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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hartnäckig. »Wie krank?« fragte sie. »Mädchen auch krank. Nicht so schlimm wie du, aber gleich. Was? Gift? Fieber aus Sümpfen? Ich wissen, sonst nicht richtig helfen. Vielleicht sterben.«
    »Ich weiß«:, murmelte Skar. »Aber du kannst mir nicht helfen.« Er versuchte zu lächeln und richtete sich wieder auf seinem Lager auf. »Du hast genug für mich getan«, sagte er. »Jetzt geh und hole Titch — bitte.«
    Ein menschlicher Arzt hätte vielleicht widersprochen, aber die Quorrl drehte sich einfach um und ließ Skar allein.
    Allerdings nur für wenige Augenblicke. Titch erschien so schnell unter der Tür, daß Skar sicher war, er hatte draußen vor dem Zimmer gewartet. Der Quorrl trug jetzt wieder eine Rüstung — nicht das goldene Schuppenkleid, in dem Skar ihn kannte, sondern einen einfachen Lederharnisch mit dazu passendem Rock. Auf seinem Rücken war ein gewaltiger Schild festgeschnallt, und um seine Hüften wand sich ein Waffengurt, aus dem die Griffe von gleich zwei Schwertern ragten. In einem davon erkannte Skar sein
Tschekal.
Der dunkelgrüne Umhang, der seine Schultern verhüllte, wurde von einer fast faustgroßen goldenen Spange zusammengehalten, deren Form Skar an etwas erinnerte. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, daß der Quorrl die Kleider eines der Krieger trug, auf die sie bei seinem Dorf gestoßen waren.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Titch anstelle einer Begrüßung.
    Skar versuchte sich aufzusetzen, was sich als gar nicht so einfach erwies, mit nur einer Hand und matt wie er war. »Gut«, log er. »Aber wo sind wir? Was ist passiert, und wo ist Kiina?« »Welche von diesen Fragen soll ich zuerst beantworten?« Titch zog sich einen Schemel heran und ließ sich darauf nieder.
    »Alle drei.« Skar machte eine weit ausholende Bewegung mit der Hand. »Was ist das hier?«
    »Ein Haus. Das Gut von… Freunden«, antwortete Titch. Es gelang ihm nicht ganz, über das kaum merkliche Stocken in seiner Stimme hinwegzutäuschen. »Aufjeden Fall sind wir in Sicherheit. Scrat ist die beste Heilerin, die ich kenne. Vielleicht die beste überhaupt.«
    »Das meine ich nicht«, antwortete Skar. Er sah den Quorrl scharf an, aber Titchs Gesicht hatte sich wieder in eine Maske verwandelt, auf der keinerlei Gefühle abzulesen waren. »Es muß ziemlich riskant sein, bei
Freunden
unterzuschlüpfen, nicht?« Wenn Titch die sonderbare Art auffiel, in der Skar das Wort betonte, so überspielte er es meisterhaft. Er zuckte nur mit den Schultern. »Wir hatten keine Wahl. Du wärst gestorben, wenn niemand dir geholfen hätte. Du erinnerst dich nicht?«
    Skar schüttelte den Kopf, aber es war seltsam — Titch schien fast erleichtert darüber zu sein. Skar war jetzt sicher, daß der Quorrl ihm etwas verschwieg.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Titch noch einmal.
    Diesmal dauerte es eine Weile, bis Skar antwortete. »Es geht«, sagte er. »Mein Arm schmerzt, aber es ist zu ertragen. Das Fieber ist fort«, fügte er nach einer winzigen Pause hinzu.
    »Gut.« Titch nickte. »Heute abend, spätestens morgen, wirst du einen klaren Kopf brauchen.«
    »Und wozu?«
    »Wir können nicht hierbleiben«, antwortete Titch. »Es war schon gefährlich genug, herzukommen. Die Palastgarde durchsucht jedes Haus. Es gibt einen Ort, an dem wir uns verbergen können, aber ich bin nicht sicher, ob wir dort willkommen sind. Die Leute, denen er gehört, sind nicht…« Er zögerte, suchte sichtlich nach Worten und rettete sich in ein fast verlegenes Lächeln. »Nun, nicht unbedingt das, was du als meine
Freunde
bezeichnen würdest.«
    Skar sah ihn fragend an, aber Titch schien der Meinung zu sein, daß er für den Moment genug gesagt hatte, dann wechselte er abrupt das Thema. »Es ist schlimmer, als ich dachte«, sagte er. »Sie müssen fast alle Krieger ausgeschickt haben. Jede Straße wird bewacht, und fast täglich kommen Karawanen mit Gefangenen vorbei.« Er stand auf, sah Skar fragend an und streckte die Hand aus. »Kannst du gehen? Nur ein paar Schritte?«
    Skar war ganz und gar nicht sicher, aber er nickte tapfer, schwang die Beine vom Bett und wäre prompt auf die Nase gefallen, hätte Titch ihn nicht gedankenschnell aufgefangen.
Da ist noch mehr,
hallten Skars Worte hinter seiner Stirn nach.
Etwas in dir. Du wirst sterben.
    Er verscheuchte den Gedanken, löste in einem Anflug von fast kindischem Trotz seine Hand aus Titchs Pranke und schleppte sich aus eigener Kraft durch das Zimmer. Titch runzelte vielsagend die Stirn,

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