das kann nicht sein! Nicht, wenn...«
    »Wenn was?« fragte Drask scharf. »Warum sprichst du nicht weiter? Was fürchtest du, Skar? Die Wahrheit? Oder hast du nur Angst, plötzlich festzustellen, daß du auf der falschen Seite gestanden hast, bisher?«
    Skar schwieg.
    »Ist es so?« fuhr Drask fort. »Hast du dich getäuscht? Stehst du auf der falschen Seite?«
    »Ich weiß ja nicht einmal, welche Seite die richtige ist«, murmelte Skar.
    »Aber du hast darüber nachgedacht«, beharrte Drask. »Seit dem Abend, an dem du den Satai getötet hast, quält dich diese Frage.«
    Es dauerte einen Moment, bis Skar die wahre Bedeutung von Drasks Worten begriff. Dann versteifte er sich. »Woher weißt du das?« fragte er scharf.
    Drask lächelte. »Ich lese deine Gedanken, Satai«, sagte er ruhig.
    »Du —« Skar brach mitten im Wort ab, starrte den Alten aus ungläubig geweiteten Augen an und wich ganz instinktiv zwei, drei Schritte von ihm zurück, bis sein Rücken gegen den rauhen Fels stieß. Seine Hand senkte sich auf den Schwertgriff.
    Drask schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. »Tu es nicht, Skar«, sagte er. »Ich bin ein alter Mann und du ein Satai, und trotzdem könnte ich dich vernichten, mit einer einzigen Bewegung meiner Hand. Aber ich bin nicht dein Feind.«
    »Wer... wer bist du?« stammelte Skar. Es fiel ihm schwer, auch nur zu sprechen. Der Alte las seine Gedanken! Er wußte...
    alles!
    »Nicht alles«,

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