ePub: Der letzte Zauberlehrling
sich aus den Höhlen bis hierhin entwickeln zu können.
»Ein nächstes Mal wird es nicht geben«, beruhigte ich ihn. »Ich weiß jetzt, wie es funktioniert.«
»Wie was funktioniert?« Er starrte mich misstrauisch an.
»Na, das gemeinsame Zaubern. Du und ich.« Und als er immer noch begriffsstutzig guckte: »Das neue Traumteam am Zaubererhimmel! Die wahren Nachfolger von Mirren dem Großen! Lothar und Humbert!«
»Wir sollen gemeinsam zaubern?«
Mann, war der Kleine schwer von Begriff! »Wir haben bereits zusammen gezaubert. Es ist uns gelungen, die Grenze zwischen den Dimensionen zu durchbrechen.«
Endlich dämmerte es ihm. »Du meinst ... der Hurwil ...?«
Ich nickte. »Genau. Das waren wir beide. Eine phänomenale Leistung, findest du nicht?«
»So würde ich es nicht unbedingt nennen.« Er runzelte die Stirn. »Und ich lege keinen Wert auf eine Wiederholung. Deshalb sollten wir das lieber lassen.«
»Was?! Du hast die einmalige Chance, der größte Zauberer der Welt zu werden, und willst es lassen?«
»Du solltest nicht den Fehler machen, von dir auf andere zu schließen. Ich möchte ein guter Zauberer werden. Aber ich habe meine Zweifel, ob das, was du vorhast, gut ist.«
Dieses moralische Rumgerede kannte ich schon von Mirren und es nervte mich heute so wie damals. Nicht, dass wir Dämonen unmoralische Wesen sind, keineswegs. Es ist nur so, dass unsere Vorstellungen von Moral und die der Menschen ziemlich weit auseinanderliegen. Speziell die Vorstellungen von guten Menschen wie Mirren oder dem Kleinen.
»Hör zu«, sagte ich. »Du kannst von mir eine Menge lernen. Ich weiß mehr über Zauberei als jedes andere Wesen auf dieser Welt. Was du damit anfängst, das ist ganz allein deine Sache. Ich werde dir da nicht reinreden.«
Ich merkte, wie sein Widerstand zu bröckeln begann. »Na schön«, sagte er. »Aber das mit dem Traumteam, das kannst du dir abschminken. Was schlägst du also vor?«
»Ich könnte dir jeden Nachmittag, wenn Prometheus in der Stadt ist, ein paar Extrastunden geben.«
»Aber du wirst immer so stehen, dass ich dich sehen kann. Und keine heimlichen Zauber, ohne dass wir vorher darüber gesprochen haben.«
»Darauf hast du mein Wort.« Ich hielt ihm meine rechte Pfote hin. Zögernd streckte er seine Hand aus und schlug ein. Zum Glück wusste er nicht, dass es bei uns Dämonen nichts zu bedeuten hat, ob wir unser Wort geben oder nicht. Solche primitiven Vertrauensrituale hatten wir schon lange hinter uns gelassen.
Ich zog die Weinflasche zu mir hin, verkorkte sie und klemmte sie mir unter den Arm. »Nimmst du bitte das Glas mit?«, fragte ich den Kleinen.
»Nicht so schnell«, erwiderte er. »Wir haben noch nicht alles besprochen.«
Was sollte das nun wieder heißen? Misstrauisch stellte ich die Flasche neben mich auf den Tisch.
»Ich weiß zwar, dass du angeblich ein Dämon bist und Tausende von Jahren alt, die Zauberei zu uns Menschen gebracht hast und auch sonst auf ziemlich alles eine Antwort geben kannst. Aber wieso bist du eigentlich hier? Ich meine, was hat dich auf die Erde verschlagen, und wenn du herkommen konntest, warum kannst du dann nicht mehr zurück?«
Ich atmete einmal tief durch. Auch das war etwas, was ich in meiner ursprünglichen Form nicht nötig hatte. Es war einemühevolle Angelegenheit, das Leben auf diesem Planeten! Ständig arbeitete irgendwo in meinem Körper ein Organ und verbrauchte Energie. Und warum? Nur um diese biologische Hülle am Laufen zu erhalten. Blut musste gepumpt werden, Nahrung zerlegt, Flüssigkeiten wurden verteilt und ununterbrochen saugte die Lunge Sauerstoff ein und blies Kohlendioxid wieder aus. Was könnte man mit dieser Energie alles anstellen, wenn man sie auf sinnvolle Tätigkeiten konzentrierte!
Ich beschloss, dem Kleinen einigermaßen ehrlich zu antworten. »Du musst wissen, ich bin nicht ganz freiwillig in eurer Welt. Mein Aufenthalt hier ist das Ergebnis gewisser Entwicklungen , die nicht so günstig für mich waren. Und ich bin nicht nur mit diesem abstrusen Äußeren gestraft worden, sondern man hat mir auch meine Fähigkeiten genommen.«
»Wer ist man ?« Er kniff misstrauisch die Augen zusammen.
Ich seufzte. »Auch bei unserem Volk ist das Leben nicht so paradiesisch, wie es eigentlich sein könnte. Es gibt Missgunst, Machtkämpfe und Manipulationen, zu deren Opfer ich leider geworden bin.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ist das nicht klar? Es waren diejenigen, die die Macht haben.«
»Und
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