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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit einer fast erschrockenen Geste. »Das ist alles?« fragte er. »Nichts weiter?«
    »Reicht dir das nicht?« schnappte Anschi. Sie war den Tränen nahe.
    »Keine Informationen?« vergewisserte sich Skar. »Nichts, was du mir sagen sollst?«
    »Sie hatte nicht mehr viel Zeit«, antwortete Anschi wütend. »Sie starb in meinen Armen, Satai, und ihren letzten Atem verschwendete sie, um über
dich
zu sprechen, den Mann, der ihr den Tod gebracht hat!«
    »Aber das stimmt doch nicht«, widersprach Skar sanft. »Ihr hättet-«
    »Alles war gut, bevor du aufgetaucht bist«, unterbrach ihn Anschi mit zitternder Stimme. »Wir waren ihm so nahe! Wir hätten es fast geschafft, sein Vertrauen zu erringen. Noch eine Nacht, oder zwei, und er hätte uns gehorcht.«
    »Wovon spricht sie?« fragte Titch.
    Skar sah ihn nicht an, sondern hielt Anschi weiter mit Blicken gefangen. »Vom
Dronte«,
antwortete er. »Dem Wesen, auf dem die
Ultha
kamen. Ihrem Herrn.«
    »Du...
kennst
dieses... dieses
Ding?«
fragte Titch. Mißtrauen klang in seiner Stimme mit, und Skar war verwirrt. Er hatte angenommen, daß Titch die Wahrheit kannte oder zumindest erraten hatte; schon weil es nicht eine einzige Frage gegeben hatte. Aber das stimmte nicht. Wahr war, daß der Quorrl auf seine Art so betäubt und erstarrt war wie Skar. Vielleicht mehr. Er hatte einfach nicht wissen
wollen,
was wirklich geschehen war.
    »Sag es ihm«, verlangte Skar.
    In Anschis Augen glomm ein gequälter Ausdruck auf. Sie versuchte, Titch anzusehen, aber es gelang ihr nicht. Sie tat Skar leid. Aber er wußte, daß er jetzt keinen anderen Ausweg mehr hatte. Er mußte Titch die Wahrheit sagen. Er hätte es längst tun sollen.
    »Sag es ihm!« verlangte er noch einmal. »Wiederhole, was Yul mir erzählt hat. Du weißt es doch, oder nicht? Du warst doch ihre Vertraute. Ihre Lieblingsschülerin.«
    »Was... bedeutet... das?« fragte Titch schleppend.
Er weiß es,
dachte Skar.
Er weiß es längst. Er wußte es schon damals, in Drasks Burg.
Titch hatte es nur nicht wahrhaben wollen.
    »Du hast mir die Legende von den
Ultha
erzählt, Titch«, sagte Skar, als klar wurde, daß Anschi nicht reden würde. »Die Legende vom Land der Toten und dem
Daij-Djan,
dem Teufel eures Volkes. Es ist keine Legende. Du hast den
Daij-Djan
gesehen, und du hast die
Ultha
gesehen.«
    Titch schwieg, aber seine Hände begannen ganz sacht zu zittern.
    Er wußte, was kommen würde.
    »Sie sind keine Dämonen, Titch«, fuhr Skar fort, ohne Anschi auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Sowenig wie der
Dronte
und die
Netzkreatur
oder irgendein anderes Ungeheuer, das die
Sternengeborenen
erschufen.« Er wandte sich mit einer auffordernden, fast herrischen Geste an Anschi. »Sag es ihm!«
    Anschi schwieg weiter.
    »Sie sind nicht einmal richtige Lebewesen«, fuhr Skar fort. »Sie sind...
Dinge.
Kreaturen ohne wirklichen eigenen Willen. Wenig mehr als Maschinen, die nur durch Zufall aus Fleisch und Blut bestehen. Ist es nicht so?«
    Die
Errish
wich seinem Blick aus. Aber sie nickte. »Ja«, flüsterte sie. »Skar sagt die Wahrheit.«
    »Aber wieso waren sie
hier?«
fragte Titch.
»Bei euch?!«
    »Weil wir sie gerufen haben«, antwortete Anschi leise. Titch sog scharf die Luft ein, und Skar legte ihm abermals beruhigend die Hand auf den Unterarm. Titch schüttelte sie ab.
    »Sie kamen, kurz nachdem der
Wächter
Elay übernommen hatte«, fuhr Anschi fort. »Sie jagten uns, und sie töteten viele unserer Schwestern. Aber Yul erkannte, daß sie nichts als Werkzeuge waren. Skar hat recht — sie sind Tiere, weniger noch als Tiere. Sie denken, und sie sind intelligent — jedenfalls glaube ich das —, aber sie haben keinen eigenen Willen.«
    »Und als der
Wächter
starb, da habt ihr versucht, ihren Geist zu übernehmen«, vermutete Skar. »So wie ihr es mit den Tyrr und den Daktylen tut.«
    Anschi nickte. »Und es wäre uns gelungen. Wir hätten sie ebenso beherrscht. Yul war sicher, daß es uns gelingt.«
    »Niemand kann Feuer mit Feuer bekämpfen«, sagte Titch.
    »Wir schon!« behauptete Anschi. »Wir sind
Errish,
keine —«
    »Ihr seid Kinder«, unterbrach sie Titch. Seine Stimme bebte, aber Skar war sicher, daß Anschi nicht einmal wußte, warum der Quorrl so zornig war. »Ihr habt Wesen beschworen, die schlimmer sind, als ihr euch auch nur vorzustellen vermögt!«
    Anschi antwortete nicht sofort. Vielleicht überraschte sie Titchs unerwarteter Zornesausbruch, vielleicht entsann sie sich auch erst

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