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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekommen«, fuhr Titch fast nachdenklich fort. Anschi schwieg.
    Skar blickte beunruhigt zu dem gigantischen Quorrl hoch.
    Was hatte Titch vor? Er hatte den Quorrl nicht als einen Mann kennengelernt, der Konversation machte — wahrscheinlich wußte Titch nicht einmal, was dieses Wort bedeutete. Wenn er redete, dann nur, wenn es nötig war.
    »Hättet ihr es getan?« beharrte Titch, als Anschi nicht antwortete.
    »Ja«, sagte die
Errish
schließlich. »Das hätten wir. Wir hätten es zumindest versucht.«
    »Und es wäre euch gelungen«, sagte Titch. Plötzlich lachte er, ein tiefer, grollender Laut, der Anschi abermals erschrocken zusammenfahren ließ. Es gab nur wenige Menschen, die einen Quorrl jemals hatten lachen hören.
    »Du imponierst mir, Menschenjunges«, sagte er. »Du bist nicht sehr klug. Was du für Tapferkeit hältst, ist mehr Unbesonnenheit, aber du imponierst mir, denn du bist ehrlich.«
    »Dann haben wir... Frieden?« fragte Anschi zögernd.
    »Wir werden nicht mehr gegeneinander kämpfen«, antwortete Titch, und nicht nur Skar begriff, daß das nicht genau die Antwort war, die die
Errish
hatte hören wollen. Aber vielleicht war es mehr, als sie alle hatten erwarten können. Skar spürte die Feindseligkeit, die wie ein übler Hauch in der Luft war, überdeutlich.
    Anschi atmete hörbar auf, dann runzelte sie plötzlich die Stirn und deutete auf den blutgetränkten Verband um Titchs Hand. »Deine Hand«, sagte sie. »Sie ist verletzt. Laß mich danach sehen.« Titch schüttelte den Kopf, und Skar sagte rasch: »Das ist keine Wunde, die du heilen könntest, Kind.«
    »Aber ich —«
    »Es ist auch keine Wunde, die eine echte
Errish
heilen könnte«, fuhr Skar ruhig fort. »Kümmere dich um die anderen Quorrl. Sie brauchen deine Hilfe nötiger.«
    Anschi blickte verwirrt zwischen ihm und Titch hin und her, maß den blutigen Fetzen um Titchs Hand noch einmal mit einem langen, irritierten Blick und machte dann eine Bewegung, die eine Mischung zwischen Kopfschütteln, Nicken und Achselzucken zu sein schien. »Deshalb bin ich hier«, sagte sie, wieder an Titch gewandt. »Viele deiner Krieger sind schwer verwundet. Zu schwer, als daß wir ihnen hier helfen könnten. Sie werden sterben.«
    »Dazu sind Krieger da«, sagte Titch gelassen.
    Anschi starrte ihn an, zog es aber vor, so zu tun, als hätte sie die Bemerkung überhört. Sie wandte sich an Skar. »Unser Lager ist nicht weit von hier. Drei Stunden, vielleicht vier, wenn der Regen anhält. Dort können wir den Quorrl helfen.«
    Skar blickte fragend zu Titch auf. Der Quorrl schüttelte wortlos den Kopf.
    »Aber sie werden sterben!« protestierte Anschi.
    »Wenn es der Wille der Götter ist, so sterben sie«, sagte Titch ruhig.
    Das Gesicht der jungen Frau verdunkelte sich vor Zorn, aber Titch hatte in einem Ton gesprochen, der keinen Widerspruch zuließ. Und auch Anschi schien einzusehen, daß es Wahnsinn wäre, die Quorrl mitzunehmen. Ganz davon abgesehen, daß die meisten der Verwundeten den Ritt wohl kaum überlebt hätten, war der Gedanke einfach unvorstellbar, eine Armee von Quorrl in ein Lager der
Errish
zu führen. Sie wandte sich an Skar und schlug eine andere Taktik ein.
    »Kiina hat mir erzählt, warum ihr hier seid«, sagte sie. »Vielleicht können wir euch helfen.«
    »Und wie?«
    »Yul!« antwortete Anschi und machte eine erklärende Handbewegung. »Unsere Führerin. Sie ist...« Sie biß sich auf die Unterlippe und verbesserte sich nach einer kurzen Pause: »Sie
war
eine Vertraute der
Margoi.
Sie wird viele eurer Fragen beantworten können.«
    Skar sah fragend zu Titch auf, und der Quorrl nickte. »Geh nur. Wir werden hier auf euch warten.«
    »Zwei meiner Schwestern werden bei euch bleiben«, sagte Anschi. »Wir sind nicht die einzigen, die überlebt haben. Und es gibt wilde Tiere.«
    »Das ist nicht nötig«, antwortete Titch, aber diesmal blieb die
Errish
stur.
    »Vielleicht nicht, vielleicht doch«, sagte sie. »Oder wißt ihr, wie ihr mit einem Drachen fertig werden könnt, Quorrl? Oder einer Herde wilder Tyrr?« Sie deutete auf den Kadaver eines der Reptilienwesen, der zwischen den Felsen lag. »Sie haben das Tal der Drachen verlassen, nachdem der magische Bann Elays erloschen ist, und durchstreifen die Wüste.«
    »Anschi hat recht, Titch«, mischte sich Kiina ein. »Ihr müßt lernen, einander zu vertrauen, und vielleicht ist das der erste Schritt.« Es waren die ersten Worte, die Skar sie sprechen hörte, seit sie zurückgekehrt

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