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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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riß ihn in die Höhe und schleuderte ihn gegen einen Baum. Titch brüllte vor Überraschung und Schmerz, ging zu Boden und schrie ein zweites Mal auf, als Skars Faust mit fürchterlicher Wucht seine Brust traf. Er versuchte sich zu wehren, aber Skar fiel wie ein Tobsüchtiger über ihn her, deckte ihn mit Schlägen und Tritten ein, die nur aus dem einen Grund nicht tödlich waren, weil er viel zu sehr raste, um gezielt zuzuschlagen. Aber er spürte, daß er den Quorrl verletzte. Sein eigenes Blut lief von seinen Händen, aber auch das Titchs.
    Dann bekam der Quorrl seinen Arm zu fassen. Skar bäumte sich auf, versuchte sich loszureißen und schlug mit der freien Hand wie besessen auf Titchs Gesicht ein, aber der Quorrl ließ nicht los.
    Skars Hiebe ließen seine Lippen und die dünnen Schuppen unter seinen Augen aufplatzen, aber Titch reagierte gar nicht darauf, sondern stemmte sich mit einer kraftvollen Bewegung in die Höhe und versuchte, auch Skars anderen Arm zu packen.
    Skar wich seiner Hand aus, trat nach Titchs Knie und verlor das Gleichgewicht, als der Quorrl eine blitzschnelle halbe Drehung vollführte. Dann war Titch hinter ihm, verdrehte ihm den Arm und legte die freie Hand von hinten um Skars Hals. Skar bäumte sich auf, trat und wand sich im Griff des riesigen Quorrl und tastete nach seinem Gesicht und seinen Augen, aber Titch stand wie ein Fels. Sein Griff war wie Stahl. Langsam, aber unbarmherzig, schnürte er ihm den Atem ab.
    Skars Lungen brannten wie Feuer, und vor seinen Augen begannen feurige Kreise zu flimmern. Der Arm, den Titch ihm auf den Rücken drehte, schmerzte unerträglich. Aber er hörte erst auf zu toben, als er das Bewußtsein zu verlieren begann.
    Titchs Griff lockerte sich, aber nur so weit, daß Skar wieder atmen konnte. Er taumelte, rang keuchend nach Luft und brach ganz langsam in die Knie. Titch folgte der Bewegung, stützte ihn, als er zusammenbrach, hielt ihn aber auch gleichzeitig fest, selbst, als Skar längst aufgehört hatte, sich zu bewegen.
    »Was ist los mit dir?« schrie er.
    Skar antwortete nicht, aber Titch schien zu spüren, daß es vorbei war. Zögernd ließ er Skars Hand los, drehte ihn auf den Rük-ken und trat rasch einen Schritt zurück, um nicht von einem neuerlichen Angriff überrascht zu werden.
    »Was soll das?« fragte er mißtrauisch, und viel mehr verwirrt als zornig: »Bist du verrückt geworden?«
    »Vielleicht«, stöhnte Skar. Das Sprechen fiel ihm schwer. Titchs unbarmherziger Griff hatte etwas in seinem Hals verletzt. Er schmeckte Blut. »Vielleicht bin ich das wirklich«, wiederholte er. »Oder ich werde es. Großer Gott, Titch — was geschieht mit uns?« »Du hast es doch selbst gesagt«, grollte Titch. »Du wirst verrückt — und ich bin es offenbar schon, mich immer noch mit dir abzugeben.« Er legte den Kopf auf die Seite und sah Skar mißtrauisch und sehr lange an.
    »Du hast wieder geträumt?«
    Skar nickte. Er versuchte aufzustehen, aber seine Kräfte versagten. Er fühlte sich schwächer denn je. Der Schlaf hatte ihn erschöpft, statt seine Kräfte zu regenerieren; er sank stöhnend zurück, blieb sekundenlang mit geschlossenen Augen liegen und versuchte es noch einmal. Titch sah ihm schweigend zu, machte aber keine Anstalten, ihm zu helfen. Ganz im Gegenteil — als Skar endlich auf eigenen Füßen stand, wich er einen Schritt zurück.
    »Ist es... vorbei?«
    Skar lauschte in sich hinein. Es war nicht vorbei, weil es nie vorbei sein würde, solange dieses fürchterliche Flüstern in seinen Gedanken nicht aufhörte, aber für den Moment hatte er die rote Haßkreatur besiegt. Er nickte, und Titch schien zu spüren, daß es die Wahrheit war, denn er atmete hörbar auf. Skar konnte sehen, wie die Spannung aus ihm wich.
    »Gut«, sagte er. »Wenn du wieder klar genug bei Verstand bist, mir zuzuhören, können wir vielleicht weitergehen.« Die Stimme des Quorrl zitterte. Skar sah ihn aufmerksamer als bisher an und erschrak. Titchs Gesicht war voller Blut, und längst nicht alles davon stammte von Skar. Und die Art, in der er den rechten Arm hielt, verriet, daß er verwundet war.
    »Ich habe dich verletzt«, sagte er. »Das... tut mir leid. Laß mich sehen.«
    Titch schlug seine Hand beiseite, als Skar nach seinem Arm greifen wollte. »Das ist nichts«, sagte er. »Ein Kratzer. Du kannst mich nicht ernsthaft verletzen, weißt du? Aber du warst überraschend gut — für einen Menschen«, fügte er hinzu.
    Skar schwieg betroffen.

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