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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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befürchtet hatte, denn was auf den ersten Schritten nur ein schmaler, jäh in die Tiefe führender Pfad war, wurde nach einem Viertel der Strecke zu einer breit ausgebauten und von zahllosen Füßen glattpolierten Treppe, die in gewagten Windungen und Kehren in die Tiefe und auf den letzten zwanzig, dreißig Metern sogar durch einen Tunnel im Inneren des Berges führte, die in einer kleinen, zu einer Seite offenen Höhle endete. Auf dem Boden waren die Spuren zahlreicher Feuer, hier und da lagen achtlos liegengelassene Kleinigkeiten, die verrieten, daß dieser Weg in der Vergangenheit oft benutzt worden war, zugleich aber, daß ihn seit Monaten niemand mehr gegangen sein konnte.
    Sie legten eine kurze Rast ein, und Titch ließ Skar zurück, um sich draußen ein wenig umzusehen. Skar protestierte nicht. Der Quorrl hatte längst die Führung übernommen, während Skar selbst nur noch die Richtung bestimmte, in der sie gingen, und das war auch gut so, denn Titch war zumindest körperlich in der besseren Verfassung.
    Titch blieb nicht sehr lange, aber er sah besorgt aus, als er zurückkam. Skar stand auf und ging ihm ein paar Schritte entgegen, verließ die Höhle aber noch nicht, »Was hast du?« fragte er. »Hast du jemanden gesehen?«
    Der Quorrl schüttelte den Kopf. »Nein. Aber die Gegend gefällt mir nicht.« Er machte eine vage Geste zum Höhleneingang.
    »Es ist heiß, und der Sand ist so fein wie Puder. Man wird unsere Spuren meilenweit sehen.«
    »Sie wissen sowieso, daß wir kommen«, sagte Skar müde.
    »Sie wissen, daß
du
kommst«, verbesserte ihn Titch.
»Deinen Quorrl-Freund werden wir töten«,
zitierte er Anschis Worte. »Wir haben nicht viele Vorteile, aber einer davon ist, daß sie nichts von mir wissen. Wir sollten ihn nicht verschenken.«
    »Und was schlägst du vor?«
    »Wir trennen uns«, sagte Titch. Er hob rasch die Hand, als Skar protestieren wollte. »Nur für eine Weile. Bis zum Waldrand sind es drei oder vier Meilen, nicht mehr. Ich werde die gleiche Strecke hier am Fuße der Wand entlanggehen, aber nach Westen, nicht nach Norden. Dann mache ich kehrt und folge dir. Komm.« Er wandte sich um und trat an den Ausgang der Höhle.
    Als Skar neben ihn trat, spürte er, was Titch gemeint hatte.
    Selbst der sanfte Wind, der ihnen entgegenschlug, war warm und roch, als wäre er über eine Ebene aus glühendem Eisen gestrichen. Kaum hundert Meter vor ihnen schlängelte sich das blausilberne Band eines Flusses dahin, aber seine Ufer waren kahl, als wäre der Boden unfähig, Leben hervorzubringen. Der Wald dahinter lag vielleicht zwei oder drei Meilen entfernt, ganz wie Titch gesagt hatte, aber er war hinter einer Mauer aus hitzeflirrender Luft verborgen, in der Sand wie feiner grauer Staub tanzte.
    »Du wartest dort auf mich«, sagte Titch. »Siehst du den riesigen Baum mit der gespaltenen Spitze?«
    Skar sah nicht einmal einen Baum, aber er wußte, daß er sich auf Titchs scharfe Augen verlassen konnte. Er würde ihn sehen, wenn er näher kam. Er nickte.
    »Du wartest dort auf mich. Ich bin da, sobald es dunkel wird. Nachts können wir marschieren, ohne aus der Luft entdeckt zu werden.«
    Etwas an diesem Vorschlag gefiel Skar nicht, aber er war viel zu erschöpft, um zu widersprechen. Außerdem erschienen ihm Titchs Worte nur logisch. Von den Rücken ihrer Daktylen aus würden die
Errish
vielleicht ihre Spuren entdecken, aber niemals erkennen, daß sie sich um die Spuren
zweier
Männer handelte. Titch löste die Flasche von seinem Gürtel und hielt sie Skar hin. »Trink«, sagte er. »Der Weg ist weit.«
    Skar trank einen winzigen Schluck, aber Titch schüttelte den Kopf, als er ihm die Flasche zurückgeben wollte. »Trink sie leer«, befahl er. »Ich fülle sie wieder auf. Im Fluß ist genug Wasser.« Er achtete mißtrauisch darauf, daß Skar auch den letzten Rest aus der Feldflasche trank, hängte sie an seinen Gürtel zurück und machte eine auffordernde, ungeduldige Handbewegung. »Worauf wartest du?«
    Das Tal der Drachen war die Hölle. Die Luft waberte vor Hitze, und der Boden bestand aus pulverfeinem Staub, nicht aus Sand, in den er bei jedem Schritt bis weit über die Knöchel einsank, was das Gehen zu einer Qual machte. Die Wüste war so trocken, als hätte es nie einen zweiwöchigen Dauerregen gegeben, der auf das Land heruntergeprasselt war, und jeder Schritt kostete Skar ein wenig mehr Kraft als der vorherige. Er brauchte zwanzig Minuten, um den Fluß zu erreichen, obwohl er nur wenige

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