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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine zweite und dritte Daktyle in rascher Folge aus den Wolken auftauchten und mit scheinbar unbeholfenen Bewegungen dicht vor Anschi zur Landung ansetzte. »Sie haben uns mehr als tausend Meilen weit begleitet«, sagte er. »Warum sollte sich daran plötzlich etwas ändern?«
    »Titch hat uns begleitet, weil er glaubte, bei den
Errish
Hilfe zu finden«, sagte Kiina ernst. »Statt dessen haben sie ihn angegriffen.« »Es war ein schrecklicher Irrtum«, sagte Skar, obwohl er ganz und gar nicht davon überzeugt war, daß Titch dies ebenso sehen würde. Er vertraute dem Quorrl; mehr, als er den meisten
Menschen
vertraute, die er in den letzten Monaten kennengelernt hatte. Aber er mußte aufpassen, daß er nicht anfing, ihn auch als
Menschen
zu betrachten. Titch war es nicht. Er war ein Quorrl, ein Wesen, das unter völlig anderen Bedingungen geboren und aufgewachsen war, und dessen Wertvorstellungen sich nicht mit denen eines Menschen deckten. Es war unmöglich, seine Reaktionen vorauszusehen. Er antwortete nicht, sondern ging weiter, als die letzte Daktyle den Boden erreicht hatte und Anschi ihnen winkte. Auf dem Weg zu ihr begann Kiina erneut zu husten, und diesmal war es so schlimm, daß sie stehenblieb und sich qualvoll krümmte. Skar griff nach ihr, aber Kiina schüttelte seine Hand trotzig ab und stützte sich schwer auf einen Felsen.
    »Was hast du?« fragte Skar besorgt.
    »Nichts«, antwortete Kiina, immer noch hustend. Ihr Atem ging schnell; trotzdem schien sie kaum Luft zu bekommen.
    »Das hört sich nicht nach
nichts
an«, sagte Skar.
    »Dieser verdammte Regen«, antwortete Kiina. »Da muß man ja krank werden.« Sie bekam ihre revoltierenden Lungen endlich wieder unter Kontrolle, atmete ein paarmal gezwungen tief ein und aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich in das Regenwasser gemischt hatte. »Es ist nichts«, versicherte sie. »Yul wird mir ein Mittel geben, und morgen früh ist alles wieder vergessen. Keine Sorge.«
    Wahrscheinlich hatte sie sogar recht, dachte Skar. Es war sogar ganz im Gegenteil erstaunlich, daß sie bisher
nicht
krank geworden waren, alle beide. Zwei Tage ununterbrochener Regen, Kälte und unruhiger Schlaf in nassen Kleidern ruinierten selbst die stärkste Kondition.
    Trotzdem beobachtete er Kiina besorgt, während sie auf den Rücken der Daktyle kletterte, die Anschi ihr zuwies. Ihre Bewegungen waren ungelenk und verdeutlichten, wie schwach und erschöpft Kiina war. Als sie nach den Zügeln des großen Flugreptils griff, zitterten ihre Finger.
    Auch Anschi war Kiinas Zustand nicht entgangen. Wortlos trat sie neben sie, löste ein kompliziert aussehendes Geschirr aus dünnen Lederriemen vom Sattel der Daktyle und begann sie damit festzuschnallen. Kiinas schwachen Protest ignorierte sie einfach. Skar schüttelte den Kopf, als die
Errish
auch ihm beim Aufsteigen behilflich sein wollte. Nicht besonders geschickt, dafür aber sehr schnell, kletterte er in den bizarr geformten Sattel, der zwischen den zusammengefalteten Fledermausschwingen der Daktyle wie ein Geschwür aussah, und nahm die Zügel in die Hand.
    Die Daktyle bewegte unruhig den Kopf. Eines ihrer daumennagelgroßen, dunkelroten Augen starrte Skar mit einer Mischung aus Bosheit und Mißtrauen an. Skar schauderte. Es war nicht das erste Mal, daß er auf dem Rücken einer dieser fliegenden Bestien saß, aber seine Furcht war so stark wie beim allerersten Mal. Die Daktylen waren schnell und stark und zäh, und in den Händen einer
Errish
konnten sie zu entsetzlichen Waffen werden, aber dummerweise verfügte Skar weder über die Fähigkeit, seinen Geist telepathisch mit dem des Drachenvogels zu verschmelzen und ihn so zu beherrschen, noch war er der Meinung, daß eine Fortbewegung fünfhundert Fuß
über
der Erde etwas ganz Selbstverständliches sei. Er fragte sich, ob es stimme, was man sich über die Daktylen erzählte: daß sie die intelligentesten unter den Drachen waren.
    Und die heimtückischsten.
    »Keine Sorge, Satai«, sagte Anschi, die seine Gefühle auf seinem Gesicht abgelesen haben mußte. »Ich fliege mit euch. Ich werde sie steuern. Halt dich einfach nur fest.«
    »Alle drei?« fragte Skar zweifelnd.
    »Es wird schon gehen«, antwortete Anschi leichthin. »Der Weg ist nicht sehr weit. Keine halbe Stunde, wenn der Sturm nicht zunimmt.« Sie lächelte aufmunternd, ging zu ihrem eigenen Tier und schwang sich mit einer Bewegung in den Sattel, die Skar vor Neid hätte erblassen lassen, wäre er nicht

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