Eobal (German Edition)
Gegenübers.
»Ja?«, war RagaNahirs schlichte Antwort.
»Der Besuch fand ohne größere Vorankündigung statt.«
»Das muss wohl so sein, sonst würden Sie es nicht behaupten.«
Deutete sich im Tonfall des Meraners Feindseligkeit an?
»Da es ein dringendes Treffen gewesen sein muss, könnte der Inhalt des Gespräches in Zusammenhang mit dem Vorfall stehen.«
»Wie kommen Sie darauf?« Jetzt war die Feindseligkeit eindeutig.
»Es ist eine Annahme.«
»Eine schwache.«
»Exzellenz …«
»Nein. Jetzt hören Sie mir mal zu, mein junger Freund.«
Daxxel versteifte sich unwillkürlich.
»Sie kommen mit der Absicht zu mir, in Erfahrung zu bringen, was Botschafter Dhloma und ich in einer vertraulichen Besprechung ausgetauscht haben, einer Besprechung zwischen zwei Botschaftern souveräner Sternennationen, Konsul. Sie implizieren darüber hinaus, ohne jede weitere Kenntnis, dass dies in irgendeiner Verbindung zum bedauerlichen Mord an meinem verehrten Kollegen steht.«
Mein Kollege. Konsul. Daxxel hatte verstanden.
»Ich möchte nicht …«, setzte er zu einer Antwort an, doch RagaNahir ließ es nicht zu.
»Was Sie möchten, Konsul, ist völlig irrelevant. Was zwischen Dhloma und mir besprochen worden ist, geht Sie absolut nichts an. Die ganze Angelegenheit ist ein offizieller Mordfall und als solcher von den zuständigen Behörden zu behandeln. Sind Sie die zuständige Behörde, Daxxel?«
Daxxel zögerte. RagaNahirs Ärger schien echt zu sein, nicht nur gespielt, aber so genau konnte man das nie sagen. Normalerweise zeigten sich meranische Emotionen in Bewegungen des Schwanzes, doch den konnte Daxxel von seinem Platz aus nicht sehen. Außerdem war gerade RagaNahir für seine Selbstbeherrschung bekannt, die weit über das hinausging, was man von einem durchschnittlichen Meraner erwarten konnte. Das prädestinierte ihn in meranischen Augen für eine diplomatische Karriere.
Wie auch immer, Daxxel hatte das Gefühl, die ganze Sache falsch angegangen zu sein. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge und sah die Notwendigkeit, den Schaden zu begrenzen. Andererseits …
»Ich fürchte, ich habe mich missverständlich ausgedrückt, Exzellenz«, schlug er einen demütigen Ton an. »Natürlich steht es mir als terranischem Konsul nicht zu, den Inhalt des Gespräches zu erfahren.«
RagaNahir nickte.
»Aber«, und damit holte Daxxel ein versiegeltes Computerpad aus seiner Brusttasche, »ich wurde von der tulurianischen Regierung beauftragt, basierend auf dem Vertrag zwischen der Akte und Turulia, den Sie sicherlich kennen, bis zur Entsendung eines neuen Botschafters die turulianischen Interessen auf Eobal zu repräsentieren. Daher habe ich die volle Autorität eines turulianischen Botschafters ersten Grades und in diesem Falle ist mein Interesse an dem Inhalt der benannten Konversation wohl legitim. Darf ich Ihnen die Akkreditierung zeigen?«
Er hielt dem Meraner das Pad hin. Als dieser es ignorierte und ihn regungslos anstarrte, legte er es zwischen ihnen auf den Tisch. Anscheinend kochte sein Gegenüber vor Wut. Aber vielleicht war auch das nur Einbildung.
Bleib locker, Casimir, sagte er sich. Nicht noch ein Fehler. Es steht jetzt eins zu eins, Beginn der zweiten Runde.
»Nun gut«, sagte RagaNahir schließlich. »Die Ernennung ist gewiss über jeden Zweifel erhaben. Trotz der Bemühungen meiner Regierung, die turulianische Führung von einer einvernehmlichen Auflösung des besagten Vertrags zu überzeugen, ist er nach meinem Kenntnisstand weiterhin in Kraft und hat Sie nun in diese … unvorhergesehene Position gebracht.«
»Unvorhergesehen durchaus«, gab Daxxel zu. »Aber nun kämpfe ich natürlich mit einem gewissen Informationsdefizit. Und das ließe sich zumindest teilweise durch Sie aus der Welt schaffen, Exzellenz. Das mag Ihnen nicht schmecken, aber es ist ein ernst zu nehmendes Argument.«
RagaNahir war niemand, der sich rasch geschlagen gab. Seine rechte Hauptklaue wies auf das unberührt daliegende Computerpad.
»Dies ist natürlich nur eine vorübergehende Akkreditierung. Sie werden in Bälde wieder nur ein Konsul sein. Sobald der neue Botschafter angekommen ist.«
»Natürlich, nur vorübergehend. Aber Sie wissen wie ich, dass es bis zur Entsendung eines Nachfolgers Wochen, wenn nicht Monate dauern kann, alleine schon wegen der beträchtlichen Entfernung zwischen Turulia und Eobal.«
»Dann ist es doch besser, wenn Sie sich zurückhalten, nur normale konsularische Pflichten erledigen und
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