Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
enthielt sich aber jeden Kommentars und folgte ihm schweigend.
    Die Tür führte auf einen kurzen, fensterlosen Korridor hinaus, der wiederum in einem geräumigen Zimmer endete, das eine Art Mischung aus Wohn-, Schlaf- und Kochraum zu sein schien, denn es gab eine Anzahl sehr großer, strohgedeckter Betten und einfacher hölzerner Möbel, und unter einem sechseckigen Rauchloch unter der Decke eine offene Feuerstelle, in der im Moment allerdings keine Glut brannte. Die Tür nach draußen stand offen, und das Licht verriet Skar, daß es fast Mittag sein mußte. Er hatte länger geschlafen, als er angenommen hatte. Seltsam, daß er sich trotzdem noch immer müde und erschöpft fühlte.
    Das Zimmer war nicht leer. Auf einem der Schemel hockte ein runzeliger Quorrl, der Titch und ihn stumm und mit dem leeren Blick eines uralten Greises ansah, und in einer Ecke neben der Tür spielten zwei Quorrl-Kinder mit buntbemalten Holzklötzchen. Der Greis reagierte nicht auf ihr Eintreten, aber die beiden Kinder sprangen hoch und eilten quietschend auf sie zu.
    Skar wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als die beiden häßlichen Kreaturen näher kamen. Er hatte niemals eine besondere Beziehung zu Kindern — gleich welcher Rasse — gehabt, aber diese beiden kleinen grünen Dinger mit ihren schlaffen Krötengesichtern und den übergroßen Händen und Füßen waren das mit Abstand Abstoßendste, was er seit langer Zeit gesehen hatte. Sie hatten keine Schuppen, wie Titch oder die anderen erwachsenen Quorrl, die Skar bisher gesehen hatte, sondern eine grüne, wabbelige Haut, die schleimig aussah und außerdem ein paar Nummern zu groß schien, so daß sie fast so runzelig wirkte wie die des alten Mannes auf dem Schemel. Ihre Gesichter waren so häßlich wie die von erwachsenen Quorrls, ohne jedoch die barbarische Kraft zu haben, die die Schuppenkrieger trotz allem stark und beeindruckend wirken ließ. Er mußte sich beherrschen, um nicht angeekelt das Gesicht zu verziehen, als sich einer der jungen Quorrl an Titch vorbeidrängte und neugierig die Hand nach ihm ausstreckte.
    Titch verscheuchte ihn mit einer ärgerlichen Bemerkung, als hätte er Skars Gefühle erraten. Die kleine Kröte wich tatsächlich ein paar Schritte zurück, hörte aber nicht auf, Skar anzustarren, während das zweite Quorrl-Kind an Titchs Bein herumzerrte und dabei hohe, unangenehm quiekende Töne ausstieß.
    Skar konnte sich gerade noch beherrschen, Titch nicht dankbar zuzunicken, als der Quorrl auch das zweite Kind wegjagte und ihn mit raschen Schritten zur Tür führte. Er fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut; Titch mußte merken, welches Unbehagen ihm der Anblick der Jungen bereitete.
    Aber der Quorrl verlor kein Wort darüber, sondern wartete stumm, bis Skar neben ihm auf den Hof hinausgetreten war.
    Dann deutete er nach rechts. »Cron erwartet uns. Du wirst mit ihm reden müssen.«
    Skars Blick folgte der Geste des Quorrl. Das Haus, in dem er erwacht war, war nur eines von einer ganzen Anzahl, und nicht einmal das größte. Was Titch als
Gut
bezeichnet hatte, war beinahe schon eine kleine Stadt für sich, von einer doppelt mannshohen Palisadenwand umgeben und kaum weniger groß als das Dorf, in dem sie gewesen waren. Zur Linken erstreckte sich eine gewaltige, mehrfach unterteilte Koppel, in der sich im Moment nur ein knappes Dutzend Pferde aufhielten, die aber mit Leichtigkeit Hunderte von Tieren aufnehmen konnte, rechts und links davon lehnten sich große, aus Holz und Stein erbaute Gebäude an die Palisadenwand. Die Fenster waren allesamt klein und schießschartenähnlich, die Türen so massiv, wie er es auch schon im Dorf erlebt hatte. Die ganze Anlage machte auf ihn eher den Eindruck einer Festung als eines Gutshofes.
    Auch das Gebäude, auf das sie nun zusteuerten, wirkte wie eine kleine Burg. Über seinem flachen, zwei Stockwerke über dem Boden befindlichen Dach reckte sich ein wuchtiger Turm mit steinernen Zinnen, und die Fenster waren so schmal, daß Skar kaum einen Arm hätte hindurchstrecken können. Der Anblick dieses Hofes — und jetzt, im nachhinein, auch der der Stadt, in die sie am ersten Morgen gekommen waren — wollte nicht so recht zu Titchs Worten passen, nach denen die Quorrl im Grunde ein friedliebendes Volk waren. Aber Skar verbiß sich auch diese Frage und beeilte sich, Titch zu folgen, der mit weit ausgreifenden Schritten den Hof überquerte. Erneut fiel Skar das dumpfe Grollen und Dröhnen auf, das er schon

Weitere Kostenlose Bücher