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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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fast bis zu seiner Oberfläche hinuntergesunken waren, wurde das Wasser lebendig. Sein endloses Wogen wurde erkennbar, als sie an Höhe verloren.
    Einige Meter über der aufgewühlten See wurde die Seitentür eines Helikopters aufgeschoben, und eine Böe kalter Luft traf die vier Insassen der Maschine: die beiden Piloten, den Mann, der die Winde bediente, sowie den Mann in Kälteschutzanzug und Helm, der in die schwarzen Fluten unter ihnen tauchen sollte.
    Charlie Monk sah zu, wie das torpedoartige Gefährt, von dem sein Leben in den nächsten Stunden abhängen würde, vor ihm abgesenkt wurde und schließlich auf den Wellen schaukelte, nur noch durch eine einzige Trosse mit dem schwebenden Helikopter verbunden. Dann legte er selbst das Geschirr an und bereitete sich darauf vor, hinaus in die Leere geschwenkt zu werden.
    Während er hinabsank, benutzte er die Trosse, um das schwimmende Gefährt direkt unter sich zu manövrieren. Er schwang sich darauf wie auf ein Motorrad, die Beine bis zu den Hüften im Wasser. Bevor er sich aus dem Geschirr befreite, betätigte er einen Schalter und startete den batteriebetriebenen Motor. Erst als er sich sicher war, dass dieser ruhig und gleichmäßig lief, stieg er aus dem Geschirr, hakte die Trosse vom Dingi und gab dem Helikopter ein Zeichen. Sekunden später war der Hubschrauber in der Nacht verschwunden, und statt des Motorengeräusches war nur noch das ewige gleichmütige Rauschen von Wind und Wellen zu hören.
    Charlie legte sich flach auf den Bauch und stemmte seine Füße in die dafür vorgesehenen Vertiefungen. Dann begann er seine Reise über das Wasser mit einer Geschwindigkeit von wenig mehr als fünf Knoten. Der Elektromotor war praktisch geräuschlos; der einzige Hinweis auf die erstaunliche Stärke, die in ihm steckte, war der harte Aufschlag auf dem Wasser, während das kleine Boot über die aufgebrachte See brauste. Wenn Charlie erst das Drosselventil ganz öffnete, würde das Dingi viel schneller werden – unter günstigen Bedingungen bis zu fünfzig Knoten. Doch hier draußen war der Ozean für die Höchstgeschwindigkeit zu rau, das Boot würde außer Kontrolle geraten und kentern. Sobald er jedoch den Bug nach unten drückte und unter die Wasseroberfläche tauchte, würde es sich in ein U-Boot mit Kompressormotor verwandeln, schnell genug, um lautlos und unsichtbar alles zu jagen, was sich im Ozean befand.
    Die Schalttafel, die vor ihm in die glatte Oberfläche der Maschine eingelassen war, zeigte ihm seine Geschwindigkeit und über Satellit seine genaue Position an. Charlie schätzte, dass die Lichter der Luxusyacht, die sein Ziel war, in spätestens zehn Minuten auftauchen würden.
    Er öffnete das Ventil ein kleines Stück weiter, und das Boot schlug noch härter auf dem Wasser auf als bisher. Es war ein unbequemer Ritt, der nach einer gewissen Zeit sogar schmerzhaft wurde. Um diesen Schmerz zu ertragen, genügte es nicht, ihn einfach zu ignorieren. Charlie hatte gelernt, alle Störfaktoren aus seinem Bewusstsein auszublenden und nur noch an die Aufgabe zu denken, die vor ihm lag. Seine Reflexe würden alles Weitere übernehmen. Einer seiner Ausbilder nannte das einen Zustand aktiver Meditation. Charlie hatte nie verstanden, was das bedeuten sollte; ihn interessierte allein, dass es funktionierte und ihm half, seine Ungeduld zu zügeln, trotz des Adrenalinüberschusses in seinen Adern.
    Ein weiterer Blick auf die Schalttafel zeigte ihm, dass sein Ziel nun in Sichtweite sein musste. Er hob den Blick und ließ ihn über den Horizont schweifen, konnte jedoch nichts entdecken. Vorsichtig setzte er das Nachtsichtgerät auf – und sah augenblicklich in der Ferne eine Ansammlung von Lichtern, nicht größer als Stecknadelköpfe in der herrschenden Dunkelheit. Die Lady Alexandra befand sich genau auf der vermuteten Position. Charlie ging auf Abfangkurs.
    Das Standardmanöver bestand darin, unterzutauchen und sich dem Ziel von hinten zu nähern. In einer Nacht wie dieser konnte Charlie jedoch an der Wasseroberfläche bleiben, bis er fast auf gleicher Höhe mit der Yacht war; die Gefahr, entdeckt zu werden, war gering. Andererseits konnte er Zeit gewinnen, wenn er jetzt untertauchte und unter Wasser Vollgas gab. Charlie griff an der Seite des Dingis hinunter und drückte auf eine Sicherung, um ein verborgenes Fach zu öffnen. Daraus zog er eine Sauerstoffleitung mit Maske, die er sich übers Gesicht zog.
    Wenige Augenblicke später hatte sich Charlies Welt in eine

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