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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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also. »Hallo? Kann mich jemand hören?«
    Das klang schon besser. Noch etwas zittrig vielleicht, aber nicht mehr ganz so kläglich. Daxxel wollte gern annehmen, dass es diese Demonstration männlicher Entschlossenheit war, die nun dazu führte, dass es zu einer unmittelbaren Reaktion kam.
    Oder es war Zufall.
    Die Tür glitt auf und dahinter stand ein Koloss von einem Mann, definitiv nicht der gleiche Kerl, der ihm so freundlich aus dem Wrack geholfen hatte. Er war mindestens einen Kopf größer als Daxxel, breit gebaut, und obgleich er einen gut geschnittenen und exklusiv wirkenden Anzug trug, sah man darunter das kraftvolle Spiel seiner Muskelpakete. Selbst wenn Daxxel mit dem Gedanken gespielt haben sollte, seine Männlichkeit nach seinem Anfangserfolg durch weitere Aktivitäten unter Beweis zu stellen – ein Blick auf diesen Fleischberg, der ihn ansah, als sei er ein besseres Insekt, belehrte ihn eines Besseren.
    Daxxel lächelte schief und hob linkisch die Hand zum Gruße. Der Muskelmann machte nur einen auffordernden Schritt zur Seite. Daxxel trat nach draußen und fand sich in einem ebenso schmucklosen Gang wieder, der von einer altertümlichen Neonröhre beleuchtet wurde. Es war kühler hier, sodass ein Frösteln über seine Haut zog.
    Der Mann wies in eine Richtung.
    Daxxel setzte sich in Bewegung. Augenblicke später stand er in einem anderen Raum, der ihn unangenehm an eine Arztpraxis erinnerte. Die Liege wies Kunststoffschnallen auf, mit denen sich jemand fixieren ließ, und einige weiß emaillierte Schränke, verschlossen zwar und ohne Scheiben, ließen ihn Folterwerkzeuge erlesener wie auch grober Art vermuten. Er befürchtete bereits, diese näher kennenlernen zu dürfen, doch sein wortkarger Begleiter öffnete nur einen Schrank und nahm einen blassgrünen Kittel heraus, dazu eine Art Pyjamahose in gleicher Farbe sowie Plastikpantoffeln. Er legte alles auf die Liege und sah Daxxel auffordernd an. Da es auch hier eher kühl war, ließ dieser sich kein zweites Mal bitten und streifte sich die Sachen über. Die Pantoffeln fühlten sich an seinen Füßen feucht und klamm an und erzeugten beim Auftreten ein sanftes Quietschen. Es war ein Gefühl, als hätte ihm jemand zwei große Fische an die Füße gebunden. Er unterdrückte ein Schaudern.
    Offenbar zufrieden mit dem Ergebnis, nickte der Muskelmann in Richtung Tür und wieder gehorchte Daxxel widerspruchslos.
    Am Ende des Ganges gab es eine weitere Tür und dahinter fing dann so etwas wie Kultiviertheit an. Das Ambiente änderte sich schlagartig. Statt kalten Plastiks nun eine Holzvertäfelung, statt Metallboden ein flauschiger Teppich, der selbst das Quietschen von Daxxels Pantoffeln zu schlucken schien. Hier war es auch wieder wärmer. Und es roch nicht nach Desinfektionsmittel, sondern nach etwas Angenehmerem, das er aber nicht zweifelsfrei identifizieren konnte.
    Der Gang endete ebenfalls an einer Tür, und dahinter entfaltete sich vor Daxxels Augen ein durchaus luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer mit Kaminimitat, edel aussehenden Gemälden an den Wänden, ja sogar einem Wandteppich, der irgendeine antike Szene abbildete. Dominiert wurde der Raum von einer Gruppe tiefer Ledersessel, die um zwei kleine Serviertische herumstanden. In einem der Sessel saß ein eher schmächtig wirkender Mann in einem ebenso edlen Anzug wie der Muskelmann und spielte mit einem Kognakschwenker in seiner Rechten. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen, trug seltsamerweise geringelte Strümpfe in seinen Lackschuhen und an der beinahe haarlosen Wade war die gleiche fahlbleiche Haut zu sehen, die sich auch über sein knochiges Gesicht spannte. Er wandte den Kopf und lächelte dünn.
    »Ah, Exzellenz. Welch Freude. Ich hoffe, es geht Ihnen gut.«
    Die Stimme war ebenso farblos wie seine Haut. Daxxel zwang sich ein falsches Lächeln auf die Lippen und deutete ein Nicken an. Es war etwas schwer, in diesem Aufzug Würde auszustrahlen.
    »Ich nehme an, Sie sind für diese freundliche Einladung verantwortlich?«, erwiderte er.
    Der Mann hob die Augenbrauen, dann machte er eine einladende Geste zu einem der Ledersessel. »Aber setzen Sie sich doch!«
    Daxxel tat, wie ihm geheißen, nicht zuletzt deswegen, weil er noch etwas wackelig auf den Beinen war. Der Sessel drohte ihn förmlich zu verschlucken, als er sich darin niederließ. Einen Moment lang fühlte er sich versucht, einfach die Augen zu schließen und sich in der wundervollen Weichheit zu verlieren, doch er raffte sich

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