Epicordia
a
ghost into the fog where no one notices the contrast of white on white .
Adam Duritzâ Stimme tanzte vor seinen Counting Crows
her und aus dem kleinen Gettoblaster, der Patricks Refugium stetig mit Musik
versorgte. Lara seufzte leise, stand auf und ging zum Fenster. Sie schlang sich
die Arme um die Hüften und sah hinaus in die Unwirklichkeit.
Leiser Regen ging
hernieder. Hier, an einem Ort, der doch im Grunde nur eine groÃe Höhle tief im
Felsen war. Die Steine und Moose schimmerten und winzige Wassertröpfchen stoben
dort auf, wo der Regen ein Dach oder einen Pflasterstein dieses seltsamen
mediterranen Städtchens unter der Welt traf. Ein Schleier begann sich über das
Herz von Epicordia zu legen, während es grollte von der fernen Höhlendecke her
ab und an.
Regen.
Ihr ganzes Leben war ein Regen.
War es Schicksal?
Patrick trat neben sie ans Fenster und seine Augen
glitten ebenfalls irgendwohin ins Unbestimmte des Gewitters.
»Mein Leben ist ein Regen«, sagte Lara. Sie wusste,
dass es nicht falsch sein konnte, in diesem Moment davon zu sprechen. »Es fühlt
sich so oft an wie ein Herbstregen. Als würde man an einem Novembernachmittag
das Haus verlassen, nur um vom Regen durchnässt in die Dämmerung zu ziehen und
später zurückzukehren. Zurück zu einem warmen Kamin, einer Fensterbank und
einer Tasse Kakao.«
Patrick sah sie nicht an, blickte nur hinaus.
»Meines wäre wohl ein Sommerregen«, meinte er
schlieÃlich. »Ich mag es, wenn sich warme Tage abends in Regengüssen entladen
und man behütet unter einem Verandadach sitzen kann und träumen darf. Es wäre
ein bisschen so wie jetzt.«
Lara drehte den Kopf in seine Richtung.
»Aber das hier ist doch gar kein richtiger Regen.«
»Ist er das nicht?«
»Es gibt keinen Himmel.«
»Oder der Himmel ist hier nur ein wenig anders.«
Er klang wie jemand, der noch nicht weiÃ, wo das Leben
ihn hintreibt und dennoch offen für alles ist, was es ihm bietet.
Es tat gut, nicht allein zu sein.
Wirklich, wirklich gut.
Und so standen sie dort und lauschten dem Plätschern
und dem Rauschen, dem Tröpfeln und Trippeln des Regens unter der Welt.
Nicht allein.
Es gab einen Moment in Epicordia, in dem
wurde die Stimmung derjenigen in Ravinia zum Verwechseln ähnlich.
Es war die Dämmerung, wenn die Glühwürmchen sich zur
Ruhe betteten und die leuchtenden Steine ihre Farbe wechselten. Dann nahm die
Welt unter der Erde kurz â nur für wenige Augenblicke â einen düstergoldenen
Farbton an, der sich in einer Mischung aus Hingabe und Drohung über die gesamte
Stadt legte.
Und genau in diesem Moment machte Lara sich auf ihren
Weg zurück zur Villa der Familie Bastiani.
Die Stadt unter der Stadt dampfte noch von ihrem
eigenartigen Regen und Lara tapste mit ihren Sportschuhen durch Pfützen
zwischen den Steinen des Kopfsteinpflasters. Es roch sogar nach Regen an diesem
Ort. Nach Ende und Hoffnung und Vertrautheit. Denn der Regen war wie Laras
Leben. Und das Leben war von Zeit zu Zeit ihr Freund.
Das Abendessen verlief eher ruhig. Die Bastianis sahen
sich offenbar nicht mehr zu besonderer Redseligkeit genötigt in Gegenwart ihrer
Gäste und die wiederum hatten ebenfalls nicht besonders viel zu sagen. Nicht
nach einem Tag wie diesem, der gründlich schiefgegangen zu sein schien. Und so
legte sich Lara früh ins Bett. Sie hörte noch ein wenig Musik mit ihrem MP 3-Player, während sie in Gedanken in eine kleine Laube
zurückkehrte, wo ein junger Mann lebte, der sie zu verstehen schien.
Doch der Schlafmangel der letzten Nacht sowie die
Erschöpfung durch den Kampf und die Verwundung taten bald ihr Ãbriges. Und so
schlief Lara McLane ein. Quer über das Bett geworfen, den Kopf gesäumt von
einem Meer bernsteinfarbener Haare, beschallt von Adam Duritzâ alles
durchweichender Stimme.
I am the rain king .
Wozu jedoch wäre die Dunkelheit dunkel, wenn
nicht, um in ihrem schwarzen Gefieder immer wieder Geheimnisse bereitzuhalten?
Es war Adam Duritz, der die schlafende Lara mitten in
der Nacht weckte. Die Counting Crows, die in einer Endlosschleife durch Laras
Ohren purzelten, kitzelten sie mit melancholischer E-Gitarrenmusik wieder wach.
Langsam öffnete sie die Augen.
Ihre Hand pochte. Es tat weh â doch wenn sie sich
früher geschnitten und es unter dem Pflaster gepocht hatte, hatte Henry McLane
ihr erzählt,
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