ePub: Der letzte Zauberlehrling
noch immer auf ihrem Gesicht.
Gemeinsam folgten wir den anderen zum Ausgang.
Zweiundzwanzigstes Kapitel
in dem (fast) alle offenen Fragen beantwortet werden
D er Rest der Geschichte ist schnell erzählt.
Pathé, durch Moriartys Magie zur Bewegungslosigkeit verdammt, war vom Feuerstrahl der Dämonen voll getroffen worden. Ihn hatte das Schicksal ereilt, das Moriarty und mir zugedacht gewesen war.
Mit der Hilfe von Ignatius, der nun der ranghöchste Repräsentant des Pompignac-Konzerns war, konnten wir die Villa unbehelligt verlassen. Er veranlasste auch, dass die Haftbefehle gegen uns aufgehoben wurden. Zur Sicherheit (und weil wir es ihm versprochen hatten) suchten Moriarty und ich aber noch den rothaarigen Reporter auf und berichteten ihm, was geschehen war.
Der Leichnam von Prometheus wurde in einer kleinen Zeremonie, zu der auch Aticus und weitere Freunde des Alten erschienen waren, am Strand von Biarritz verbrannt und die Asche anschließend im Meer verstreut.
Dann reisten wir gemeinsam zurück zu meinem Haus. Mein Haus – das klang immer noch merkwürdig, aber so langsam gewöhnte ich mich daran. Ignatius hatte einen alten Lastwagen für uns besorgt, wohl in der Hoffnung, sich auf diese Weise wieder mit seiner Schwester zu versöhnen. Doch da hatte er sich in Agnetha getäuscht. Sie zeigte ihm entschlossen die kalte Schulter und war erleichtert und froh, als wir die Stadt endlich verließen.
Tucker hatte sein Versprechen eingelöst und alles in Schuss gehalten, und als wir bei ihm hielten, um ihm unsere Ankunft mitzuteilen, ließ er es sich nicht nehmen, kurz darauf mit seinem Lieferwagen voller Lebensmittel bei uns aufzutauchen.
Und natürlich brachte er Horatio mit, dem die Zeit in seiner Obhut wohl gut getan hatte, denn er war deutlich dicker als zuvor. Freudestrahlend nahm Samira den Hamster entgegen, und ich musste mich wohl oder übel damit abfinden, dass er nun eine neue Herrin gefunden hatte.
Wir machten es uns um den alten Küchentisch bequem, an dem ich so viele Male mit Gordius gesessen und wo er mich in die Geheimnisse der Zauberkunst eingeweiht hatte. Samira, die sich trotz ihrer neuen (oder wirklichen) Gestalt so verhielt wie immer, hatte eine Karaffe mit Apfelmost und Gläser auf den Tisch gestellt und war damit beschäftigt, einen frisch gebackenen Kuchen aus dem Ofen zu holen. Sie hatte sich gleich nach unserer Ankunft mit den Gegebenheiten vertraut gemacht und bewegte sich nun schon so selbstverständlich in den Räumen wie zuvor in Prometheus’ Haus. Seit dem Tod unseres alten Meisters war sie nicht von meiner Seite gewichen. Es schien so, als wolle sie die Rolle, die sie zuvor bei ihm gespielt hatte, nun mir gegenüber einnehmen. Sie sprach immer noch kein Wort, aber mir schien, ihre Blicke schienen vielsagender geworden zu sein, so als wisse sie mehr, als sie mitteilen wollte. Und irgendwie konnte das ja auch stimmen, denn sie war nicht nur ein Nachkomme Mirrens, sondern lange Jahre auch die Vertraute von Prometheus gewesen.
Papillon schenkte uns allen ein und wir erhoben die Gläser.
»Einen Moment«, unterbrach ich das Ritual. Ich stellte mein Glas zurück auf den Tisch und holte ein weiteres aus dem Küchenschrank. Dann bat ich Samira, zu uns zu kommen. Sie entledigte sich der dicken Ofenhandschuhe und trat neben mich. Ich schenkte Most in das neue Glas und reichte es ihr.
»So, jetzt können wir«, sagte ich und nahm mein Glas wieder auf.
»Auf eine neue Generation von Zauberern«, brachte Agnetha einen Trinkspruch aus.
»Und auf eine Welt ohne Dämonen«, ergänzte Papillon. Er bemerkte den Blick nicht, den ihm Lothar dabei zuwarf.
Nachdem wir unsere Gläser wieder abgestellt hatten und Samira zu ihrem Kuchen zurückgekehrt war, ergriff Papillon das Wort. »Was hast du jetzt vor, Humbert?«, fragte er.
»Ich werde weiter das Zauberhandwerk studieren«, erwiderte ich.
»Aber Prometheus ist tot, und die ehemaligen Zauberer sind machtlos. Von wem willst du dann lernen?«
Ich deutete auf das Werhörnchen. »Von ihm.«
»Von einem Dämon? Was versteht der denn von Zauberei?«
Nun reichte es Lothar. Erst der Seitenhieb gegen die Dämonen und jetzt das. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen.
»Mein lieber junger Freund«, begann er betont langsam und faltete dabei seine kleinen Pfoten vor sich auf dem Tisch. »Ich will mich ja nicht rühmen, aber mir scheint, deine Unwissenheit in Bezug auf meine Person ist so gewaltig, dass dir ein wenig Aufklärung nicht schaden
Weitere Kostenlose Bücher