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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lager auf der Lauer lagen, Satai! Hör endlich auf, dieses widerwärtige Quorrl-Pack zu verteidigen! Sie schlachten dort draußen meine Leute ab, und du behauptest, sie wären unsere
Verbündeten ?«
    Skar ging langsam auf Torian und den
Ältesten
zu. Der
Heth-mann
war voll und ganz damit beschäftigt, Del anzufunkeln, aber Jamaß' Blick folgte aufmerksam jeder seiner Bewegungen. Skar fühlte sich unsicher, aber gleichzeitig auch irgendwie alarmiert. Etwas an Jamaß war nicht so, wie er erwartet hatte. Er glaubte eine Feindseligkeit zu spüren, die über den uralten Zwist zwischen Veden und Satai hinausging, und ein Lauern, das nicht zu einem wissenden Mann wie ihm passen wollte. Er hörte kaum zu, wie Del antwortete und Torian und er sich weiterstritten, sondern ging dicht an Jamaß vorbei, tat so, als würde er einen Blick aus dem Fenster werfen und drehte sich dann wieder herum.
    Jamaß vollzog die Bewegung nach, aber den Bruchteil einer Sekunde langsamer als er. Und für einen winzigen Augenblick glaubte Skar etwas Dunkles, Glitzerndes zu erkennen, das aus seinem Nackenhaar kroch und im hohen goldbestickten Kragen seiner Zaubererrobe verschwand. Er mußte sich mit aller Macht beherrschen, um ein erschrockenes Zusammenzucken zu unterdrücken.
    Jamaß sah ihn an. Er runzelte die Stirn, und Skar fragte sich, ob er sein Erschrecken bemerkt hatte. Etwas Dunkles, Fremdes, glomm in seinen Augen auf. »Was hast du, Satai?« fragte er. Er
hatte
es gemerkt.
    »Nichts«, antwortete Skar ausweichend. »Ich... ich frage mich nur, wie es diesem Quorrl gelingen konnte, einen Mann wie dich zu täuschen, Jamaß.«
    »Das hat er nicht«, widersprach der Vede. »Ich verlange nicht von dir, daß du mir glaubst. Warte einfach ab, bis die Quorrl diese Festung stürmen und uns alle niedermachen, dann wirst du erkennen, wer recht hat.«
    »Der Gedanke scheint dich nicht besonders zu stören«, meinte Skar.
    Jamaß lächelte kalt. »Doch«, gab er zu. »Aber wir Veden haben eine andere Einstellung zum Tod als ihr. Es spielt keine Rolle, wie lange man lebt, Satai. Wichtig ist nur,
wie
du gelebt hast.« »Ja«, bestätigte Skar und fügte im gleichen, fast beiläufigen Ton hinzu: »Sag, Jamaß — warst du mit dem Gefangenen allein?« »Was soll diese Frage?« schnauzte Torian.
    »Und hast du ihn berührt?« fuhr Skar unbeirrt fort, noch immer an den
Ältesten
gewandt. Jamaß antwortete auch jetzt nicht, aber in seinem Blick war etwas Neues. Er wirkte alarmiert. »Ich frage dich noch einmal — was soll das?« herrschte Torian ihn an. Er ließ Del einfach stehen und versuchte, sich zwischen Skar und Jamaß zu schieben.
    Es blieb bei dem Versuch. Skar versetzte ihm einen Stoß, der ihn zurück- und direkt in Dels Arme taumeln ließ. In der gleichen Bewegung zog er sein Schwert und richtete die Spitze auf Jama-ßens Gesicht. Torian begann vor Wut zu brüllen, aber Del hatte verstanden, was Skars Frage bedeutete, und so schnell und wortlos reagiert, wie er es gewohnt war — der Vede zappelte in seinem Griff wie ein Kind in den Fäusten eines Riesen.
    Auf Jamaß' Zügen war keine Furcht zu sehen. Ruhig, ja beinahe spöttisch, blickte er Skar an.
    »Zieh den Mantel aus«, befahl Skar.
    Jamaß zögerte, hob dann langsam die Hände und löste die goldene Spange, die das Kleidungsstück hielt, als Skar seiner Aufforderung mit einem sanften Schwertstoß Nachdruck verlieh. »Und jetzt?« fragte er ruhig.
    Statt einer direkten Antwort senkte Skar das
Tschekal
um eine Winzigkeit und schlitzte mit der rasiermesserscharfen Klinge die goldbestickte Robe des
Ältesten
von der Schulter bis zur Hüfte auf. Torian kreischte, als würde ihm ein glühender Dolch in den Leib getrieben — und verstummte mit einem fast absurden, würgenden Geräusch, als sein Blick auf das fiel, was unter dem zerschnittenen Zauberergewand zum Vorschein kam.
    »Großer Gott!«
stöhnte Del.
    Skar war nicht überrascht. Er war nicht einmal sehr erschrok-ken. Alles, was er fühlte, war eine tiefe Niedergeschlagenheit, eine mit Hilflosigkeit gepaarte Wut, die durch Jamaß' herablassendes Lächeln noch geschürt wurde.
    »Es nützt euch nichts mehr«, triumphierte Jamaß — das
Ding,
das wie Jamaß aussah und sich seiner Stimme und seines Körpers bediente.
    Skar versetzte ihm einen Stoß mit dem Schwert, der ihn gegen die Tür prallen ließ. Einen Moment lang kämpfte er mit wild rudernden Armen um sein Gleichgewicht, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Aber das

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