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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stimme hinter ihm seinen Namen. Skar fuhr herum und erkannte eine riesige goldgepanzerte Gestalt, die auf dem Rücken ihres Schlachtrosses aus dem Kampfgetümmel herausragte wie ein Fels aus kochender Brandung.
    »Satai!« brüllte der Quorrl, mit einer Stimme, die selbst den Schlachtenlärm übertönte. »Bleib stehen! Kämpfe mit mir!«
    Skar zögerte. Er wollte Titch zurufen, daß er nicht mehr kämpfen wollte, daß sie nicht mehr kämpfen
durften,
wollten sie nicht alles nur noch schlimmer machen, aber seine Stimme versagte einfach. Er wußte, daß es sinnlos gewesen wäre. Titch kämpfte wie ein Besessener, während er sein Pferd auf Skar zudrängte, schlug mit seinem Schwert aufjeden ein, der sich ihm in den Weg stellte, gleich, ob Mensch oder Quorrl, und brüllte ununterbrochen seinen Namen: »Kämpfe mit mir, Satai!« schrie er. »Laß es uns zu Ende bringen, nur du und ich!«
    Aber Skar stellte sich seiner Herausforderung nicht. Er stürmte in den Turm, sprang mit einem gewagten Satz über die Barriere aus gespitzten Holzpfählen hinweg, welche die Männer hinter dem Tor errichtet hatten, und schrie auch ihnen seine Warnung zu, wegzulaufen und ihr Leben zu retten, obwohl er sicher war, daß sie seine Worte nicht verstanden. Dann raste er die Treppe hinauf, immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend und so schnell, daß er schließlich vor Erschöpfung innehalten mußte, weil sein Herz zum Zerreißen hämmerte und seine schmerzenden Lungen einfach keine Luft mehr bekamen. Sekundenlang blieb er keuchend und mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt stehen, ehe er mühsam weitertaumelte.
    Und dann fiel ihm die Stille auf.
    Sie war unheimlich. Von draußen hallte der an- und abschwellende Lärm der Schlacht herein, aber die Geräusche schienen sein Ohr gar nicht richtig zu erreichen, waren irgendwie unwirklich, gedämpft, als gäbe es zwischen seiner und der Wirklichkeit dort draußen mit einem Male eine unsichtbare Wand.
    Mit klopfendem Herzen sah Skar sich um.
    Es war nicht nur still, es war auch keine Spur von Leben zu erkennen, nichts rührte sich, weder hier noch in den fünf oder sechs Etagen des Turmes, an denen er vorübergestürmt war, wie ihm erst im nachhinein auffiel. Dabei hätte der Turm von Männern bersten müssen. Sie hatten alle Verwundeten und Kranken hierhergebracht, in den vermeintlich sichersten Teil der Festung, und er selbst hatte einen Trupp von fünfundzwanzig Männern ausgewählt, der keine andere Aufgabe hatte, als Kiina zu bewachen.
    Aber er sah keine Spur von Leben.
    Langsam zog er das Schwert aus dem Gürtel und eilte weiter.
    Er wußte, wie lächerlich die Waffe war, gegen den Feind, der hier auf ihn wartete, aber er hätte es einfach nicht ertragen, mit leeren Händen weiterzugehen. Schließlich erreichte er den Treppenabsatz, hinter dessen Tür der Korridor zu Dels Thronsaal lag. Das Netz war da. Irgendwie spürte er es, noch bevor er die Tür öffnete. Der Gang war erfüllt von einem dichten, zitternden Geflecht aus schwarzen Fäden, da und dort wild ineinandergedreht, hier und da gleichmäßige, fast symmetrische Muster bildend, und erfüllt von einer nur vage wahrzunehmenden, gleichmäßigen Bewegung, wie dem Schlagen eines gigantischen bösen Herzens. Eine Anzahl unförmiger schwarzer Kokons sprachen eine beredte Sprache über das Schicksal der Wachmannschaft, und auch hier gewahrte er die großen, von beunruhigendem Eigenleben erfüllten formlosen Kokons, zu denen sich das Gewebe zu verdichten begann.
    Und doch war etwas anders hier als oben auf der Mauer oder in dem kleinen Lagerraum im Turm. Das Netz war weniger dicht, bedeckte die Wände zwar wie eine kompakte schwarze Masse, ließ im eigentlichen Gang aber genug Platz, um ihn vorsichtig zu durchqueren, und trotzdem schien es Skar, als fühle er seine böse Ausstrahlung hier tausendmal stärker. Was immer das Herz dieses schwarzen Dämons war, es war hier präsenter. Er wußte plötzlich, daß das, was sie das
Netz
und Kiina den
Wächter
nannten, nur das Werkzeug von etwas viel Gefährlicherem, Böserem war, die Millionen Arme und Hände einer uralten, durch und durch feindseligen Kreatur.
    Und er war ihr jetzt ganz nahe.
    Unendlich vorsichtig ging er weiter. Er glaubte zu spüren, daß das Netz ihm jetzt nichts mehr antun würde, aus einem Grund, den er nicht begriff, von dessem Vorhandensein er aber überzeugt war. Trotzdem wich er den lose herabhängenden Fäden und Netzgeweben achtsam aus und sah jedesmal zu Boden,

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