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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn sofort zu Euch gebracht«, sagte Titch. »Wie Ihr befohlen habt.«
    Befohlen?
Skar mußte sich beherrschen, um den Quorrl nicht abermals erstaunt anzublicken. Er hatte bisher geglaubt, daß es niemanden gab, von dem Titch
Befehle
entgegennahm. Wer immer dieser Cron war, er mußte über erstaunliche Macht verfügen. »Was wollt ihr hier?« fragte Cron.
    Skar verstand den Sinn der Frage nicht sofort. Hilfesuchend sah er Titch an, aber der Quorrl wich seinem Blick aus.
    »Ich… ich begreife nicht ganz, was Ihr meint, Cron«, sagte er vorsichtig. »Titch brachte mich her, weil ich verletzt wurde, und —«
    »Das meine ich nicht.« Crons Zeigefinger — der fast so dick wie Skars Handgelenk war — stocherte drohend nach seinem Gesicht. »Das Menschenmädchen und du — was wollt ihr in unserem Land? Hat euch niemand gesagt, daß es für Menschen verboten ist, hierher zu kommen?«
    »Doch.« Skar sah wieder zu Titch auf, aber der Quorrl wich ihm noch immer aus. Aus welchem Grund auch immer — von Titch hatte er keinerlei Hilfe zu erwarten. Er beschloß, das einzige zu tun, was ihm vernünftig erschien, und so nahe an der Wahrheit zu bleiben, wie nötig. »Aber ich hatte keine große Wahl.«
    »Als hier zu sterben?« Cron lachte. »Du weißt nicht, wovon du sprichst, Satai. Wenn du der Tempelgarde in die Fänge gerätst, wirst du dir wünschen, nie geboren zu sein.«
    »Möglich«, antwortete Skar achselzuckend. »Aber ich hatte nicht vor, mich fangen zu lassen. Und was ich zu tun habe, ist wichtiger als mein Leben.«
    »Papperlapapp!« Cron machte ein unflätiges Geräusch.
    »Nichts ist wichtiger als das Leben, Satai. Wenn du stirbst, dann kann auch die Welt zum Teufel gehen, denn du hast nicht mehr viel davon, wenn sie sich weiterdreht. Was ist es, was du so Wichtiges in Cant zu erledigen hast?« Er kicherte. »Die Welt retten?«
    »Genau das«, antwortete Skar.
    Er konnte regelrecht sehen, wie dem Quorrl das Lachen im Halse stecken blieb. Drei, vier Sekunden lang starrte er Skar irritiert an, dann wandte er sich mit einem Ruck an Titch und kreischte ein paar Worte mit seiner unangenehm fistelnden Stimme, die Skar nicht verstand. Titch antwortete sehr ruhig, aber auch in sehr bestimmten Ton darauf, und etwas Neues, für Skar nicht genau zu Deutendes trat in Crons Blick, als er sich wieder an ihn wandte.
    »Du willst also ins Land der Toten, wie Titch erzählt hat«, sagte er. »Was willst du dort, außer selbst zu einem Toten werden?«
    Plötzlich wurde Skar zornig. Er hatte das Gefühl, eine Farce zu erleben, in der nicht nur Cron, sondern auch Titch mitspielte. Und er war einfach zu müde, um Zeit damit zu verschwenden. »Verdammt, was soll das?« schnappte er. »Wenn Titch dir schon alles erzählt hat, was soll dann dieses Verhör? Er hat dir die Wahrheit gesagt, und du wirst auch von mir nichts anderes hören!«
    »Vielleicht will ich ja belogen werden«, antwortete Cron. »Vielleicht gefällt mir ja die Wahrheit nicht. Wer weiß — vielleicht gehöre ich zu denen, die nicht begeistert von der Vorstellung sind, einem Menschen dabei zu helfen, unsere Heiligtümer zu entweihen.« Er beugte sich in seinem Sessel vor, einer lebenden Lawine aus Fleisch und Panzerplatten gleich, die Skar einfach zermalmen mußte, wenn sie sich auch noch eine Winzigkeit weiter bewegte. »Vielleicht sollte ich euch der Tempelgarde übergeben, oder besser noch, den Bastarden.«
    »Bring uns einfach zu ihnen«, mischte sich Titch ein. »Mehr verlange ich nicht.«
    Crons Kopf ruckte herum. »Du
verlangst?«
wiederholte er.
    »Was
verlangst
du, General? Du hast nichts mehr zu
verlangen.«
»Cron, bitte«, sagte Titch. »Wir beide sind immer gut miteinander ausgekommen, und —«
    »O ja«, unterbrach ihn Cron, in höhnischem, bewußt überheblichem Ton. »Du bist hierhergekommen, mit deinen Kriegern und deinen Waffen, und du hast mir erlaubt, gut mit dir auszukommen. Du hast meine Frauen genommen, meinen Wein und mein Vieh, und du hast mir großzügig erlaubt, mich dafür zu bedanken. Dafür schulde ich dir einiges, du hast recht.«
    »Wenn du so denkst, hättest du uns gleich umbringen sollen.« »Wer sagt, daß ich das nicht noch tue?« gab Cron unbeeindruckt zurück. Titch wollte antworten, aber Cron schnitt ihm mit einer unwilligen Geste das Wort ab und drehte sich wieder zu Skar herum. »Man sucht euch, Satai«, sagte er. »Dich, das Menschenmädchen und diesen
Krieger
 —« Er deutete auf

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