Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter
nicht einmal überraschen. Aber sie taten es.
Drask nickte ernst. »Folge mir«, sagte er. »Ich werde dir alles erzählen.«
» E s begann vor fünf Jahren«, begann Drask, »vielleicht schon eher, ohne daß jemand es auch nur ahnte. Wahrscheinlich sogar, denn große Dinge brauchen Zeit, sich vorzubereiten.«
Fünf Jahre?
Skar hatte Mühe, sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen. Drask legte eine kleine Pause ein und sah ihn scharf an; offensichtlich wartete er auf eine ganz bestimmte Reaktion, vielleicht auch nur auf eine Frage. Aber Skar war noch immer viel zu bestürzt, um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können.
Fünf Jahre!
Schließlich fuhr der Alte fort: »Die Zeichen waren klar genug, Skar, aber niemand vermochte sie zu deuten; nicht, bevor es zu spät war. Es gab Plagen: Seuchen, Dürrezeiten, dann wieder Überschwemmungen, aber niemand begriff, daß all dies nur ein Teil des großen Planes war.« Er lachte bitter. »Und wie konnten wir auch? Niemand konnte mit der Existenz eines Gegners rechnen, von dem wir bisher nicht einmal wußten, daß es ihn gibt!« »Die Quorrl?« fragte Skar.
Drask nickte. »Zu Anfang, ja. Aber was besagte das schon? Sie sind tausend Mal über die Grenzen ihrer Länder gekommen, und wir haben sie tausend Mal zurückgeschlagen. Aber dieses Mal waren sie nicht allein.«
»Die
Daij-Djan«,
murmelte Skar, aber Drask schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Sie sind nur Werkzeuge. Entsetzliche Werkzeuge, aber nicht mehr. Keiner von uns kennt bis jetzt den wahren Feind.« Er schwieg, griff mit bedächtigen Bewegungen nach dem Becher mit Wein, den ein Diener ihm und Skar gebracht hatte, und nahm ihn auf, ohne jedoch zu trinken. »Ich hatte gehofft, daß du uns sagen könntest, wer es ist.«
»Ich?« Skar schrie fast. »Aber wieso...?«
»Weil du der letzte bist«, fiel ihm Drask ins Wort. »Der letzte von denen, die damals dabei waren. Du...« Er stockte, nippte an seinem Wein und lächelte flüchtig. »Verzeih, wenn ich dich schon wieder unterbrochen habe. Ich fürchte, ich verlange zu viel von dir.«
Skar begriff nur allmählich, was Drask wirklich hatte sagen wollen. Und als er es tat, packte ihn eine Mischung aus Zorn und eisigem Entsetzen. »Weil ich es war, der sie geweckt hat, willst du sagen«, fauchte er.
Drask nickte. »Ja. Aber es war nicht deine Schuld. Es war Vela, die den Weg fand, es zu tun, und du, der das Siegel erbrochen hat.« Er lachte, leise und ohne die mindeste Spur von Humor.
»Du hast mehr getan, als einen wertvollen Stein zu stehlen, als du in Combat warst, Satai. Aber du konntest es nicht wissen.« Er seufzte. »Ich glaube, nicht einmal Vela wußte es. Ihr wart nur Werkzeuge. Hättet ihr es nicht getan, wären andere gekommen.« »Andere?«
Drask nickte heftig. »Natürlich. Hast du vergessen, was Vela dir erzählt hat? Ihr wart nicht die ersten, die versucht haben, das Geheimnis Combats zu lösen. Vor euch haben Hunderte es versucht; Narren und Abenteurer, aber auch gute Männer wie du.« »Ja«, sagte Skar bitter. »Aber keinem von ihnen ist es gelungen. Nur uns.«
»Trotzdem trifft dich keine Schuld«, behauptete der Alte.
»Wärst du verbrannt, wie all die anderen, die vor dir nach Combat gingen, so wäre ein anderer gekommen, und wieder einer, und wieder, und wieder — so lange, bis das Siegel erbrochen wäre.
Es war nur eine Frage der Zeit.« Er stellte seinen Becher mit einem Ruck auf den Tisch zurück, stand auf und ging mit gemessenen Schritten zum Fenster. Als er weitersprach, sah er Skar nicht mehr an, sondern blickte auf den Hof hinab, der fast dreihundert Fuß unter ihnen lag, denn die Kammer, in die er Skar geführt hatte, lag direkt unter der Spitze des höchsten der drei Türme. »Ja«, fuhr er fort. »Ich glaube, es war so. Sie waren Millionen von Jahren eingekerkert, und es verging kein Tag in all dieser Zeit, in der sie nicht danach trachteten, ihr Gefängnis zu verlassen.«
»Sie?« fragte Skar. »Wer?«
»Die Alten«, antwortete Drask, ohne sich zu ihm herumzudrehen. »Die Sternengeborenen. Die Wesen, gegen die unsere Vorfahren einst kämpften.«:
»Aber sie wurden vernichtet!« widersprach Skar.
»Ihre Körper, vielleicht«, antwortete Drask. »Nicht ihr Geist.
Sie waren Götter, Skar, und Götter sterben nicht. Unsere Vorfahren schlugen sie, auch wenn es um den Preis ihrer Welt war. Sie zerstörten ihre Körper, und was sie nicht vernichten konnten, das banden sie mit unsichtbaren Fesseln der
Weitere Kostenlose Bücher