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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bewegung zwischen den Schulterblättern. Aus seinem Sprung wurde ein haltloses Stolpern. Er schrie auf, prallte schmerzhaft mit der Hüfte gegen die Tischkante und glitt aus.
    Der Sturz rettete ihm zum zweiten Mal das Leben. Die zollstarke Tischplatte zersplitterte unter einem fürchterlichen Hieb, und irgendwo dicht neben ihm klirrte Metall auf den Steinboden. Skar trat blindlings zu und traf, aber es gelang ihm nicht, seinen Gegner aus der Balance zu bringen. Immerhin hörte er, wie der Mann schmerzhaft keuchte und einen Schritt zurücktaumelte —und diesmal reichte die gewonnene Zeit Skar, auf die Füße zu kommen und nach seinem Schwert zu greifen.
    Es zu ziehen, nicht mehr.
    Sein Gegner war noch immer unsichtbar, aber Skar spürte, wie etwas auf ihn zustürzte. Ein Faustschlag traf seine Schulter und ließ ihn gegen die Wand taumeln, und eine zweite, erstaunlich starke Hand umklammerte sein Handgelenk und preßte es gegen die Mauer. Skar bäumte sich auf, bekam eine Hand frei und schlug mit aller Wucht zu. Aber er sah seinen Gegner nicht, und so traf der Handkantenschlag nicht dessen Hals, sondern prallte harmlos von einer metallgepanzerten Schulter ab, und das Blut, das plötzlich über Skars Hand lief, war sein eigenes.
    Mit aller Gewalt stemmte er sich gegen den unsichtbaren Schatten, der ihn erbarmungslos gegen die Wand preßte, sammelte noch einmal alle Kraft — und ließ sich jählings zu Boden sinken.
    Der Trick funktionierte. Der Ansturm seines Gegners ging für einen Moment ins Leere, und Skar nutzte den Sekundenbruchteil, sich vollends loszureißen und unter den Beinen seines Widersachers hindurchzurollen. Diesmal beging er nicht den Fehler aufzuspringen, sondern blieb reglos und mit angehaltenem Atem liegen. Er schloß die Augen, um sich ganz auf die Geräusche zu konzentrieren, die der andere machte.
    Und begriff, daß er abermals einen Fehler begangen hatte. Er selbst war so gut wie blind, aber der andere schien über die Sehkraft einer Katze zu verfügen. Eine Hand packte seine Schulter und riß ihn herum, dann fühlte er sich in die Höhe gezerrt und mit unmenschlicher Kraft quer durch den Raum geschleudert.
    Skar versuchte den Anprall mit den Armen abzufangen, aber er war nicht schnell genug. Die Wand traf ihn wie eine steinerne Faust und ließ ihn bewußtlos zusammenbrechen. Der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf schoß, war der, wie lächerlich es doch war, nach allem auf
diese
Weise...
    ... sterben zu sollen.
    Sterben?
    Skar öffnete die Augen. Er war nicht tot. In seinem Kopf hämmerte ein quälender Schmerz, und die rechte Seite seines Gesichtes klebte vor halb geronnenem Blut, aber er war ganz eindeutig nicht tot, sondern hatte die zweite Hälfte dieses Gedankens gedacht, nachdem er erwacht war. Nach einer geraumen Weile erwacht war, wie ihm ein Blick zum Fenster bewies. Durch die geschlossenen Läden drang jetzt das helle, unnatürlich klare Licht des frühen Morgens, und aus der Schwärze im Zimmer war ein mattes Grau geworden.
    Skar stöhnte. Der Laut hallte wie ein Schrei in seinem Kopf wider und ließ den Schmerz in seiner Schläfe zu zehnfacher Heftigkeit aufflammen. Keuchend hob er die Hand, preßte sie gegen seinen blutenden Schädel und wartete, bis das Hämmern darin wenigstens so weit abgeflaut war, daß er sich fähig fühlte, wenigstens einen halbwegs klaren Gedanken zu denken, wenn schon nicht, sich zu bewegen. Er lebte. Aus irgendeinem Grund hatte der Attentäter darauf verzichtet, ihn vollends umzubringen, obwohl er wehrlos gewesen war. Vielleicht hatte er ihn auch für tot gehalten — was Skar nicht weiter erstaunt hätte, bei all dem Blut, das sein Gesicht besudelte.
    Vorsichtig zog er die Hand zurück, hob den Kopf und setzte sich vollends auf, als der erwartete Schmerz zwar nicht ausblieb, aber doch wesentlich milder war, als er befürchtet hatte. Trotzdem blieb er mehrere Minuten lang fast bewegungslos sitzen. In seinem Kopf drehte sich alles. Ihm war übel und heiß und kalt zugleich, und als er versuchte, sich in die Höhe zu stemmen, wurde ihm schwindelig. Skar war nicht sicher, daß er sich
nicht
den Schädel gebrochen hatte — weh genug dazu tat er weiß Gott
    - aber er hatte sich eine gehörige Gehirnerschütterung eingehandelt.
    Mühsam hievte er sich in die Höhe, taumelte zum Fenster und stieß die Läden auf. Grellweißes Sonnenlicht flutete in den Raum und stach wie mit winzigen glühenden Nadeln in seine Augen, aber die frische Luft vertrieb auch

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