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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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legte den Kopf schräg und starrte Skar aus seinen kalten Schlangenaugen nachdenklich an. »Ja, die hat es. Wir werden jetzt ein wenig schneller in den Norden kommen. Die Pferde müssen neun Reiter weniger tragen. Vielleicht auch zehn oder elf.«
    Skar schluckte die scharfe Antwort, die ihm auf der Zunge lag, herunter. »Ich war in Elay, Titch«, sagte er überflüssigerweise. »Die Stadt ist zerstört.«
    »Wie praktisch«, fauchte Titch. »Das erspart mir die Mühe, es selbst zu tun.«
    »All ihre Bewohner sind tot.«
    »Alle nicht«, grollte Titch. »Aber ich wollte, es wäre so.«
    »Titch, bitte«, sagte Skar. »Dein Selbstmitleid bringt uns nicht weiter.«
    »Selbstmitleid?« Der Quorrl lachte böse. »Was für ein praktisches Wort. Wir Quorrl kennen es nicht, aber ich weiß, was es bedeutet. Es ermöglicht euch, alles abzutun, was euch unbequem erscheint, nicht wahr?«
    Skar überging auch diese Herausforderung. Er spürte ganz genau, daß Titch ihn reizen wollte, und es gelang ihm auch — Skar kochte innerlich bereits vor Zorn. Aber er hatte sich gut genug in der Gewalt, sich nicht provozieren zu lassen.
    »Der Angriff auf euch war ein Irrtum«, sagte er. »Ein Fehler.«
    »So, ein Fehler?« unterbrach ihn Titch höhnisch. »Na, dann bin ich ja beruhigt, wenn es nur ein
Fehler
war.«
    »Ja, es
war
ein Fehler«, antwortete Skar, nicht mehr ganz so ruhig, wie er wollte. »Ein unverzeihlicher Fehler, wenn dir diese Formulierung lieber ist. Aber er ist nun einmal geschehen, und du kannst ihn mir genauso anlasten wie diesen
Errish.
Oder dir selbst.«
    »So?« fragte Titch. »Was habe ich falsch gemacht? Ist es nur der Umstand, daß ich überhaupt geboren worden bin, oder hätte ich-«
    »Das reicht«,
sagte eine scharfe Stimme hinter Skar. Titch sah auf und preßte wütend die Lippen aufeinander, und Skar fuhr überrascht und zugleich erschrocken zusammen, als er sich umdrehte und Anschi erkannte, die in Kiinas Begleitung herangekommen war. Ihr Blick flammte vor Zorn, als sie abwechselnd Skar und den Quorrl ansah.
    »Du bist der Anführer der Quorrl?«
    Titch schwieg. Anschi starrte Skar an, begriff, daß sie auch von ihm keine Antwort bekommen würde und kam noch einen Schritt näher. Hinter ihr und Kiina schloß sich der Ring aus gepanzerten schuppigen Leibern wieder, der sich geöffnet hatte, um die beiden jungen Frauen hindurchzulassen, und Skar fragte sich erst jetzt und mit einiger Verspätung, wieso die Quorrl
sie
anstandslos hatten passieren lassen, nachdem man selbst
ihm
den Zutritt verwehrt hatte. Plötzlich hatte er Angst. Er wußte nicht mehr, ob der Ausdruck auf den schwer zu deutenden Reptiliengesichtern der Quorrl nur Mißtrauen oder mehr war.
    »Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen«, führ Anschi fort, als Titch auch nach einer Weile keine Anstalten machte, zu reden, sondern sie nur weiter anstarrte. »Ich wollte dich um Verzeihung bitten, Quorrl. Aber du bist ja viel zu sehr damit beschäftigt, dich zu streiten und dir selbst leid zu tun.«
    Titch starrte sie für die Dauer von drei, vier Atemzügen weiter ausdruckslos an, machte einen schwerfälligen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus. Seine Pranke war größer als Anschis Kopf, und Skar sah, wie die junge
Errish
innerlich zusammenfuhr, als Titchs goldgepanzerte Faust sich ihrem Gesicht näherte. Aber sie hatte sich erstaunlich gut in der Gewalt und rührte keinen Muskel, und nach einer Weile senkte Titch die Faust wieder und sah zu seinen Kriegern hinüber. Wahrscheinlich bemerkten es weder Anschi noch Kiina, aber Skar kannte den Quorrl mittlerweile zu gut, als daß ihm der lautlose Befehl entgangen wäre, den er seinen Männern gab. Der Wall aus Leibern, der sich hinter Kiina und der jungen
Errish
gebildet hatte, zog sich ein kleines Stück weit zurück. Skar atmete innerlich auf.
    »Wie ist dein Name?« fragte Titch. »Du bist eine
Errish?
    Führst du sie?«
    »Welche Frage soll ich zuerst beantworten?« gab Anschi zurück. Skar warf ihr einen raschen, warnenden Blick zu, und Anschi fuhr hastig fort: »Ich bin die
Tochter
einer
Errish.
Mein Name ist Anschi, und ich führe diese Patrouille, ja.«
    »Du bist... noch sehr jung«, sagte Titch nachdenklich.
    »Selbst für einen Menschen.«
    Skars Blick wurde fast beschwörend, und Anschi verstand die Warnung, die darin lag. »Wir fragen nicht, wie alt jemand ist«, antwortete sie vorsichtig. »Sondern was er
kann.«
    »Ihr hättet uns alle getötet, wäre Skar nicht

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