Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Richtungen zugleich klang Donnergrollen, die Leute liefen wild durcheinander. Elektrische Feuer, Dampfexplosionen, Druckabfall in Kabinen, Unterbrechung von Kommandoketten. Dazu anhaltende Bombardierung durch Rebellenkreuzer, wo man erkannt hatte, daß der Feind angeschlagen war. Die herrschende Hysterie breitete sich immer weiter aus.
Denn der Kaiser war tot. Das zentrale, mächtige Böse, die Bindekraft des Imperiums, war dahin, und wenn die dunkle Seite so zerfiel, sich so zersetzte, war dies der Erfolg.
Verwirrung.
Verzweiflung.
Nackte Angst.
Mitten in diesem Tumult war es Luke auf irgendeine Weise gelungen, die große Dockbucht zu erreichen. Er versuchte das schwere Gewicht seines immer mehr verfallenden Vaters zu einer Raumfähre zu schleppen. Auf halbem Weg ließ ihn seine Kraft jedoch im Stich, und er brach unter der Belastung zusammen.
Langsam raffte er sich wieder auf. Wie ein Automat stemmte er seinen Vater auf die Schulter und wankte zu einer der verbliebenen Fähren.
Luke legte seinen Vater auf den Boden, um ein letztes Mal seine Kräfte zusammenzunehmen, als ringsum die Explosionen heftiger wurden. Funken fauchten durch die Deckenträ- ger, eine der Wände sackte zusammen, durch einen klaffenden Riß quoll Rauch. Der Boden bebte.
Vader winkte Luke zu sich heran.
»Luke, hilf mir, die Maske abzunehmen.«
Luke schüttelte den Kopf.
»Dann stirbst du.«
Die Stimme des Schwarzen Lords klang erschöpft.
»Das ist nicht mehr aufzuhalten. Ich will dir nur einmal ohne sie gegenübertreten. Laß dich mit meinen eigenen Augen ansehen.«
Luke hatte Angst davor. Er fürchtete sich, seinen Vater so zu sehen, wie er wirklich war. Fürchtete sich, erkennen zu müssen, welche Person so in die Dunkelheit geraten sein konnte -dieselbe Person, die Luke und Leia das Leben gegeben hatte. Er fürchtete sich, den Anakin Skywalker kennenzulernen, der im Inneren von Darth Vader lebte.
Auch Vader hatte Angst - Angst davor, sich seinem Sohn zu zeigen, die Panzermaske abzunehmen, die so lange zwischen ihnen gewesen war. Die schwarze, gepanzerte Maske, die allein ihn in den letzten zwanzig Jahren am Leben gehalten hatte. Sie war seine Stimme gewesen und sein Atem, seine Unsichtbarkeit - sein Schild gegen jede Berührung mit den Menschen. Aber nun wollte er sie abnehmen, um noch einmal seinen Sohn zu sehen, bevor er starb.
Gemeinsam hoben sie den schweren Helm von Vaders Kopf - im Maskenteil ein kompliziertes Atemgerät, dessen Anschlüsse ebenso abgelöst werden mußten wie die von Sprechmodulator und Bildschirmanlage. Aber als die Maske endlich entfernt und beiseite gelegt war, blickte Luke in das Gesicht seines Vaters.
Es war das traurige, gütige Gesicht eines alten Mannes. Kahlköpfig, bartlos, mit einer riesigen Narbe von der Stirn bis hinab zum Hinterkopf, hatte er tiefliegende, schwarze Augen, und seine Haut war kreideweiß, weil sie zwei Jahrzehnte lang die Sonne nicht gesehen hatte. Der alte Mann lächelte schwach; an seinen Augenwinkeln glitzerten Tränen. Sekundenlang war er Ben nicht unähnlich.
Es war ein Gesicht voller Bedeutungen, das Luke nie wieder aus dem Sinn gehen sollte. Vor allem Bedauern sah er. Und Scham. Man konnte sehen, wie Erinnerungen vorbeihuschten. Erinnerungen an gute Zeiten. An Schrecklichkeiten. Und an Liebe.
Es war ein Gesicht, das ein Leben lang die Welt nicht berührt hatte. Lukes Leben lang. Er sah die Nasenflügel zucken, als sie ein erstes Mal zögernd die Luft einsogen, den Geruch. Er sah, wie der Kopf sich unmerklich zur Seite neigte, um zu lauschen - das erste Mal ohne elektronische Hörverstärkung. Luke spürte einen Stich der Reue, weil sein Vater nichts hörte als Explosionen, nichts roch als ätzende Feuerwolken. Aber es war Wirklichkeit. Greifbar, ungefiltert.
Er sah, daß die alten Augen sich auf ihn richteten. Tränen brannten auf Lukes Gesicht, fielen auf die Lippen seines Vater. Sein Vater lächelte bei dem Geschmack.
Es war ein Gesicht, das sich zwanzig Jahre lang selbst nicht gesehen hatte.
Vader sah seinen Sohn weinen und wußte, daß es das Grauenhafte seines Gesichts sein mußte, was die Tränen hervorrief.
Für Augenblicke verstärkte sich Vaders Qual. Zu seinen Verbrechen fügte sich Schuldbewußtsein wegen der vermeint- lichen Abscheulichkeit seiner Züge. Aber dann fiel ihm ein, wie er früher ausgesehen hatte - großartig und auffallend, mit einem Ausdruck, der Unbesiegbarkeit verriet und das ganze Leben leicht nahm. Ja, so hatte er einmal
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