Enwor 8 - Der flüsternde Turm
vorgekommen, groß genug, selbst fünfzig Quorrl samt der gleichen Anzahl Packpferde aufzunehmen und ihnen gleichermaßen Schutz vor dem Regen wie vor einer zufälligen Entdeckung zu gewähren; und eine natürliche Festung dazu, denn sie war bis auf einen schmalen Durchschlupf an drei Seiten von Felsen umschlossen; die vierte, offene Seite bildete die Steilküste, die kein Angreifer überwinden konnte, der nicht über Flügel verfügte.
Jetzt war sie zur Falle geworden, denn die Angreifer
hatten
Flügel. Unweit
des
wie mit einem Messer gezogenen Felsabbruches der Steilküste schwebten vier oder fünf gigantische Daktylen in der Luft, häßlichen übergroßen Fledermäusen mit absurden Hammerköpfen gleich, und unter ihnen tobte eine entsetzliche Schlacht.
Skar konnte trotz seiner erhöhten Position nicht viel erkennen.
Von den Rücken der Drachenvögel aus zuckten immer wieder grelle Strahlenblitze in die Felsschüssel hinab und verwandelte die Nacht in ein stroboskopisches Flackern tiefster Schwärze und blendendweißen Lichts, aber der rasende Wechsel von Hell und Dunkel blendete ihn fast mehr, als es die Nacht und der Regen getan hatten. Aber immerhin konnte er genug sehen, um zu erkennen, daß sich Titchs Quorrl nicht mehr sehr lange würden halten können. Die, die noch am Leben waren, hieß das.
Die Daktylen und ihre Reiter waren nicht die einzigen Angreifer. Kaum zwei Armeslängen von Skar entfernt erhob sich die massige, grüngeschuppte Gestalt eines gewaltigen Drachen, in dessen Nacken ein schlanker schwarzer Schatten saß, und auch unter ihm bewegten sich
Errish;
dazu andere, im flackernden Licht nur unscharf zu identifizierende Wesen, die zu wuchtig aussahen, um Menschen zu sein, aber zu klein für Drachen. Gut die Hälfte des kleinen Quorrl-Heeres lag tot oder verwundet am Boden, niedergestreckt von den unablässig aufzuckenden Lichtpfeilen der Scanner oder den schrecklichen Krallen der Daktylen, die immer wieder auf das kleine Tal herabstießen und mit Klauen und Schnäbeln nach ihren Feinden hackten, und was von Titchs Heer noch am Leben war, das hatte sich zwischen das Gewirr von Felstrümmern und —brocken zurückgezogen, das das hintere Drittel des Tales ausfüllte. Wahrscheinlich war diese natürliche Deckung der einzige Grund, aus dem der Kampf nicht längst zu Ende war, denn nicht einmal der riesige Drache der
Errish
wagte es, sich ihr zu nähern: aus den Spalten und Winkeln, in denen die Quorrl Schutz gesucht hatten, schlug ihm ein unablässiger Strom von Pfeilen und Bolzen entgegen, und selbst, wenn er ihn überwunden hätte, hätte er sich an den messerscharfen Kanten und Graten des Lavagesteins höchstwahrscheinlich den Bauch aufgeschlitzt. Skar sah, daß es den kleineren Drachenwesen nicht besser erging. Die Quorrl hatten eine große Zahl von ihnen mit Pfeilschüssen niedergestreckt und hielten die anderen mit ihren Speeren auf Distanz.
Trotzdem gab es keinen Zweifel am Ausgang des Kampfes. Von den Rücken der kreisenden Daktylen aus stießen immer wieder grelle Lichtblitze nach den Quorrl, und die
Errish
im Nacken des großen Drachen feuerte mit einer anderen, sehr viel wirkungsvolleren Waffe auf die verschanzten Schuppenkrieger: Skar konnte nicht erkennen, was sie in den Händen hielt, aber es war groß und silberfarben und wuchtig, und es schleuderte armdicke Blitze auf die Felsen herab, der von dem peitschenden, schmerzhaft lauten Geräusch begleitet wurde, das er gehört hatte. Selbst diese entsetzliche Waffe reichte nicht aus, die Deckung der Quorrl zu durchbrechen, aber wo ihre Blitze die Felsen trafen, glühten diese in dunklem Rot auf, und die Hitze trieb Titchs Männer schreiend aus ihrer Deckung. Direkt in das Scannerfeuer der anderen
Errish
oder die zupackenden Klauen der Drachen hinein.
Skar hatte genug gesehen. Seine Rippen pochten noch immer, aber er hatte sich jetzt weit genug in der Gewalt, den Schmerz an den Rand seines Bewußtseins zu drängen, wo er ihn nicht beeinträchtigen würde. Vorsichtig richtete er sich auf, kroch bis zu einer Stelle, die ihm günstig erschien — und sprang.
Diesmal hatte er sich nicht verschätzt. Er landete so dicht neben der Flanke des riesigen grauen Drachen, daß er sich an seinen rauhen Schuppen die Haut aufriß, nutzte den Schwung seines Aufpralles aus, um sich sofort wieder abzustoßen, und grub Finger und Zehen in den glitzernden Schuppenpanzer des Drachen. Die Bestie brüllte zornig auf, als sie die Berührung spürte. Ihr
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