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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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umgesehen, in den letzten Stunden. Wenn du mich fragst, dann lebt hier nichts mehr. Dieses ganze verdammte Tal ist ein Grab. Und noch etwas.« Er zögerte, und als er weitersprach, tat er es in einer Art, als wäre er nicht ganz sicher, ob es richtig war, Skar seine Beobachtung mitzuteilen. »Ich bin... auf einen der Bäume gestiegen, um mich umzusehen.«
    »Und?« fragte Skar. »Was hast du entdeckt?«
    »Nichts«, sagte Titch. »Aber das ist es ja gerade, was mich beunruhigt. Wenn dies hier das Tal der Drachen ist, dann frage ich mich: wo sind die Drachen?« Er ging weiter, ehe Skar noch etwas sagen konnte, und er tat es ein bißchen zu schnell und energisch, um Skar weiter glauben zu machen, daß ihn dieser Gedanke völlig unbeeindruckt ließ.
    Es waren drei, wie Titch vermutet hatte, aber es waren keine Drachen, sondern Tyrr, jene häßlichen, aufrecht auf den Hinterläufen gehenden Echsenwesen, die Anschi im Kampf gegen Titchs Männer eingesetzt und Skar später im Lager der
Errish
wiedergesehen hatte. Aber etwas war an diesen Tieren anders als an denen, die die
Errish
benutzten: sie waren aufgezäumt und sorgsam gepflegt, und auf ihren Rücken waren sonderbar asymmetrische Sättel festgeschnallt, die es einem Menschen erlauben mußten, in einer absurden Huckepack-Haltung auf den känguruhähnlichen Ungetümen zu reiten. Zwei der drei Reiter saßen an einem kleinen Feuer unweit der zusammengebundenen Laufechsen; von dem dritten war keine Spur zu sehen. Wahrscheinlich stand er irgendwo Wache. Skar hoffte, daß er nicht seinerseits in einem Versteck hockte und
sie
beobachtete, während sie überlegten, wie sie seine Kameraden überwältigen sollten.
    Titch gab ihm ein Zeichen, sich ein Stück weit in den Wald zurückzuziehen, damit sie reden konnten. Skar nickte, robbte rückwärts durch den staubfeinen Sand und richtete sich vorsichtig auf, als er den Wald erreichte, ging aber noch ein gutes Stück in den Busch hinein, ehe er stehenblieb und auf den Quorrl wartete, der etwas langsamer und weniger elegant nachkam, aber genauso lautlos wie er.
    »Sind sie das?« flüsterte Titch.
    »Die Zauberpriester?« Skar war sich nicht sicher. Die beiden Gestalten, die sie beobachtet hatten, trugen die gleichen, klobigen Anzüge mit den übergroßen Helmen wie die, die vor zwei Tagen mit Anschi geredet hatten. Aber etwas an ihnen war... anders.
    Skar konnte das Gefühl nicht in Worte kleiden, aber es war zu deutlich, um es zu ignorieren.
    »Vielleicht«, sagte er ausweichend.
    »Wir werden es herausfinden«, knurrte Titch. »Spätestens, wenn wir sie überwältigt haben.«
    »Du willst sie angreifen?«
    »Du nicht?« Titch lachte leise. »Wo ist dein Mut geblieben, Satai? Es sind nur drei.«
    »Drei Zauberer«, gab Skar zu bedenken.
    Titch machte eine wegwerfende Handbewegung. »Zauberer?
    Aus deinem Mund mutet dieses Wort seltsam an, findest du nicht? Ich erinnere mich an lange Gespräche, in denen du mir immer wieder erklärt hast, daß du nicht an Zauberei glaubst.«
    »Das tue ich auch jetzt noch nicht«, widersprach Skar gereizt. »Nenne es, wie du willst, aber diese Männer verfügen über Kräfte, denen wir nicht gewachsen sind.«
    Titch fegte seine Worte mit einer zornigen Bewegung davon.
    »Was glaubst du, wozu sie hier sind?« schnappte er. »Bestimmt nicht, um spazieren zu reiten, weil ihnen die Landschaft so gefällt. Sie suchen dich. Und sie sind schuld am Tod meiner Männer. Sie werden dafür bezahlen. Außerdem brauchen wir ihre Reittiere.
    Ich tue es auch allein, wenn du Angst hast.«
    Skar sah den Quorrl einen Herzschlag lang durchdringend an und begriff, daß jedes weitere Wort sinnlos war. Natürlich hatte er keine Angst. Was ihn vor dem Gedanken an einen Überfall auf die drei Zauberpriester zurückschrecken ließ, das war die Furcht vor sich selbst, die Angst, das Ding in sich nicht mehr bezwingen zu können, wenn er die Waffe zog und kämpfte. Aber Titch hatte recht. Das Tal der Drachen maß an die zweihundert Meilen, und wenn der flüsternde Turm sich auch nur annähernd in seinem Zentrum befand, dann bedeutete das einen Marsch von fünf, möglicherweise sieben Tagen. Selbst wenn er noch so lange zu leben hatte, würden seine Kräfte einfach nicht ausreichen.
    »Sei vorsichtig«, sagte er. »Denk an die grünen Feuer.«
    Titch lachte humorlos. »Ich denke an nichts anderes«, sagte er grimmig. »Wie gehen wir vor?«
    Skar überlegte einen Moment. Das Lager der Zauberpriester befand sich gute dreißig,

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