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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ansonsten warten, bis jemand mit ausreichender Autorität und Legitimation aus Turulia eintrifft«, schlug RagaNahir mit falscher Freundlichkeit vor.
    »Ich habe ausreichende Autorität und Legitimation.« Daxxel wies auf das Pad. »Sie können es nachprüfen.«
    RagaNahir winkte ab.
    »Basierend auf einem Vertrag, der jeder Vernunft Hohn spricht und dessen spezifische Klausel, soweit ich weiß, bisher noch nie in Anspruch genommen wurde.«
    »Richtig. Aber ob Vernunft oder nicht, meine Ernennung wurde heute Morgen per Express direkt von Turulia übermittelt. Sie ist über jeden Zweifel erhaben.«
    Tatsächlich war das Pad leer. Auch auf Turulia mahlten die Mühlen der Bürokratie langsam. Es würde Tage dauern, bis die offizielle Ernennung eintraf, wahrscheinlich fast gleichzeitig mit dem neuen Botschafter. Oder sogar nach ihm. Doch RagaNahir kaufte ihm den Bluff offenbar ab. Mit einer lässigen Bewegung griff Daxxel nach dem Pad und steckte es wieder ein. Kein unnötiges Risiko eingehen.
    Der Meraner blieb einen Moment still, dann erhob er sich.
    »Ich muss mich mit meinen Vorgesetzten besprechen, bevor ich auch nur darüber nachdenken darf, Ihren Wunsch zu erfüllen. Ich werde Sie benachrichtigen. Doch gibt mir eines zu denken: Sie wären nicht hier, wenn es in der turulianischen Botschaft Unterlagen über meinen Besuch geben würde, etwa ein Gesprächsprotokoll. Dass kein solches vorliegt, deutet das nicht darauf hin, dass Dhloma den Inhalt des Gespräches geheim halten wollte?«
    »Möglich«, räumte Daxxel ein. Er hatte sich diese Frage natürlich auch gestellt. »Aber doch sicher nicht vor seinem rechtmäßigen Nachfolger.«
    »Seinem vorübergehenden Nachfolger.«
    »Seinem vorübergehenden rechtmäßigen Nachfolger«, insistierte Daxxel, der nun auch aufgestanden war. »Und um ehrlich zu sein, die Gedankengänge meines Amtsvorgängers sind nur von relativ geringem Interesse für mich. Sie im Nachhinein zu interpretieren, dürfte ein müßiges Unterfangen sein.«
    Daxxel schickte eine leise Entschuldigung an seinen toten Freund, ehe er fortfuhr.
    »Ihr Besuch war auf dem offiziellen Terminplan der Botschaft eingetragen. Dokumentiert oder nicht, er ist jetzt auch meine Angelegenheit.«
    Daxxel betonte »meine«.
    »Ich verstehe«, erwiderte RagaNahir trocken. »Wie gesagt, ich muss mit meinen Vorgesetzten sprechen. Sobald ich von höherer Stelle Weisung erhalten habe, melde ich mich umgehend bei Ihnen. Gibt es sonst noch etwas?«
    Zeit zu gehen.
    »Nein, das wäre alles fürs Erste. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir Ihre Zeit geschenkt haben.«
    Daxxel verbeugte sich. RagaNahir gab ihm die Hand. Zurück zur Höflichkeit, nun, da die Fronten geklärt waren.
    »Ich melde mich bei Ihnen«, versicherte der Meraner noch einmal.
    »Ich freue mich darauf. Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen können – entweder in der turulianischen Botschaft oder im terranischen Konsulat.«
    »Ja«, war die knappe Antwort.
    Daxxel ging. Die Empfangsdame wartete bereits auf ihn, und als er ihr hinaus folgte, war er noch so aufgeregt, dass ihn nicht einmal ihr Hinterteil aus seinen Gedanken reißen konnte.
    Außerhalb des Gebäudes musste er ein Zittern unterdrücken, das seinen ganzen Körper zu erfassen drohte. Erst jetzt merkte er, wie angespannt er die ganze Zeit über gewesen war. Er hatte regelrecht mit Übelkeit zu kämpfen, als er die Treppe hinunterstieg und auf den Botschaftsgleiter zusteuerte.
    Sein Leben, so hatte er allmählich den Eindruck, nahm eine sehr interessante Wendung.
    Seine Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen.

Kapitel 3
     
    Daxxel freute sich nicht gerade darauf, in Dhlomas Privatsachen zu wühlen. Kurz wollte er es ganz bleiben lassen, aber Zant überzeugte ihn. Ausschlaggebend war wohl nicht zuletzt Shali, die am ehesten Grund gehabt hätte, Einwände zu erheben. Als Zant ihr gegenüber den Wunsch äußerte, in der Residenz Dhlomas Privatwohnung zu durchsuchen, gab sie, ohne zu zögern, den Eingangscode frei. Daxxel befürchtete, dass ihnen Eobal Security dabei zuvorgekommen war und entweder etwas Interessantes gefunden oder aufgrund ihrer mangelhaften Professionalität Spuren verwischt hatte. Nichts von alledem war passiert. Gerade wegen ihrer mangelhaften Professionalität war dort noch niemand aufgetaucht.
    Aufgetaucht war, offiziell an die turulianische Botschaft adressiert, der Autopsiebericht. Zumindest hier war man offenbar gründlich vorgegangen, was aber nicht weiter erstaunte: Es

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