Epicordia
feindschaftliche
Getue Blödsinn ist.«
Lara verstand. Also hatten
Nero Nello und Francesco Bastiani gute Absichten, die sie mithilfe der Zeit
umzusetzen und in die richtigen Bahnen zu lenken gedachten.
»Und was ist dein Part in der ganzen Geschichte?«,
fragte Lara schlieÃlich Patrick.
»Solange Nero und Francesco einen Ort brauchen, an dem
sie sich völlig ungestört austauschen können, darf ich hier wohnen. Oder
zumindest versuchen die beiden, mein Bleiberecht immer wieder zu verlängern.«
Das war es also.
Lara hätte sich eigentlich über alle MaÃen wundern
sollen. Doch wenn man täglich mit Wundern konfrontiert wird, dann relativieren
sich diese irgendwann. Und genau so ging es Lara seit jenem Tag im Januar vor
zwei Jahren, an dem sie die magischen Schlüssel für sich entdeckt hatte.
Schatten vermögen zu flüstern, wenn man nur
genau hinhört.
Die seltsame Nacht von Epicordia schien noch ein wenig
dunkler geworden zu sein, als Francesco Bastiani und Lara McLane die Behausung
des jungen Schriftstellers und Poeten verlieÃen. Lara für ihren Teil gesättigt
mit einer neuen, verwickelten Geschichte über
junge Liebe und alten Hass. Doch es sollte nicht die letzte Geschichte bleiben,
bevor sie wieder in ihr Bett im Obergeschoss der Villa der Bastianis fallen
würde.
Sie schwiegen eine ganze Weile, während sie durch die
Gassen des Ortes gingen.
»Warum erzählt ihr mir das alles?«, fragte Lara leise
in die Stille hinein, über das unebene Kopfsteinpflaster balancierend.
Sie hörte Francesco einige Sekunden lang schwer in die
Dunkelheit atmen.
»Zum einen warst du ja ohnehin bei uns«, murmelte er
schlieÃlich. »Zum anderen hoffe ich einfach, dass jüngere Generationen offener
zu denken lernen, als wir es tun â sowohl hier unten in Epicordia als auch dort
oben in Ravinia.«
Er blickte sich nach ihr um, aber es war zu schummrig,
um sein Gesicht zu sehen.
»Und auÃerdem mag Patrick dich«, fügte er noch hinzu.
Heimliche Freude strömte in Laras Herz. »Patrick hält ebenfalls nichts von all
den Vorurteilen â vielleicht steckt er dich ja damit an.«
Lara war sich sicher, dass Francesco sie mit einem
verschmitzten Lächeln bedachte, das irgendwo zwischen Hoffen und Wissen und dem
Versuch lag, nicht zu resignieren angesichts der Umstände.
Dann stockte er.
Neben ihnen erstreckte sich eine Grundstücksmauer, die
ihren Schatten eng an sich zu binden schien.
Dann strömte etwas aus ihm heraus, gewann schnell an
Kontur â es wirkte beinahe wie ein dicker, ruÃiger Nebel, der menschliche
Gestalt annahm.
Francesco trat einen Schritt vor Lara.
»Was â«, begann er, doch der Schatten machte
bloÃ: »Schhhhh!«, und legte einen Zeigefinger dorthin, wo sich ein Mund
befinden musste. Die schlanken Umrisse einer Frau waren nun deutlicher
auszumachen.
»Nicht erschrecken!«, sagte der Schatten und warf die
tiefschwarze Dunkelheit ab wie ein altes Kleid.
Vor ihnen stand Geneva im Dämmerlicht der Höhlenwelt.
Weder ihre grüne Locke noch die grünen Augen waren zu erkennen, aber ihre
Stimme und die Art, wie sie sich bewegte, verrieten sie eindeutig.
»Geneva«, hauchte Lara erleichtert, während Francesco
bloà die Luft ausstieà und sich sichtlich entspannte.
»Was machst du hier?«
»Ich bin dir gefolgt«, gestand die Nachtwächterin.
Lara seufzte leise.
»Irgendwie dachte ich mir schon, dass ich nicht
einfach unbemerkt aufstehen und gehen kann.«
Das entsprach der Wahrheit. Es wäre ja auch naiv genug
gewesen, zu glauben, man könne der Aufmerksamkeit einer Nachtwächterin
entgehen, wenn man sich mit ihr im selben Raum befand.
»Aber warum?«, fragte Lara.
»Damit du nicht noch mehr Dummheiten anstellst?«,
stellte Geneva die Gegenfrage. Der Ton gefiel Lara nicht.
»Ist ja gut, ich habâs kapiert«, meinte sie
angefressen.
»Und?«, fragte Francesco.
»Wie und?«
Geneva stutzte.
»Was soll dieses ganze âºIch-bin-dir-gefolgtâ¹-Gefasel
und die Demonstration deiner Nachtwächter-Magie?«
»Du meinst den Tanz mit den Schatten?«
»Ist mir völlig egal, wie du es nennst, Geneva. Was
machst du hier?«
Stille.
»Ich dachte, ich bin ehrlich und geb zu, dass ich euch
belauscht habe.«
Wieder eine bedeutungsschwangere Pause.
»Und, dass ich die Dinge genauso sehe wie
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