Eobal (German Edition)
erschütterte und ihn aus seinen Überlegungen riss. Er packte das inaktive Steuerrad und blickte hektisch um sich. Seine Bewegungsfreiheit wurde abrupt eingeschränkt, als die Sitzgurte ihn nach hinten rissen und sich die Airbags vor ihm aufbliesen. Erneut wurde der Gleiter mit einem Krachen durchgeschüttelt, es gab einen harten Aufprall, einen hellen, kreischenden Laut, und Daxxel hatte den Eindruck, als würde das Gefährt über den Boden schlittern. Dann kam das Fahrzeug mit einem Ruck, der seine Halswirbel trotz der Airbags knacken ließ, zum Stillstand.
Vor seinen Augen tanzten schwarze Flecken. Er bemerkte, dass er zu hyperventilieren drohte, und zwang sich, ruhig ein- und auszuatmen. Er spürte einen Moment in sich hinein, doch ihm tat nichts weh. Die weichen Airbags, die sich um seinen ganzen Körper geschlossen hatten, entließen langsam die Luft. Probeweise bewegte er seine Gliedmaßen und erntete keinen Protest. Erleichterung durchflutete ihn, als er sich mit der Erkenntnis vertraut machte, unverletzt zu sein. Er versuchte, den Gurt zu lösen, doch die Arretierung wollte nicht aufgehen. Dann konnte er endlich einen Blick durch die Frontscheibe werfen. Das Duralplast wies einige Sprünge auf, war aber ansonsten unversehrt geblieben. So, wie es sich gehörte. Daxxel bemerkte an der Fahrertür einen Mann, der von außen versuchte, sie zu öffnen. Daxxel stieß von innen dagegen und schließlich schwang die offenbar durch den Aufprall verzogene Tür auf.
Er lächelte den Helfer heilfroh an.
»Danke, ich bin Ihnen …«
Er wurde durch den Injektor unterbrochen, den der Mann mit einer kraftvollen Bewegung gegen seinen Oberarm presste. Bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, umfasste ihn eine plötzliche, tiefe Müdigkeit und seine Augen fielen fast übergangslos zu.
Er merkte nicht mehr, wie ihn kräftige Hände aus dem Wrack befreiten, man ihn zu einer wartenden Fluglimo trug, auf die Rückbank warf und schnell startete.
Kapitel 9
Als Daxxel erwachte, wusste er endlich, was die Romane, die er so gerne las, eigentlich meinten, wenn sie vom pelzigen Geschmack im Mund, von dröhnenden Kopfschmerzen und vom Flimmern vor den Augen sprachen. Er versuchte schmatzend, das Fellstück aus seinem Mund zu spucken, bis er merkte, dass es sich dabei um seine Zunge handelte. Also stellte er die Versuche wieder ein. Er richtete sich stöhnend auf, was ihn von der Tatsache unterrichtete, dass er bisher gelegen hatte, und zwar auf einer recht bequemen Pritsche mit Plastikmatratze. Die Stelle an seinem Arm, in die er diese Injektion bekommen hatte, schmerzte bei jeder Bewegung, war angeschwollen und schimmerte bläulich. Dass er dies wiederum so zweifelsfrei erkennen konnte, hing damit zusammen, dass er bis auf seine Unterhose entkleidet war. Immerhin fror er nicht, denn der kleine, schmucklose Raum war angenehm temperiert. Auf einem Metalltisch standen eine Karaffe mit Wasser und ein umgedrehtes Glas. Er erhob sich mühsam, kämpfte einen Moment um sein Gleichgewicht, dann schlurfte er zum Tisch. Mit seinem guten Arm drehte er das Glas um, goss Wasser ein und trank mit gierigen Zügen. Der Pelz auf seiner Zunge verschwand und das kühle Gefühl in seinem Magen wirkte belebend. Er stellte das leere Glas wieder hin und nahm seine Umgebung in näheren Augenschein.
Viel zu sehen gab es nicht.
Die Wände waren mit irgendeinem hellgrauen Kunststoff verkleidet. Leicht abwaschbar, vermutete Daxxel und wollte sich gar nicht vorstellen, warum das eventuell wichtig sein konnte. Neben dem Metalltisch, dessen Ecken abgerundet waren – und warum ihm dieses Detail jetzt auffiel, wollte er auch nicht wissen –, stand ein Klappstuhl aus Plastik. In einer Ecke des Raumes erblickte Daxxel eine chemische Toilette, aus der es eben nach Chemikalien roch. Alles wirkte immerhin sauber.
Und das war es auch schon.
Er hockte sich wieder auf die Pritsche, deren Plastikmaterial quietschend nachgab. Direkt gegenüber war die einzige Tür zu sehen, ohne sichtbares Schloss. Instinktiv sah er sich nach Kameras um, doch es waren keine auszumachen. Das musste nichts bedeuten. Die Objektive konnten so klein sein, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen waren. Er musste durchaus davon ausgehen, beobachtet zu werden.
Er räusperte sich.
»Hallo?«
Seine Stimme klang schwach und ängstlich, und obgleich das seinen Gemütszustand ziemlich exakt widerspiegelte, hatte er nicht die Absicht, es dabei bewenden zu lassen. Er wiederholte sich
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