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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Kurzform ist in etwa die, dass ich die Leute und ihr seltsames
Gebaren hier nicht immer besonders gut leiden kann.«
    Â»Nicht?«
    Er schüttelte den Kopf und blickte kurz zu Boden.
    Â»Versteh mich nicht falsch, ich finde, Ravinia ist ein
wunderschöner Ort. Aber dass sich ständig alle so herausputzen müssen, weil sie
etwas Besonderes sein wollen, geht mir auf die Nerven.«
    Â»Das ist vielleicht hier im Künstlerviertel so –«
    Â»Nein, nicht wirklich. Ich bin gelernter Tischler. In
meiner Freizeit stelle ich die Marionetten her, die ich euch gleich vorführen
werde – vorausgesetzt, ihr bleibt noch ein Weilchen.«
    Lara mochte ihn. Er schien ihr in erster Linie
unkompliziert und geradeaus zu sein, und das schätzte Lara an Menschen.
    Â»Gewissermaßen«, fuhr er fort, »gehöre ich also sowohl
zur handwerklichen wie zur künstlerischen Seite der Stadt. Aber diese ständige
Streiterei geht mir auf die Nerven. Das ist der Hauptgrund, warum ich
fortgezogen bin. Daneben hat sich im Laufe der Zeit noch einer ergeben.«
    Â»Ja?«
    Â»Eine Frau«, flüsterte Dexter Lara so leise ins Ohr,
wie ein Rabe es eben vermochte.
    Â»Sie heißt Danielle und
hat keine besondere Gabe, um irgendetwas
herzustellen, was den Naturgesetzen widerspricht. Und ich habe gehört, dass man ernsthafte Probleme
bekommen kann, wenn man so jemanden mit nach Ravinia bringt.«
    Oh ja ,
dachte Lara. Und sie begann immer weiter und bedrückend tiefer zu begreifen,
dass hier in dieser magischen Stadt die Menschen ihre zweifelhaften Seiten
nicht ablegten, sondern sie noch potenzierten. Sie fragte sich insgeheim, warum
Lord Hester nie etwas gegen diesen Blödsinn unternommen hatte. Es wäre gelogen
gewesen, zu sagen, dass die Stadt aus allen Nähten platzte. Im Gegenteil, so
viele Häuser standen leer. Es wäre kein Problem gewesen, besonders begabte
Menschen mit ihren Partnern oder Familien in Ravinia wohnen zu lassen. Aber
nichts da, der Stadtrat war in dieser Hinsicht offenbar von Kontrollfreaks
durchsetzt. Lediglich die Stadtvaganten hatten einen halbwegs erfolgreichen
Versuch gestartet, als Unbegabte ein paar Jahre lang die Stadt zu bevölkern.
Doch waren sie alles andere als beliebt gewesen. Und mit Marcion waren sie
schließlich nach und nach verschwunden. Ravinia war kein Ort mehr für sie.
    Ein paar Meter weiter erhoben die beiden Davenports
gereizt die Stimmen gegeneinander.
    Â»Hör doch bitte nur ein Mal, ein einziges Mal auf mit
diesem ganzen Familienscheiß«, echauffierte Patrick sich gerade. Während Lara
mit Lapuli geplaudert und über die Missstände in der düstergoldenen Stadt
nachgedacht hatte, hatten die Augen der beiden Brüder angefangen, Funken zu
sprühen.
    Â»Ich sage doch nur, dass das vielleicht alles kein
Problem gewesen wäre, wenn du nicht so holterdiepolter gegangen wärst«, setzte
sich Christopher zur Wehr.
    Â» Vielleicht ? Vielleicht war
schon immer dein Lieblingswort. Vielleicht wäre ja auch alles ganz genauso
beschissen gelaufen, wenn ich niemals fortgezogen wäre.«
    Â»Natürlich. Hast du schon
mal etwas von einem Vertrauensverhältnis gehört?«
    Â»Ach komm mir doch nicht damit. Immerhin hast du ja
auch keine Ahnung, wo wir suchen sollen, oder?«
    Wahre Geschwisterliebe, dachte Lara und machte sich
auf, um dazwischenzugehen.
    Â»Hey«, sagte sie zaghaft, doch die Davenports waren zu
sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Â»Hey!«, rief sie lauter und stellte sich zwischen die
beiden Streithähne, die endlich verdutzt innehielten.
    Â»Es ist ja schön, dass ihr beiden so enthusiastisch
hinter dem Schlüssel her seid«, merkte sie an. »Und mir ist ehrlich gesagt auch
egal, warum heute keiner von euch beiden weiß, wo das Ding abgeblieben ist.
Fakt ist ja wohl, dass er nicht da ist. Sagt mir also Bescheid, wenn euch eine
Idee gekommen ist. Und hört auf, euch wie Kleinkinder zu zanken!«
    Damit drehte sie sich um und ließ Christopher und Patrick
einfach stehen.
    Â»Krah«, machte Dexter, als wollte er Laras Aussage
unterstreichen.
    Lapuli Tinwe wirkte verlegen und schenkte Lara ein
eher hilfloses Lächeln.
    Â»Wann ist dein Auftritt?«, fragte sie ihn.
    Â»Gleich, in ein paar Minuten. Brauchst du einen Platz?«
    Â»Ich hab schon einen«, meinte sie und wedelte mit
ihrer Eintrittskarte. Aber der Marionettenspieler winkte bloß ab.
    Â»Ich

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