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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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unter lautem Ächzen und Stöhnen in Bewegung.
    »Guck’s dir noch mal genau an, Kleiner«, riet mir Tucker. »Wer weiß, wann du unsere Gegend wiedersehen wirst, wenn du erst mal in der Stadt lebst und ein großer Zauberer geworden bist.«
    »Ich komme auf jeden Fall zurück!«, protestierte ich und dachte dabei an Johanna. Was würde sie wohl denken, wenn sie mein Verschwinden bemerkte?
    »Das sagen sie alle.« Tucker warf einen Blick in den Rückspiegel, in dem das Dorf schnell kleiner und kleiner wurde. »Selbst wenn du eine Ausnahme sein solltest, die Dinge entwickeln sich im Augenblick so rasant, dass wohl niemand vorhersagen kann, was die Zukunft bringt.«
    War das nur wieder eine der vielen rätselhaften Aussagen Tuckers? Oder wollte er mir etwas Bestimmtes sagen?
    »Was meinst du damit?«, fragte ich ihn.
    »Es gibt Gerüchte«, murmelte der Alte. Er sah mich vielsagend von der Seite an.
    »Was für Gerüchte?«
    »Vielleicht sollte ich lieber nicht darüber reden«, sagte er. »Ich will dich nicht beunruhigen.«
    »Das hast du schon!«, rief ich. »Jetzt kannst du es mir auch erzählen.«
    Er brummelte etwas vor sich hin, das ich nicht verstand. Dann kurbelte er das Fenster herunter und spuckte aus. Zum Glück war die Straße ziemlich leer, denn Tuckers Spucke auf der Windschutzscheibe zu haben, ist gewiss kein schönes Erlebnis. Er schloss das Fenster wieder und trank einen Schluck von der dunkelgrünen Flüssigkeit in seiner Flasche. In der Fahrerkabine breitete sich ein starker Anisgeruch aus.
    »Man munkelt, die Zauberer wollten ihre Zaubersprüche an Pompignac verkaufen.«
    »Sie verkaufen ihre Zaubersprüche?«, fragte ich erstaunt. »Warum sollten sie das tun?«
    Tucker zuckte mit den Achseln. »Warum schon? Weil sie gierig sind. Er zahlt ihnen viel Geld dafür.«
    »Aber dann können sie nicht mehr zaubern«, sagte ich.
    »Zaubern ist harte Arbeit«, erklärte Tucker. »Würdest du arbeiten, wenn du es nicht müsstest?«
    Ich überlegte kurz. »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich ehrlich. »Und außerdem – wenn die Zauberer nicht mehr zaubern können, womit verdient Pompignac dann sein Geld? Schließlich lebt er doch davon, ihnen das nötige Zubehör zu liefern.«
    »Eine gute Frage, Kleiner.« Tucker kratzte sich an der Nase. »Man vermutet, er will, wenn er erst einmal alle Zaubersprüche beisammenhat, sein Geschäft damit machen, diese gegen viel Geld auszuleihen.«
    »Das heißt, die Zauberer müssen Pompignac demnächst dafür bezahlen, wenn sie zaubern wollen?«
    »So sieht es aus.« Tucker deutete aus dem Fenster auf eine Plakatwand. Sie zeigte einen gut aussehenden älteren Mann mit wallendem weißen Haar, der gütig auf ein paar Kinder herablächelte. Über seiner ausgestreckten Hand schwebte eine in allen Regenbogenfarben leuchtende Kugel. Die Plakatüberschrift lautete:
    FRÜH ÜBT SICH, WAS EIN GUTER ZAUBERER WERDEN WILL!
    Und darunter stand etwas kleiner:
    POMPIGNACS ZAUBERKOLLEKTION.
    DER ERSTE SCHRITT AUF DEM WEG ZUM ZAUBERSTAR.
    In der rechten unteren Ecke war das Logo von Pompignac abgebildet sowie der Slogan Mit Pompignac bist du auf Zack!
    Ich hatte dieses Plakat schon oft gesehen. Es hing seit Jahren an vielen Straßen, und es gab keinen Menschen, der das Gesicht Jacques Pompignacs nicht kannte.
    »Der freundliche Wohltäter«, schnaubte Tucker sarkastisch. »Hah! Billigen Schund zu überteuertem Preis verkaufen, das tut er! Zauberstar – pah!«
    »Aber merkt das denn keiner, wenn er nur Müll verkauft?«, fragte ich vorsichtig, um Tucker nicht noch mehr aufzuregen.
    »Zaubern ist harte Arbeit. Punkt«, erwiderte er. »Du müsstest das doch wissen. Oder hat dir Gordius seine Zaubersprüche auf dem Silbertablett serviert?«
    »Nein«, sagte ich und dachte an die unzähligen Male, die ich mich mit den einfachsten Beschwörungen herumgeplagt hatte.
    »Siehst du«, brummte Tucker. »Einen anderen Weg gibt es auch nicht. Aber niemand will heute mehr hart arbeiten – und Pompignac hat das erkannt. Er verspricht den Leuten schnelle Erfolge, und wenn es dann nicht klappt, heißt es: Du bist dafür eben nicht geeignet.«
    Ich dachte über seine Worte nach, während wir durch die Kornfelder rollten, die sich wie ein goldenes Meer zu beiden Seiten der Straße erstreckten, nur ab und zu unterbrochen von einer Hecke oder einem kleinen Hain. Hier und da stand ein Wagen am Wegrand und daneben ein Pferd oder Maultier, deren Besitzer irgendwo in den wogenden Halmen an der Arbeit waren.
    Der

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