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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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umgestoßen werden. Deshalb tausche ich jedes Mal, wenn ich gewinnen will, einen der Bälle gegen meinen eigenen aus, den ich ebenfalls schwerer gemacht habe.«
    Er warf mir den Ball zu und ich fing ihn auf. »Behalte ihn, ich hab noch mehr davon. Du musst den Ball an der Naht auftrennen und die Füllung mit Steinchen ergänzen. Er muss etwa doppelt so schwer sein wie jetzt.«
    »Und die Budenbesitzer merken davon nichts?«
    »Hinterher schon«, grinste er. »Aber dann bin ich bereits weit weg.«
    Ich warf ihm den Ball zurück. »Danke, aber das ist nichts für mich. Ich könnte die Bälle wahrscheinlich nicht mal unbemerkt gegeneinander austauschen. Und außerdem kommt es mir irgendwie wie Betrug vor.«
    »Man kann einen Betrüger nicht betrügen«, sagte Papillon und steckte den Ball wieder ein. »Betrug gegen Betrug ergibt Gerechtigkeit, so wie Minus mal Minus auch Plus ergibt.«
    »Mag sein. Aber ich kann das trotzdem nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern, so als wollte er sagen: Na schön, aber wie willst du die Mädels sonst beeindrucken? Denn beeindruckt hatte er Agnetha, zunächst mit seiner Treffsicherheit, dann mit dem Plüschbären und jetzt mit seiner Cleverness.
    Was eigentlich ein angenehmer Abend werden sollte, entwickelte sich so zu einem Wettkampf zwischen uns, bei dem ich kläglich unterlag. Ich kaufte Agnetha eine Handvoll Lose, die sämtlich Nieten waren, und Papillon schoss ihr, diesmal ohne jeden Trick, drei Papierblumen. Ich lud sie ins Kettenkarussell ein, und ihr war anschließend übel, weil ich vorher noch einen kandierten Apfel spendiert hatte. Papillon dagegen imponierte ihr damit, wie er im Spiegelkabinett den Weg zum Ausgang wiederfand. So ging es den ganzen Abend, und das Schlimmste daran war, dass mein Freund nicht einmal merkte, dass wirKonkurrenten waren. Er verhielt sich so wie immer, während ich mir Mühe geben musste, um Agnetha zu beeindrucken.
    Nachdem wir uns fast drei Stunden lang von einer Jahrmarktsattraktion zur nächsten durchgeschlagen hatten, taten uns die Füße weh und unsere Ohren dröhnten. Nach einer abschließenden Ehrenrunde auf dem Riesenrad, von dessen höchstem Punkt aus wir einen wunderschönen Blick über das gewaltige Lichtermeer von Paris hatten, brachten Papillon und ich Agnetha zu ihrer Wohnung und verabschiedeten uns von ihr. Jeder bekam einen flüchtigen Kuss auf die Wange, was mich wieder ein bisschen fröhlicher stimmte, und dann machten auch wir uns auf den Heimweg.
    In den folgenden Wochen trafen wir uns mindestens einmal in der Woche. Anfangs verspürte ich immer einen Stich im Herzen, wenn ich mitbekam, wie sehr Agnetha und Papillon sich mochten. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, nicht mehr an unseren gemeinsamen Treffen teilzunehmen, um mir diese Schmerzen zu ersparen. Aber dann hätte ich auch meinen einzigen Freund in der Stadt nicht mehr gesehen. Also fand ich mich mit meiner Nebenrolle ab, und im Laufe der Zeit gewöhnte ich mich langsam daran, für Agnetha einfach nur ein guter Freund zu sein. So verliefen unsere Treffen weiterhin sehr harmonisch.
    Bis zu jenem Tag, als sie völlig aufgelöst bei uns hereingestürmt kam.

Z WEITER M ONOLOG DES D ÄMONS T HRLX, DER UNTER DEM N AMEN L OTHAR BEKANNT IST
    Nachdem ich zu meiner Freude festgestellt hatte, dass ich mithilfe des Kleinen meine Zauberkräfte zumindest teilweise ausüben konnte (wenn auch, zugegebenermaßen, mit einigen winzigen Fehlern behaftet), beschloss ich, ihm halbwegs reinen Wein einzuschenken. Und das im Wortsinn. Prometheus hatte im Keller ein Weinlager angelegt, auf das er manchmal zurückgriff, wenn gerade keine hochprozentigen Getränke in der Nähe waren. Ich organisierte eine Flasche Rotwein und baute sie, zusammen mit einem Glas, auf dem kleinen Arbeitstisch im Arbeitsraum des Kleinen auf. Dann rief ich den Jungen zu mir. Prometheus und Samira waren in der Stadt und würden sicher einige Stunden wegbleiben. So hatten wir genügend Zeit für eine ruhige Unterhaltung.
    Nachdem der Kleine Platz genommen hatte, schenkte ich ihm ein Glas Rotwein ein.
    »Und du?«, fragte er.
    »Hast du schon mal ein Tier Alkohol trinken sehen?«
    »Aber du bist kein Tier, das hast du selbst gesagt. Du bist ein Dämon.«
    Der Kleine war schlagfertig, das musste man ihm lassen. »Auch Dämonen vertragen keinen Wein«, behauptete ich. Schließlich hatte er keine Möglichkeit, die Richtigkeit meinerAussage nachzuprüfen. Das ist einer der Vorteile, wenn man aus einer anderen Dimension

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