Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter
gebracht, rollte über die Schulter ab und warf sich zur Seite, als er ein Blitzen aus den Augenwinkeln wahrnahm. Das
Tschekal
hämmerte wenige Fingerbreit neben ihm in den Boden, schlug Funken aus dem Stein und flog davon, als Skar noch im Aufspringen nach der Waffenhand des Satai schlug.
Als er aufsprang, drang der vierte Angreifer auf ihn ein, wie er selbst zuvor mit zwei Schwertern bewaffnet und so schnell, daß Skar seine Bewegung kaum sah. Er taumelte zurück, tauchte instinktiv unter den beiden Schwertern durch, die wie eine tödliche Schere nach seinem Hals schnappten, und fiel zum zweiten Mal. Als der Satai ihm nachsetzte, brachte er ihn mit einer Beinschere zu Fall, rollte zur Seite und sprang wieder auf die Füße.
Die kurze Zeitspanne hatte dem zweiten Satai gereicht, sein Schwert wieder aufzuheben. Aber sonderbarerweise griff er noch nicht wieder an, obwohl er für einen winzigen Moment im Vorteil gewesen wäre, sondern umkreiste Skar mit schnellen, wiegenden Schritten und beschränkte sich darauf, ihn mit warnenden Schwertstößen, die nicht wirklich treffen sollten, auf Abstand zu halten. Er wartete, bis sein Kamerad wieder auf den Beinen war, um Skar dann gemeinsam anzugreifen. Diesmal würden sie eine andere Taktik wählen. Mit Sicherheit eine gefährlichere. Die vier hatten ihn unterschätzt, begriff Skar. Sie waren hergekommen, um ihn zu töten, aber sie hatten nicht gewußt,
wer
er war.
Skar hob die Hand. Einer von Drasks Kriegern warf ihm ein Schwert zu. Er fing es, führte zwei rasche Hiebe in die leere Luft, um sich an das Gewicht der Waffe zu gewöhnen, und griff abermals an.
Aber die beiden Satai waren gewarnt. Das Schicksal ihrer beiden Kameraden hatte ihnen bewiesen, daß Skar ihnen überlegen war, was Schnelligkeit und Kraft anging. Sie wechselten zu einer Taktik, die selbst gegen einen Mann wie ihn Erfolg haben konnte: der einzigen, die ihn immer wieder in Bedrängnis brachte. Skar sah sich plötzlich zwei Gegnern gegenüber, die seinen Attacken auswichen, vor seinem Schwert und seinen Tritten zurücksprangen, statt sich ihnen zu stellen, immer wechselweise, so daß Skar stets von einem angegriffen wurde, wenn er versuchte, den anderen zu treffen. Er war nicht wirklich in Gefahr, aber er wußte, daß ihn diese Art zu kämpfen binnen weniger Augenblicke zermürben würde.
Wütend griff er den älteren der beiden an, sah aus dem Augenwinkel, wie der andere sein Schwert hochriß und nach seiner ungeschützten Flanke stach und parierte den Hieb im letzten Moment, fand aber nicht einmal Zeit zu einem blitzschnellen Konter, weil er in diesem Moment schon wieder angegriffen wurde, während sich der jüngere Satai rasend schnell zurückzog.
Und dann tat er etwas, was ihn selbst überraschte: Er schlug das Schwert des Satai zur Seite, aber statt sich dem zweiten Angreifer zuzuwenden, der im gleichen Moment auf ihn zusprang, federte er mit einem gewaltigen Satz zurück und aus der Reichweite ihrer Klingen.
»Tötet sie!« sagte er. Seine Hand wies auf die beiden Satai, die stehengeblieben waren, einen Moment unschlüssig, was sie tun sollten.
Es ging sehr schnell. In dem winzigen Bruchteil einer Sekunde, bevor sie starben, mochten sie noch begreifen, wie entsetzlich sie sich in ihm getäuscht hatten, aber sie fanden nicht einmal mehr Zeit, eine Abwehrbewegung zu machen. Ein zorniger, gellender Aufschrei aus fünfzig Kehlen zerriß die Luft, und die Waffen, die bisher ein drohendes Spalier für Skar und seine beiden Gegner gebildet hatten, wurden geschleudert. Mehr als zwei Dutzend Speere und Dolche flogen wie tödlicher Hagel auf sie zu. Die beiden Satai starben, ohne auch nur einen Schreckenslaut hervorbringen zu können.
Skar empfand noch immer nichts. Nichts außer einer vagen, nicht einmal sehr tiefen Befriedigung, während er die Leichen der beiden toten Satai anblickte. Und Zorn. Einen kalten, gerade erst erwachenden Zorn, der tief aus dem Grunde seiner Seele emporwuchs und alles andere verschlang. Jemand würde bezahlen, für das, was hier geschehen war. Jemand oder etwas.
Als er sich umdrehte, stand er Drask gegenüber.
»Das war... nicht sehr klug«, sagte der alte Magier. »Wir hätten sie gebraucht. Wenigstens einen von ihnen.«
»Ich weiß«, sagte Skar kalt.
»Und war auch nicht sehr ehrenvoll«, fuhr Drask fort. Er wies auf die beiden von zahllosen Speeren und Messern durchbohrten Toten. »Du wärst ihnen einen fairen Kampf schuldig gewesen, nach dem Ehrenkodex deines...
Weitere Kostenlose Bücher