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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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das Angebot. Und ja, ich denke, ich habe mich entschieden.«
    Er nickte und war verschwunden.
    »Was bist du?«, hörte sie den Beg fragen. Sie drehte sich wieder zu ihm um und hob das Kinn.
    »Ich bin ein Drache«, sagte sie. »Das weißt du doch ganz genau, deswegen wolltest du mich doch an den Shâya verschachern.«
    Der Beg verzog das Gesicht. »Du bist gar nichts«, sagte er. »Wo ist denn deine Drachenhaut, hm? Nichts bist du. Nur ein dreckiges kleines Wüstenmädchen.«
    Lilya kicherte in sich hinein. Einen winzigen Moment lang erwog sie, sich in einen Leoparden zu verwandeln und den alten Mann zu töten, aber dann verwarf sie den Gedanken mit einem Achselzucken.
    »Sagst du es mir nun? Hast du meine Eltern töten lassen, um in meinen Besitz zu kommen?«
    »Und wenn dem so wäre?« Der Blick des alten Mannes bekam etwas Lauerndes. Ein Funke glomm darin auf, den Lilya nur zu gut kannte und zu fürchten gelernt hatte. Daeva. Kobads Dämon war erwacht.
    Sie holte tief Luft und wappnete sich.
    »Und wenn dem so wäre?«, wiederholte der Beg, aber in seiner Stimme lag nun eine andere Schärfe als zuvor, ein fremder und kalter Ton.
    Lilya hob wortlos die Hände. Ihre Zeichen waren fort, sie hatte sie dem Prinzen geschenkt. Sie war wehrlos, ohne Zauberkraft war sie einem Angriff des Dämons ausgeliefert.
    Der Beg hatte sich aufgerichtet und trat vom Tisch fort. Seine Haltung, sein Gesichtsausdruck veränderten sich. Lilya erkannte die rot flammenden Augen, das böse Zähnefletschen des Daevas, der Kobad besaß.
    »Was willst du, Menschenmädchen?«, fragte der Dämon zischend. »Du kannst mir doch nicht widerstehen. Willst du etwa sterben wie deine Eltern? Geh und rette deine braune Haut. Lauf, lauf um dein kleines Leben, Bettelkind!«
    »Fahr zur Hölle«, flüsterte Lilya und weckte die Drachenkraft.
    Sie fand sich auf dem Dach sitzend wieder. Die letzten Minuten waren in ihrer Erinnerung ein seltsames Durcheinander aus Feuer und Schreien, zerbrechenden Möbeln und zertrümmerten Wänden. Nun saß sie hier, fragte sich, wie sie auf das Dach gekommen war (nun, wahrscheinlich über die steile Treppe, die von Kobads Arbeitszimmer hier herauf führte) und was mit dem Beg geschehen war. Sie blickte zum Himmel auf und genoss den kühlen Abendwind und den Anblick der ersten Sterne am dämmrigen Himmel.
    Ein Stöhnen ließ sie den Blick senken. Der Beg lag zu ihren Füßen, seine Gewänder waren zerfetzt, aber sie sah kein Blut. Lilya konnte sich nicht erinnern, was geschehen war. Hatte er sie hierher verfolgt und war dann zusammengebrochen?
    Er öffnete die Augen und blickte zu ihr auf. Sie sah den Schrecken in seinem Gesicht. Er versuchte etwas zu sagen, aber seine Stimme versagte.
    Sie blickte wieder auf, sah den Sternen zu, wie sie immer mehr wurden, je dunkler der Himmel sich färbte. Der Beg war nicht wichtig und nicht interessant. Sie würde jetzt gehen und ihn hier liegen lassen. Mochte er leben oder sterben, es interessierte sie nicht mehr.
    »Drache«, sagte der Beg.
    »Hm«, machte Lilya gleichgültig. Sie stand auf und zog die Kapuze ihres Djilbabs über den Kopf. »Leb wohl«, sagte sie und stieg über den Beg hinweg. Während sie zur Treppe ging, wandte sie noch einmal den Kopf und sah zum Himmel. Zwischen den Sternen stieg ein voller Mond empor, und während sie ihn ansah, begann sich die silberne Scheibe blutrot zu färben. Eine geflügelte Silhouette mit langem Hals und gezacktem Schwanzflog daran vorbei und verschwand in der Nacht. Einen Augenblick lang war sie versucht, ihm zu folgen, aber dann dachte sie an Yani und der Impuls verging.
    Lilya wandte sich um und ging ins Haus zurück. Wenn sie sich beeilte, würde sie ihre beiden Freunde noch einholen. Sie hatten bestimmt länger auf sie gewartet, als sie abgemacht hatten.
    Lilya schüttelte nachsichtig den Kopf und lächelte.

G ERECHTIGKEIT
    »Ich bin froh, wenn ich endlich aus diesen Stiefeln herauskann.« Yani ließ sich auf den Hocker fallen, streckte die Beine aus und stöhnte.
    Lilya blickte von der Karte auf, die auf dem Tisch ausgebreitet lag, und rieb sich die Augen. »Was machst du hier, mein Herz? Du solltest deine Männer anführen, nicht hier hinter der Linie faul herumsitzen.« Sie lächelte ihn an, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen.
    Yani grinste zurück. Der rötliche Staub auf seinem Gesicht ließ die Zähne umso weißer erscheinen. »Die Janitscharen haben sich Amayyas ergeben. Wir haben eine kurze Waffenpause ausgerufen.«
    Lilya

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