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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bei seinem Erwachen gehört hatte; ein Ton, der hier draußen lauter und deutlicher war, den er aber noch immer nicht richtig einordnen konnte. Es klang wie ferner Donner, zugleich aber auch ganz anders, das Geräusch eines Erdbebens, das Dröhnen eines Wasserfalles, von allem etwas und nichts. Er hätte Titch gerne danach gefragt, aber der Quorrl ging so schnell, daß er Mühe hatte, überhaupt mit ihm Schritt zu halten.
    Der Eindruck, sich in einer Festung zu befinden, verstärkte sich noch, kaum daß sie das Hauptgebäude betreten hatten. Hinter der Tür — die aus zollstarkem, eisenhartem Holz bestand und zusätzlich mit breiten Streifen aus Metall verstärkt war —befand sich nur ein winziger Raum mit einer zweiten Tür aus daumendicken Eisenstäben, die zwar nicht verschlossen war, aber ganz den Eindruck machte, als müßte selbst einer von Anschis Drachen Mühe haben, sie aufzubrechen. Jedem anderen wäre diese Tür nur sonderbar vorgekommen, aber Skar sah sie mit den Augen eines Kriegers, und er brauchte nur eine halbe Sekunde, um zu begreifen, was diese Kammer
wirklich
war: eine tödliche Falle für jeden, der die Außentür mit Gewalt aufbrechen würde. Die Decke war niedrig, zumindest für Quorrl-Maßstäbe, und wies eine Anzahl kleiner, runder Löcher auf, über deren Bewandtnis Skar ganz bestimmte Vorstellungen hatte. Dieses Haus
war
eine Festung. Eine, die selbst Skar sich anzugreifen zweimal überlegt hätte. Mindestens.
    »Wer ist dieser Cron?« fragte er, während er Titch durch den schmalen Korridor folgte, der sich der Kammer anschloß.
    »Der Besitzer dieses Gutes«, antwortete Titch.
    »Das meine ich nicht. Ist er ein Freund von dir?«
    »Ein Freund?« Titch sprach das Wort auf eine Art aus, die Skar alarmiert zu ihm aufblicken ließ. »Vielleicht«, sagte er nach einer Weile.
    »Vielleicht?«
    »Jedenfalls hat er uns Unterschlupf gewährt und nicht sofort umgebracht.«
    »Oder ausgeliefert«, fügte Skar hinzu. »Wir bringen ihn in Gefahr, dadurch, daß wir hier sind, nicht wahr?«
    Titch zuckte mit den Schultern, blieb stehen und stieß mit der linken Hand eine Tür auf, die Skar nicht einmal bemerkt hatte. Das Licht hier drinnen war sehr schwach. Er merkte sich die Frage für später — er hatte nicht vor, Titch die Antwort zu schenken — und trat hinter dem Quorrl durch die Tür.
    Cron saß auf einem Stuhl, der selbst für die Maßstäbe seines Volkes geradezu gigantisch war — aber er brauchte ihn auch. Er war der mit Abstand größte Quorrl, dem Skar jemals begegnet war. Selbst sitzend war er fast so groß wie Titch, der auch für einen Quorrl
groß
war. Im Stehen mußte er ihn um zwei Haupteslängen überragen. Seine Schultern waren geradezu lächerlich breit, und seine Pranken schienen groß genug, den Brustkorb eines normal gewachsenen Menschen zu umspannen — jede für sich. Sein Gesicht war breit, brutal, selbst für einen Quorrl, und von einer breiten, gezackten Narbe verunstaltet, beinahe wie das Skars, nur daß das Schicksal mit Cron nicht ganz so gütig umgesprungen war wie mit Skar: die Narbe verlief über sein Kinn, spaltete seinen Mund und schickte einen gezackten Ausläufer durch den braunen Krater, der einmal sein linkes Auge gewesen sein mußte. Es sah aus, als hätte jemand versucht, sein Gesicht mit einer Axt zu spalten.
    »Erschreckt dich, was du siehst?«
    Crons Stimme war schrill, ein hysterisches Altmännerkeifen, das ganz und gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung paßte, aber Skar begriff auch fast im gleichen Moment, daß es nicht seine wirkliche Stimme war: Die Narbe zog sich weiter über Crons Hals und verschwand im Kragen seines bestickten Gewandes. Wahrscheinlich waren auch seine Stimmbänder verletzt worden.
    »Nein«, antwortete er ruhig. »Ich frage mich, wer das getan hat. Und vor allem, womit.«
    »Ein Mensch«, antwortete Cron. »Aber keine Sorge. Es ist lange her. Er hat bezahlt. Du bist Skar?«
    »Falls du nicht noch mehr verletzte Satai aufgenommen hast, ja«, antwortete Skar lächelnd.
    Er registrierte Titchs warnenden Blick zu spät. In Crons einzigem Auge blitzte es wütend auf, und seine gewaltigen Pranken zuckten, fast als wolle er Skar packen und mit einer einzigen ärgerlichen Bewegung zermalmen. Er beherrschte sich, aber Skar mahnte sich innerlich zur Vorsicht. Cron schien nicht über viel Humor zu verfügen.
    »Ich bin Skar, ja«, fügte er rasch hinzu. »Und du mußt Cron sein.«
    »Ja. Du hast von mir gehört?«
    Skar

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