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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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schmunzeln,
aber Lara konnte es in der Dunkelheit nicht wirklich erkennen. »Ich glaube
dennoch, dass du auf dem Holzweg bist, wenn du uns folgst. Die Frage ist bloß,
was wir nun mit dir machen?«
    Â»Wie? Was ihr mit mir macht ?«
    Â»Ach komm«, sagte Robina schließlich. »Was soll denn
der ganze Blödsinn? Lara ist in Ordnung. Außerdem fliegt die ganze Sache doch
ohnehin irgendwann auf.«
    Â»Gut«, meinte Francesco. »Aber mir wäre lieber, wenn
das nicht gleich heute Nacht passieren würde.«
    Robina seufzte.
    Â»Lara, hältst du die Klappe, wenn du mitkommen darfst?«
    Â»Okay.«
    Was blieb Lara auch anderes übrig?
    So ging sie mit Onkel und Nichte zurück zu dem großen
Anwesen. Am Tor warteten zwei weitere Gestalten. Als sie sich näherten, fiel
Robina einem der Schemen um den Hals.
    Â»Milan«, flüsterte sie fast zu laut. Und man hörte ein
Kussgeräusch im Dunkeln.
    Â»Wer ist das?«, fragte der andere Schatten.
    Â»Eine Freundin«, versicherte Francesco ihm. »Sie ist
völlig in Ordnung.«
    Sein Gegenüber schnaubte leise – offensichtlich passte
ihm Laras Anwesenheit trotzdem nicht.
    Â»Gehen wir zu dem Dichter?«, fragte er schließlich.
    Â»Kommt ihr zurecht?«, erkundigte sich Francesco bei
dem Schatten, der Milan hieß. Der nickte und Robina umarmte ihren Onkel
flüchtig, bevor sie mit ihrem Milan im Haus verschwand.
    Â»Lasst uns gehen«, drängte Francesco. »Hier zu lange
herumzustehen ist vielleicht nicht gut.«
    Und so folgte Lara den beiden Männern durch ein
dunkles, mediterranes Örtchen tief unter der
Welt. Verwirrt ob dieses geheimnistuerischen Versteckspiels. Und wer war
Milan? Robinas Freund? Und wieso traf sie ihn bei Nacht?

    Wie eigenartig vertraut einem doch Orte
vorkommen können, die man selbst erst seit Kurzem kennt.
    In Patricks Fenster brannte noch Licht.
    Es war, als würden sie bereits erwartet, und
tatsächlich öffnete der junge Schreiber ihnen die Tür, noch bevor sie
angeklopft hatten.
    Â»Lara«, entfuhr es ihm voller Überraschung. »Was um
alles in der Welt machst du denn hier?«
    Â»Schicksal«, zuckte sie mit den Schultern.
    Â»So könnte man es auch nennen«, bekräftigte Francesco
Bastiani. »Lass uns schnell rein! Das Staunen kannst du dir für später
aufheben.«
    Â»Die Bastianis«, murmelte Patrick bloß und ließ sie
ins Innere seiner bescheidenen Behausung. »Die Freundlichkeit in Person.«
    Â»Entschuldige«, sagte Francesco und parodierte einen
Hofknicks. »Soll ich jetzt vor Dankbarkeit auf die Knie fallen?«
    Â»Oh ja, das würde mir in der Tat gefallen. Und wenn du
schon dabei bist, könntest du mich auch gerne konsequent als Ihre Majestät vom hinterletzten Unterschlupf anreden.«
    Ein Grinsen huschte über Francescos Gesicht.
    Â»Eure Majestät. Würdet ihr uns einen Eurer erlesenen
Tees kredenzen?«
    Sie mussten beide lachen.
    Während der kleine
Wasserkocher fröhlich brodelte und sprotzte, betrachtete Lara ihren neuen
Begleiter, der sich ihr als Nero Nello vorgestellt hatte. Eine breite Narbe
zierte seine eine Gesichtshälfte und wirkte ein wenig, als wäre er einst von
einem viel zu großen, wilden Tier angefallen worden. Ansonsten schien er
dieselbe Vorliebe für schwarze Kleidung zu hegen wie Francesco oder Tom. Mit
der Ausnahme, dass Nero sich ungleich stilvoller zu kleiden vermochte. Er trug
einen schwarzen Anzug zu einem schwarzen Hemd, sein dunkles Haar war kurz und
an seinem rechten Ringfinger trug er einen Siegelring, auf dem eine stilisierte
Lilie zu erkennen war.
    Er und Francesco sprachen eine Weile über Ansichten
und Meinungen verschiedener Leute aus den großen Familien des Mondvolkes.
Offenbar versuchten sie beide, ihre Familien sachte davon zu überzeugen, dass
deren Animositäten gegeneinander überflüssig und falsch waren. Jedoch schienen
ihre Bemühungen bisher nicht sonderlich von Erfolg gekrönt zu sein.
    Â»Was passiert eigentlich, sollte jemand Milan und
Robina erwischen?«, fragte Lara schließlich irgendwann dazwischen.
    Â»Oh, dann würde ich lieber nicht in deren Haut
stecken«, meinte Nero Nello grimmig.
    Â»Und was soll das heißen? Geht ihr dann alle mit
Waffen aufeinander los?«
    Nero zuckte mit den Schultern.
    Â»Wie gesagt, eigentlich möchte ich es lieber nicht
wissen. Wir kommen alle aus

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