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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm. Er würde mit ihm sterben.
    Ohne zu zögern bückte er sich unter einer der gewaltigen schwarzen Schwingen hindurch, griff nach dem Zaumzeug der Daktyle und zog sich mit einer kraftvollen Bewegung in den Sattel, der auf dem Rücken des gigantischen Wesens festgeschnallt war. Das Ungeheuer knurrte unwillig. Sein Körper zuckte, und Skar rechnete fast damit, daß es wie ein bockendes Pferd versuchen würde, ihn abzuwerfen. Dann merkte er, daß die Daktyle nur versuchte, sein Gewicht in die richtige Lage zu rücken, und hörte auf, sich zu wehren.
    »Bist du soweit?« Drasks Stimme drang wie von weit her zu ihm. Er sah die Gestalt des Alten als weißen Schemen vor dem finsteren Hintergrund der Mauer, hob kurz die Hand und stieß zweimal hintereinander die Faust in die Luft, zum Zeichen, daß er verstanden hatte und bereit war. Drask antwortete etwas, das er nicht verstand. Aber einen Augenblick später fühlte er, wie sich die Fesseln der Daktyle lösten. Das Ungeheuer stieß ein schrilles, unglaublich
lautes
Kreischen aus, richtete sich schwerfällig auf und entfaltete die Flügel. Skars Hände schlossen sich fester um das Zaumzeug. Es war nicht das erste Mal, daß er auf einer Daktyle flog. Er wußte, daß der Start der gefährlichste Moment war, nicht nur für das Tier selbst, sondern auch und vor allem für seinen Reiter. Plötzlich hatte er doch Angst.
    Das Ungeheuer schüttelte seine federlosen schwarzen Schwingen, warf den Schädel in den Nacken, so daß Skar sich hastig ducken mußte, um nicht von dem gigantischen Hammerkopf getroffen und aus dem Sattel geschleudert zu werden, und lief los. Seine unglaubliche Größe ließ seine Schritte langsam und schwerfällig erscheinen, aber sie waren weder das eine noch das andere. Mit drei, vier raschen Schritten war die Daktyle am Rand der Turmplattform angelangt, übersprang die brusthohe Wehr, ohne auch nur den Rhythmus ihrer Bewegung zu ändern, und stürzte sich mit weit ausgebreiteten Schwingen in die Tiefe.
    Skar war plötzlich ganz froh, daß die Nacht so dunkel war und er nur Schemen von seiner Umgebung wahrnehmen konnte. Trotzdem schrie er vor Schrecken und Furcht, als die Daktyle ihren rasenden Sturz begann. Die Burgmauer ragte hinter ihm in den Himmel hinauf, und der Fluß war nicht mehr als ein mattglänzendes Band aus zerkratztem Silber, unendlich tief unter ihnen, aber der Drache stürzte schnell, rasend schnell, und seine Geschwindigkeit nahm immer mehr zu.
    Skar klammerte sich an die Zügel, preßte gleichzeitig mit aller Kraft die Schenkel zusammen und beugte sich über den schuppigen Hals des Tieres, um dem Wind möglichst wenig Widerstand zu bieten. Die Daktyle schrie wieder, spreizte die gewaltigen Flügel, zog sie plötzlich ganz eng an den Leib und wurde dadurch noch schneller. Der Fluß sprang mit einem gewaltigen Satz auf sie zu. Dann entfaltete sie Ihre Titanenflügel wieder.
    Der Ruck schleuderte Skar fast vom Rücken des Tieres. Aus dem fast senkrechten Sturz der Daktyle wurde ein erst sehr sanfter, dann immer enger werdender Bogen, dessen Schnittpunkt entsetzlich dicht über dem tobenden Fluß lag.
    Dann stiegen sie wieder. Die Schwingen des schwarzen Giganten peitschten die Luf, trugen seinen geschuppten Schlangenkörper mit scheinbar schwerfälligen, schaufelnden Bewegungen wieder nach oben und schlugen immer schneller. Der Fluß und das Lager an seinem Ufer huschten wie weiße Lichtflecke unter ihnen weg, schmolzen mit absurder Schnelligkeit zusammen und verschwanden schließlich ganz, als der riesige Drache in den Himmel hinaufstieß und sich nach Norden wandte.
    Mehr als zwei Stunden später erreichte der Drache das Lager. Skar sah es, lange ehe es wirklich unter ihm lag; ein ungeheuerliches Meer aus unterschiedlich großen Lichtern breitete es sich auf der Ebene aus, auf der einen Seite längs einer hart gezogenen, halbrunden Linie endend, wo es an die Berge grenzte, zur Wüste hin allmählich zerfransend, wie ein Schwarm kleiner leuchtender Tierchen, der ein Stück weit in die finster daliegende Ebene vorgedrungen war, ehe er ganz allmählich zur Ruhe gekommen war. Obwohl Drask es ihm gesagt hatte und er auf den Anblick vorbereitet gewesen war, erschütterte er ihn, denn das Bild der tausend und tausend und tausend blinzelnder kleiner Feueraugen führte ihm den ganzen Wahnsinn seines Vorhabens vor Augen. Dort unten lagen
vierzigtausend
Quorrl, vierzigtausend Giganten, von denen jeder einzelne dreimal so stark war wie ein normaler

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