Episode I - Die dunkle Bedrohung
waren, den Feind zu identifizieren, den er suchte. Jediritter würden durch eine besondere Verdichtung der Macht zu erkennen sein. Er brauchte nur eine Minute. Dann wandte er sich wieder seinem Schiff zu. Runde Sondendroiden schwebten durch die Luke, einer nach dem anderen. Dann schossen sie davon, in Richtung der Städte, die er entdeckt hatte.
Darth Maul sah ihnen nach, bis sie außer Sichtweite waren. Die Dunkelheit schloß sich rasch um ihn. Er lächelte dünn. Bald.
Dann ging er zurück zu seinem Schiff, um die Sonden zu überwachen.
Die Dunkelheit hüllte Mos Espa in samtige Schichten, als die Nacht sich herabsenkte. Anakin saß still auf dem Geländer der Veranda, während Qui-Gon sich einen tiefen Schnitt im Arm des Jungen ansah. Anakin hatte sich den Schnitt irgendwann bei der nachmittäglichen Arbeit an der Rennkapsel zugezogen und - typisch Junge - es bis zu diesem Augenblick nicht einmal bemerkt.
Anakin warf einen flüchtigen Blick auf die Verletzung, die der Jedi gerade säubern wollte, dann lehnte er sich zurück und spähte hinauf zum Sternenhimmel.
»Sitz still, Annie«, wies Qui-Gon ihn an.
Der Junge hörte ihn kaum. »Es sind so viele! Haben sie alle Planeten?«
»Die meisten.« Qui-Gon holte ein sauberes Stück Tuch aus der Tasche.
»Hat irgend jemand sie alle angeflogen?«
Qui-Gon lachte. »Das ist ziemlich unwahrscheinlich.«
Anakin nickte, den Blick immer noch nach oben gerichtet. »Dann möchte ich der erste sein, der das tut; der erste, der sie alle zu sehen - aua!«
Qui-Gon wischte das Blut vom Arm des Jungen ab und rieb die Wunde mit einer antiseptischen Salbe ein. »Da - so gut wie neu.«
»Annie! Zeit zum Schlafengehen!« rief Shmi von drinnen.
Qui-Gon holte einen Comlink-Chip heraus und tupfte etwas von Anakins Blut auf die Oberfläche. Der Junge beugte sich interessiert vor. »Was machen Sie da?«
Der Jedi blickte kaum auf. »Ich sehe nach, ob du eine Blutvergiftung hast.«
Anakin runzelte die Stirn. »Ich habe noch nie gesehen - «
»Annie!« rief seine Mutter abermals, und diesmal drängender. »Ich sage es dir nicht noch einmal!«
»Ab mit dir«, sagte Qui-Gon und zeigte auf die Tür. »Du hast morgen einen großen Tag vor dir.« Er steckte das Tuch in sein Hemd. »Gute Nacht.«
Anakin zögerte, den Blick fragend auf den Jedimeister gerichtet. Dann drehte er sich um und ging ins Haus. Qui-Gon wartete einen Augenblick, überzeugte sich, daß er allein war, dann steckte er den Chip mit dem Blut des Jungen in einen Übermittlungsschlitz im Comlink und nahm Verbindung mit Obi-Wan auf, der immer noch an Bord des Transporters der Königin wartete.
»Ja, Meister?« antwortete sein Schützling, der trotz der späten Stunde noch wach war.
»Ich übermittle eine Blutprobe«, erklärte Qui-Gon und sah sich wachsam um, während er sprach. »Teste sie auf Midi-Chloriane.«
Er übermittelte die Blutzusammensetzung an Obi-Wan und wartete. Er konnte spüren, wie sein Herz rasch und erregt schlug. Wenn er in dieser Sache recht hatte.
»Meister«, unterbrach Obi-Wan sein Nachdenken. »Mit dieser Blutprobe muß etwas nicht stimmen.«
Qui-Gon holte langsam und tief Luft und atmete dann wieder aus. »Wie ist das Ergebnis, Obi-Wan?«
»Angeblich liegt der Midi-Chloriane-Anteil bei zwanzigtausend.« Die Stimme des jungen Jedi klang angespannt. »Niemand hat einen so hohen Anteil. Nicht einmal Meister Yoda.«
Niemand. Qui-Gon starrte in die Nacht hinaus, wie betäubt von der Ungeheuerlichkeit seiner Entdeckung. Dann ließ er den Blick wieder zu der Hütte schweifen, in der der Junge schlief, und erstarrte. Shmi Skywalker stand in der Tür und starrte ihn an. Ihre Blicke begegneten sich, und einen Augenblick lang hatte der Jedimeister das Gefühl, als würde ihm die Zukunft gänzlich enthüllt. Dann wandte Shmi sich verlegen ab und verschwand wieder im Haus.
Qui-Gon hielt einen Augenblick inne, dann erinnerte er sich, daß die Kommunikationsverbindung noch offen war. »Gute Nacht, Obi-Wan«, sagte er leise und schaltete den Sender ab.
Es war fast Mitternacht. Anakin Skywalker hatte nicht schlafen können, war wieder aus dem Bett geschlüpft und in den Hinterhof gegangen, um die Rennkapsel ein letztes Mal zu überprüfen, die Instrumente, die Verdrahtung, die Relais, die Energieversorgung - er prüfte alles, was ihm einfiel. Nun stand er da, starrte die Kapsel an, überlegte, was ihm entgangen war und was er vielleicht übersehen haben mochte. Er konnte sich keine Fehler leisten.
Weitere Kostenlose Bücher