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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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brodelnder Ruf jagte durch meine Pfade. Neben mir zuckte Ido zusammen, als er spürte, wie die glühende Kraft durch unsere Körper nach dem im Buch gefangenen Drachen-Hua griff. Durch meine Adern und Muskeln floss ein Feuerstrom, blubberte hinter den Augen auf und bewirkte, dass ich meinen ausgetrockneten Mund zu einem lautlosen Schrei öffnete. In meiner Qual presste ich mich gegen Idos angespannten Körper. Ich spürte, wie die Fesseln um das Hua der Drachen loderten und brannten und wie sie ihr von Menschen gemachtes Gefängnis aus Blut und Gier aufbrachen.
    Und ich spürte einen weiteren Geist: das ferne, kühle Echo einer alten Kriegerin, meiner Vorfahrin. Kinra.
    Sie sind frei! Ich bin frei! Ihre freudige Stimme tönte lauter als die sich lösenden Fesseln des Buches.
    Frei . Ein schlichtes Wort, und meine Qual kristallisierte zu grausiger Gewissheit. Ich konnte die erneuernde Macht nicht an mich bringen. Ich durfte die Hoffnung auf Wiedergeburt, die das Land und die Drachen erfüllte, nicht zerstören. Das war die letzte Gelegenheit, ein schreckliches Unrecht wiedergutzumachen. Der Gesang erstarb in meiner Kehle. Die Zeit stand still in einem stummen, körperlosen, atemlosen Moment der Wahrheit. Ich musste das Hua der Drachen freilassen, musste es zurückgeben. Und das würde Kygo töten.
    Der Gesang brach wieder aus mir heraus und mein Schmerzensschrei mischte sich mit dem begeisterten Rhythmus der Freilassung.
    Kinra, hilf mir, flehte ich. Hilf mir, es in Ordnung zu bringen.
    Die weiße Perlenschnur zerrte an meiner Hand. Kinras kühle Gegenwart strömte in mich hinein – und gleich darauf das befreite Drachen-Hua wie ein Tornado aus Feuer und Macht. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und mein Geist strömte ein in den Energiestrudel, während der Gesang aus meiner nun heiseren Kehle das Hua der Drachen in meinen Körper fließen ließ, der zu einer Leitung geworden war und durch den es sich so gewaltsam in Ido ergoss, dass wir beide taumelten.
    »Eona«, schrie er, »halt die Energie fest.«
    »Nein!«
    Wütend tauchte er direkt vor mir auf. »Was tust du da?«
    Das Fauchen des Chaos durchdrang mich. Ich bleckte lächelnd die Zähne, das Grinsen von Dillons Totenschädel vor Augen. Das Righi war Leben und Tod. Genau wie ich.
    Ido schloss die Hand um meine Kehle, um meinen Gesang zu ersticken, doch das Hua floss weiter. Zwölf Geistfesseln sammelten sich in uns mit der Gewalt eines Zyklons. Ido zerrte an meiner Hand und bog meine Finger von den Perlen auf. Ein dünner Knochen brach, doch ich spürte keinen Schmerz. Alles war aufgehoben in lodernd kreisender Macht.
    Vor dem Hintergrund goldener Flammen und niedertauchender Drachen sah ich, wie Männer auf die Plattform kletterten und vor dem Inferno flohen, das von dem Perlenkreis aufstieg. Die vertrauten Silhouetten von Dela und Tozay hockten zwischen wild dreinblickenden Soldaten und Widerständlern, und alle rückten zusammen wegen der sengenden Hitze und den riesigen, schreiend um sich schlagenden Drachen.
    Ido grub die Finger unter die weißen Perlen. »Ich werde meine Macht nicht verlieren!« Der Speichel, der aus seinem Mund spritzte, fühlte sich kühl an auf meiner glühenden Haut. »Ich bin das Rattendrachenauge!«
    Ich stemmte mich gegen ihn. »Ich bin das Spiegeldrachenauge – und ich gebe die Macht zurück .«
    Ich spürte das Geheul des Spiegeldrachen in einen Freudenschrei übergehen.
    Ido versetzte mir einen Schlag gegen das Kinn und das Geräusch, mit dem Knochen auf Knochen krachte, dröhnte durch meinen Kopf. Ich empfand keinen Schmerz, obwohl der heftige Aufprall mich nach hinten warf. Wir taumelten beide, weil Idos eiserner Griff um die Perlen uns verband. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kygo sich über das Podest zog, wobei seine entschlossene Miene sich bei der kleinsten Bewegung verzerrte.
    Ido riss an dem Buch. »Gebt es mir!«
    Das Ende der Perlenschnur rollte sich auf und peitschte über seine Hand. Er grub die Finger wieder unter die Umwicklung, riss daran und schaffte es mit verzweifelter Anstrengung, dass das Buch sich von meinem Unterarm zum Handgelenk bewegte. Mit einem siegessicheren Knurren zog er das Buch unter der Schnur hervor und die Macht verließ mich und strömte in seinen Körper.
    Der plötzliche Verlust ließ mich taumeln und zu Boden stürzen. Die Perlenschnur holte klickend Schwung und wickelte sich um Idos Hände.
    Er sah auf mich herab. Seine Augen waren schwarze Löcher aus Gan Hua. »Ich brauche

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