Eobal (German Edition)
nickte. »Ich hatte bereits das Vergnügen mit Commissioner Volgaan. Er weiß nichts. Und angesichts der Qualität seines Teams wird er auch nichts erfahren. Doch er hat Zharani-Perlen in Dhlomas Sachen gefunden, nicht wahr?«
»Das hat sich aber schnell herumgesprochen.«
»Die staatlichen Stellen reagieren auf den Perlenhandel zumeist mit ungewohnter Strenge, gelegentlich sogar mit überraschender Effektivität. Jetzt, wo wir hier gerade so gemütlich beisammen sind, sitzt Volgaan im Büro des präsidialen Abwehrdienstes und muss einiges erklären. Mein Mitleid für den Commissioner hält sich in Grenzen – auch das haben wir vermutlich gemeinsam –, aber die Konsequenzen dieses Gespräches könnten für uns beide unerfreulich sein.«
»Konsequenzen?« Daxxel nahm sich vor, möglichst wenig mit diesem Menschen gemeinsam zu haben, mochte er behaupten, was er wollte.
»Wenn der Abwehrdienst zu der Entscheidung kommt, dass die Polizeibehörden dieser Geschichte nicht gewachsen sind, wird man die Sache selbst in die Hand nehmen. Der Dienst ist klein, aber gut ausgestattet. Normalerweise arbeitet er mit größerer Effizienz als Eobal Security und auch mit größerer Rücksichtslosigkeit. Die guten Beziehungen zum Kalifat stehen auf dem Spiel. Man wird den Perlenfund nicht auf die leichte Schulter nehmen – und auch Ihnen deutlich stärker als bisher auf die Pelle rücken.«
»Ich genieße diplomatische Immunität«, wandte Daxxel ein, obgleich er es besser wusste. Helifek lächelte erwartungsgemäß.
»Ihre Immunität hat Sie nicht davor bewahrt, von mir hierher eingeladen zu werden. Sie wird Sie auch künftig nicht schützen, wenn es hart auf hart kommt. Dann ist es gut, Beschützer und Freunde zu haben. Ich biete Ihnen genau das an: Schutz und Freundschaft.«
Daxxel klingelten die Ohren. Erst LedaNahir, jetzt dieser Helifek, vor dem die Meranerin ihn ausdrücklich gewarnt hatte. Alle wollten nur sein Bestes.
Daxxel wollte sein Bestes aber lieber behalten. Trotzdem bemühte er sich um eine interessierte und freundliche Miene.
Helifek beugte sich vor und schien sich mehr und mehr für seine eigene Idee zu erwärmen.
»Verstehen Sie, Exzellenz? Ein Geschäft von beiderseitigem Vorteil! Wir teilen unsere Informationen, bringen den Mörder zur Strecke und ich kann einen Beitrag zu Ihrer persönlichen Sicherheit leisten!«
»Wenn wir den Mörder haben, was geschieht dann mit ihm?«
In dem Moment, als Daxxel diese Frage aussprach, fiel ihm auf, dass er sich darüber bisher selbst noch keine Gedanken gemacht hatte. Die Gerichtsbarkeit Eobals stand in etwa dem gleichen Ruf wie der Rest der staatlichen Institutionen: Jeder mit etwas Kleingeld auf dem Konto war in der Lage, sich ein gefälliges Urteil zu kaufen. Der aktuelle Oberste Richter, letzte und höchste Appellationsinstanz, hieß Olivier deJoks und war dafür bekannt, ein speichelleckender Opportunist zu sein, dessen juristische Karriere vor allem deswegen so schnell und erfolgreich verlaufen war, weil er seine Unterweltkontakte für einen sehr beliebten Escort-Service nutzte, den er von seinem Sohn Zoltan managen ließ. Daxxel war dem Menschen einmal begegnet und man glaubte gar nicht, dass ein so unscheinbar, ja langweilig wirkender Zeitgenosse ein dermaßen unerträglicher Charakter sein konnte. Aber der Mord war hier passiert, also war Eobals Gerichtsbarkeit zuständig.
»Nun, das wird sich zeigen«, antwortete er. »Es hängt wohl davon ab, wer der Schuldige sein wird. Und ob er in den Perlenhandel involviert ist. Dann wird er möglicherweise nicht für den Tod des Botschafters, aber ganz sicher für den Drogenhandel zur Rechenschaft gezogen.«
Daxxel musste dem Mann zugutehalten, dass er eine realistische Einschätzung des eobalischen Rechtssystems besaß. Selbst ein deJoks konnte einem Perlenhändler nicht mehr helfen, sondern würde diesen Fall nutzen, um der Welt zu zeigen, was für ein scharfer Hund er doch sein konnte. Auch der Oberste Richter wusste, dass ihn die Regierung an den eigenen Eingeweiden im Wind baumeln ließ, wenn er mit einem Perlenhändler einen Deal machte. Wobei, so, wie Daxxel den Mann – und mit ihm alle anderen Richter dieses Planeten – einschätzte, würde er das Geld schon annehmen … um danach sogleich das Todesurteil zu verkünden.
»Für mich ist von zentraler Bedeutung, den gewaltsamen Tod eines Freundes aufzuklären sowie allen Verdacht vom terranischen Konsulat und damit von der Akte abzuwenden«, versuchte
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