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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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grauen Schleier mit Blicken zu durchdringen. Der Regen machte es schwer, Einzelheiten zu erkennen, aber das Blitzen von Titchs Rüstung war nicht mehr zu erkennen; wie sie es vereinbart hatten, war er zu seinen Leuten zurückgegangen, die im Schutze der Felsen lagerten, eine Meile südlich von Elay und weit genug vom Bannkreis der Stadt entfernt, niemanden zu einer Unbesonnenheit zu verleiten — wenn auch für die Quorrl sicherlich noch immer viel zu nahe. Die Quorrl fürchteten die
Errish
fast ebensosehr, wie diese die Quorrl haßten. Kein Quorrl hatte jemals Elay betreten, und kein Quorrl würde je —
    Skar dachte den Gedanken nicht zu Ende, als er begriff, wie lächerlich er war. Es gab in den Mauern dieser Stadt nichts mehr, was die Quorrl fürchten mußten. Er dachte immer noch in Begriffen einer Welt, die vor einem Menschenalter untergegangen war.
    Schneller als nötig trat er abermals durch das kleine Tor und ging wieder zu Kiina. Er fand sie an der gleichen Stelle, an der er sie zurückgelassen hatte, in der gleichen Haltung, wie eine Puppe, in einem Augenblick grenzenlosen Entsetzens erstarrt. Der Regen peitschte ihr Gesicht und ihr Haar, aber sie schien es nicht einmal zu spüren. Skar war nicht sicher, ob er wirklich nachempfinden konnte, was sie fühlte.
    »Bist du sicher, daß du es wirklich willst?« fragte er.
    Im ersten Moment reagierte sie nicht, und Skar glaubte schon, daß sie seine Worte gar nicht gehört hatte. Aber dann wandte sie mit einem Ruck den Kopf, starrte ihn eine Sekunde lang aus gro-ßen, vor Schmerz verdunkelten Augen an und nickte.
    »Dann komm«, sagte Skar. »Ich möchte nicht länger hierbleiben als unbedingt nötig.« Er machte eine auffordernde Handbewegung, aber Kiina rührte sich nicht.
    »Sie sind alle tot, Skar«, flüsterte sie. »Sie... sie haben sie alle umgebracht.«
    »Das werden wir herausfinden«, antwortete Skar. Er legte den Kopf in den Nacken und blinzelte zur Mauerkrone hinauf. »Es sieht nicht so aus, als wäre die Stadt angegriffen worden.«
    »Aber jemand hat sie alle getötet!« protestierte Kiina, mit einer Stimme, deren Klang Skar warnte: das Mädchen stand kurz davor, hysterisch zu werden. Aber wenn er ganz ehrlich war, dann ging es auch ihm nicht sehr viel anders.
    Kiinas Augen wurden groß, als sie den Scanner in Skars Hand sah. »Du... du glaubst, sie sind noch hier?«
    Seltsam — es war ihm fast peinlich, daß Kiina ihn auf die Waffe ansprach. »Nein«, antwortete er grob. »Aber irgend etwas ist hier geschehen, und —« Er sprach nicht weiter, sondern sah sich einen Moment lang schweigend um, zuckte dann mit den Schultern und hielt Kiina den Scanner hin. »Nimm du ihn. Du kannst sowieso besser damit umgehen«, fügte er hinzu, als Kiina zögerte, nach der Waffe zu greifen. Anstelle des Scanners zog er das Schwert aus dem Gürtel, als sie weitergingen.
    Erneut fiel Skar der Staub auf, der wie ein graues Leichentuch über der Stadt lag. Wo er vom Regen getroffen worden war, war er zu einer schwarzen, schmierigen Masse geworden, aber hier und da entdeckte er kleine, trocken gebliebene Reste in toten Winkeln, unter Fenstern und Türen oder im Windschatten der Toten. Nachdenklich blieb er stehen, ließ sich in die Hocke sinken und berührte eines der kleinen Staubhäufchen mit der Schwertspitze. Es fiel auseinander und wurde zu schwarzem Morast, als es die Feuchtigkeit aufsaugte, die sich auf der Klinge gesammelt hatte. »Was hast du?« fragte Kiina, die ebenfalls stehengeblieben war. »Glaubst du, daß dieser Staub irgend etwas damit zu tun hat?« Sie ließ sich neben ihm in die Knie sinken und wollte die Hand ausstrecken, aber Skar fiel ihr mit einer raschen Bewegung in den Arm.
    »Nicht«, sagte er. »Faß es nicht an. Rühr überhaupt nichts an, bevor wir nicht genau wissen, was hier geschehen ist.«
    Kiina blickte ihn fragend an, schwieg aber. Skar richtete sich wieder auf, wischte die Klinge seines
Tschekal
sorgsam an der Kleidung eines Toten ab und schob die Waffe wieder in den Gürtel zurück. Aufmerksam sah er sich um. Jetzt, als er einmal darauf aufmerksam geworden war, fiel ihm auf, wie viel dieses grauen Staubes es in der Stadt gab. Zusammengebacken zu schwarzem Morast bedeckte er buchstäblich jeden Quadratfuß des Bodens, besudelte die Wände, tropfte mit dem Regen vermischt wie schwarzes Blut von den Dächern und bedeckte selbst die Trümmerhaufen, die die Straßen blockierten. Bevor es zu regnen begonnen hatte, überlegte Skar,

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