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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Titch. »- hier. Auf eure Köpfe steht eine Belohnung. Was sollte mich davon abhalten, sie zu verdienen? Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß ich mein Leben riskiere, wenn ich euch nicht ausliefere.«
    »Vielleicht die Tatsache, daß wir alle in Gefahr sind«, antwortete Skar. »Nicht nur du und ich, sondern mein Volk und deines. Alle Volker Enwors.«
    »Mehr nicht?« sagte Cron spöttisch.
    »Vielleicht schon«, antwortete Skar. Er dachte an den gehörnten Flammendämon, den er in den Kellern des flüsternden Turmes gesehen hatte, und die unglaubliche Bosheit und Kraft, die das
Ding
verströmt hatte, und plötzlich war er gar nicht mehr so sicher, daß ihm
eine
Welt genügen würde. Vielleicht würde er weitermachen, wenn er Enwor erobert hatte, eine weitere Welt, und noch eine und noch eine, bis das ganze Universum ihm gehörte und sich in einen finsteren Pfuhl verwandelt hatte.
    Etwas von seinen Gefühlen mußte deutlich in seinen Worten mitgeklungen sein, denn Cron schwieg eine ganze Weile und sah ihn nur an, und auch wenn es schwer war, im Gesicht eines Quorrl zu lesen, so registrierte Skar doch die plötzliche Verunsicherung des Schuppenwesens.
    »Große Worte, Satai«, sagte er schließlich. »Aber man hat mich gewarnt, daß du es verstehst, mit Worten umzugehen. Ich werde darüber nachdenken. Und darüber, was mit euch geschieht.« »Wir haben nicht sehr viel Zeit«, sagte Skar.
    Cron winkte ab. »Ihr habt so viel Zeit, wie
ich
bestimme«, sagte er. »Jetzt geht. Ich lasse dich rufen, wenn ich entschieden habe.«
    Skar wollte noch etwas sagen, aber in diesem Moment fing er einen warnenden Blick Titchs auf, und als er in Crons vernarbtes Gesicht blickte, begriff er, daß es wirklich besser war, zu schweigen. Er verstand wenig von dem, was er in den letzten Minuten gehört und erlebt hatte, aber begriff immerhin, daß Cron kein Mann war, mit dem er
diskutieren
konnte. Auf diesem Hof mußte er ein unumschränkter Herrscher sein, jemand, der es nicht gewohnt war, daß man ihm widersprach, und der seine Macht genoß. Skar war Männern wie ihm oft genug begegnet, um zu wissen, wie gefährlich diese Kombination sein konnte.
    Ohne ein weiteres Wort verließen sie das Zimmer und das Haus. Erst draußen auf dem Hof blieb Skar wieder stehen und wandte sich mit einer fragenden Geste an Titch. »Was, zum Teufel, war das?« fragte er.
    »Cron«, antwortete Titch achselzuckend, und in einer Art, als wäre dies allein Antwort genug. »Cron ist… nun, Cron eben.« »Eine erschöpfende Auskunft«, sagte Skar spöttisch. »Und
was
ist er — außer einem größenwahnsinnigen alten Narren?« »Unterschätze ihn nicht«, sagte Titch. Er ging weiter, und Skar folgte ihm. »Er gefällt sich darin, den Choleriker und Dummkopf zu spielen, aber das ist er nicht. Wenn uns jemand helfen kann, dann er.«
    »Wobei helfen?«
    Titch machte eine Kopfbewegung nach Norden. »Du willst nach Ninga, oder?«
    »Nein«, antwortete Skar ärgerlich.
»Du
willst dorthin.«
    Titch überging die Bemerkung. »Es gibt keinen Weg für uns, den Sturz allein zu erreichen«, fuhr er fort. »Ich dachte, wir könnten es schaffen, aber es ist unmöglich. Das ganze Land ist in Aufruhr. Überall sind Krieger. Sie bewachen jede Straße. Und es führt nur ein Weg zum Sturz. Du hast gehört, was Cron erzählt hat: Sie wissen, daß wir kommen, und sie suchen uns.« »Wieso?« fragte Skar. »Ich habe es niemandem erzählt.«
    »Ennart wußte es«, sagte Titch seufzend. »Und wenn nicht er, so haben sie es auf andere Weise erfahren. Es spielt keine Rolle, wie. Sie wissen es, und das zwingt uns, unsere Pläne zu ändern.«
Unsere Pläne?
dachte Skar matt. Er widersprach nicht, aber Titchs Worte führten ihm deutlicher denn je vor Augen, wie wenig
er
noch Einfluß auf sein eigenes Schicksal nehmen konnte. Es waren längst Titch — und selbst Kiina! — geworden, die die Entscheidungen fällten, die Dinge taten und Entwicklungen in die Wege leiteten, auf die er nur noch reagierte. Stärker als je zuvor hatte er das Gefühl, daß ihm sein Leben aus den Fingern glitt. Es hatte eine Zeit gegeben, da war er es gewesen, der sein Schicksal bestimmte, er ganz allein. Aber sie war lange her. Bitterkeit überkam ihn. Er sagte nichts mehr, während sie über den Hof zurück zu dem Gebäude gingen, in dem er aufgewacht war, aber als Titch eine auffordernde Geste zur Tür machte, schüttelte er nur den Kopf und ließ sich mit angezogenen Knien auf die flache Treppe vor dem

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