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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Kulturkreisen mit … na ja … nennen wir es mal
temperamentvollen Gemütern.«
    Â»Deswegen machen wir uns ja solche Sorgen«, pflichtete
Francesco ihm bei.
    Â»Und genau deshalb«, führte Nero weiter aus, »ist es
auch an der Zeit, wieder zu gehen. Wenn sie sich ausgerechnet in unserer Villa
erwischen lassen müssen, sollte ich lieber im Haus sein.«
    Und damit verabschiedete er sich elegant, wie es wohl
seine Art war, und verließ Patricks kleine Heimstatt.
    Lara, nach wie vor verwirrt, hatte er zuvor galant die
Hand gegeben. Jetzt starrte sie dem gut gekleideten Mann hinterher.
    Dann sah sie fragend
Patrick an, der seine Tasse Tee schlürfte und ganz
zufrieden wirkte.
    Â»Und warum bin ich jetzt hier?«, fragte sie
schließlich, da weder der junge Schreiber noch Francesco irgendwelche Anstalten
machten, eine Erklärung zu liefern.
    Â»Jetzt kennst du ein Geheimnis«, antwortete Francesco
endlich. »Und ich warne dich: Sollte irgendjemand außer dir davon Wind
bekommen –«
    Â»â€“ dann was?«, nahm Lara die unausgesprochene
Herausforderung an. Es war ja nicht so, als hätte sie nicht verstanden, worum
es hier ging.
    In Francescos Augen blitzte es kurz, aber er sagte
nichts.
    Â»Tu es einfach nicht«, nahm Patrick den Faden auf.
»Bitte!«
    Sie sah ihn an und erkannte die aufrichte Besorgnis in
seinem Blick.
    Â»Es ist Teil eines Plans, warum ich hier unten weilen
darf«, setzte er schließlich zu einer Erklärung an. »Es gab und gibt gewisse
Uneinigkeiten unter den großen Familien des Mondvolkes. Streitigkeiten
sozusagen.«
    Â»Pah«, fiel Francesco ein. »Streitigkeiten ist schön
gesagt. Es ist sogar so, dass einige Clans einander regelrecht hassen .«
    Er spuckte diese Worte aus, als hätte er etwas
Bitteres gegessen.
    Â»Und wie dir vielleicht schon aufgefallen sein mag,
sind die Bastianis auch nicht gerade die toleranteste Familie der Welt.«
    Mit krauser Stirn sah er zu Boden, schwieg eine
Sekunde lang, bevor er weitersprach.
    Â»Die Bastianis hassen die Nellos und umgekehrt. Das
ist quasi das Paradebeispiel. Warum weiß eigentlich niemand so genau. Es gibt
da eine Legende, nach der vor Hunderten von Jahren ein Mitglied der Nellos eine
junge Frau aus unserem Clan geraubt haben soll. Fakt ist, dass wir uns
spinnefeind sind. Aber eigentlich nur noch aus Prinzip.«
    Er sah Lara an.
    Â»Klingt ziemlich bescheuert, oder?«
    Â»Irgendwie schon«, gab Lara zu.
    Â»Tja, so ist das beim
gesamten Mondvolk. Manche sind der Meinung, dass nur die
italienischstämmigen Familien ein Recht auf Epicordia hätten. Um das
durchzusetzen, gibt es aber zu viele Linien. Serbische, russische, böhmische,
deutsche, ungarische und viele mehr. Seitdem Paola Nello und Laszlo Petric
geheiratet haben, fluchen die Verfechter dieser bescheuerten Sippentheorie noch
mehr und schüren quasi das Feuer. Die Nellos haben sich da etwas ausgegliedert.
Aber wie das mit den Gemütern so ist, halten sie nun natürlich die anderen per
se für beschränkt.«
    Er seufzte.
    Â»Mein Vater gehört übrigens auch zu den Befürwortern
der Sippentheorie.«
    Es klang ziemlich niedergeschlagen, wie er davon
sprach.
    Â»Nun wollte es der Zufall aber, dass sich der Sohn der
beiden – Milan Petric – in meine Nichte verliebt und sie sich in ihn.«
    Â»Das klingt ja ein wenig wie bei Shakespeare«, warf
Lara ein.
    Â»So könnte man es tatsächlich nennen.«
    Â»Und dann?«
    Â»Tja, dann bekam Nero Nello irgendwann Wind von der
ganzen Sache, als er sie zufällig entdeckte. Das Glück an der ganzen Geschichte
ist, dass Nero diese ganzen Familienfehden als genauso sinnlos und falsch
betrachtet wie ich. Auch wenn wir nicht unbedingt die gleiche Meinung in
Hinblick auf unseren Lebenswandel haben, sind
wir uns zumindest darin einig. Und da
er darüber hinaus wusste, dass ich – entgegen aller Sitten, Bräuche und Gewohnheiten – mit einer Frau aus Ravinia
verheiratet bin, kam er zu mir. So beschlossen wir, die Beziehung zwischen
seinem Neffen und meiner Nichte so lange zu fördern, bis wir daraus eine Basis
für einen friedvollen Umgang der Familien miteinander schaffen können.«
    Â»Ihr wollt also ein Zusammenkommen der Familien
erzwingen?«
    Â»Im Prinzip ja. Aber wir bearbeiten unsere Verwandten
natürlich immens, um ihnen beizubringen, dass dieses ganze

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