Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
luden einen Karren ab. Der Kücheneingang stand offen, ebenso die Tür des Lagerraums neben der Küche. Lilya blieb im Schatten des Tors stehen und wartete, bis die drei Männer mit ihren Lasten im Lager verschwunden waren, dann überquerte sie mit schnellen Schritten den Hof, nahm einen Korb mit erdigen Knollen vom Karren und betrat die Küche.
    Die Küchenhilfen hörten für einen Moment auf zu schwatzen und warfen ihr fragende Blicke zu. Lilya erwiderte ihre taxierenden Blicke und konnte sehen, was sie dachten. Wüstenfrau. Händlerin. Nicht unsere Angelegenheit. Lilya nickte den beiden zu und fragte: »Zanu Rudabeh?« Das war der Name der Köchin.
    »Hinten«, winkte eins der Mädchen und widmete sich wieder dem Putzen des Gemüses. Die andere pellte mit der Zunge zwischen den Zähnen süße Maronen aus ihrer dicken Haut und blickte nicht wieder auf.
    Lilya nickte und ging zum Durchgang. Dort stellte sie leise den Korb ab und huschte durch die Wirtschaftsräume zum Wohnflügel. Bis hierher war sie niemandem begegnet, der sie erkannthätte. Lilya blieb einen Moment am Fuß der Treppe stehen und wartete, bis ihr Atem sich wieder beruhigt hatte. Sie lauschte. Oben erklangen Gelächter und Gesang. Frauenstimmen. Die Tanten und ihre Cousinen vergnügten sich im Gartenzimmer.
    Lilya schüttelte den Kopf und lächelte grimmig. Niemand hier im Haus war »Tante« oder »Cousine«. Dies waren fremde Leute, die sie noch nicht einmal allzu freundlich behandelt hatten.
    Schritte näherten sich. Lilya erkannte, dass es ihr nicht mehr rechtzeitig gelingen würde, sich zu verstecken, und blieb, wo sie war.
    Ein junger Sklave, noch ein halbes Kind, der einen riesigen Korb mit Schmutzwäsche schleppte, wollte sich mit niedergeschlagenem Blick an ihr vorbeidrücken. »He«, sagte Lilya sanft, um ihn nicht zu erschrecken, »wo finde ich Ajja?«
    Hoffentlich lebt sie noch hier im Haus, dachte sie. Hoffentlich hat der Beg sie nicht verkauft! Sie klemmte die Daumen in die Fäuste, um die bösen Geister zu verwirren.
    Der Junge ruckte den Korb zurecht und nuschelte: »Oben. Bei der jungen Herrin.«
    Lilya schnaufte erleichtert. »Danke«, sagte sie. Wer auch immer die »junge Herrin« war ‒ wahrscheinlich eine von Kobads Enkelinnen, Deyazad oder Parviz ‒, Lilya würde es schon herausfinden. Arme Ajja. Sie musste einer dieser dummen, eingebildeten Gänse dienen. Umso besser, dass Lilya nun gekommen war, um sie zu holen.
    Sie lief leise die Treppe hinauf und lauschte dabei den Stimmen und Geräuschen, die durch die teils geschlossenen, teils offen stehenden Türen drangen. Irgendwo weinte ein Säugling. Eine ihrer Tanten musste ein Kind bekommen haben. Tante Gulzarvielleicht? Sie war die Einzige, die noch ohne Kinder gewesen war.
    Ohne zu zögern, ging Lilya auf das Geräusch zu. Das Weinen wurde zu einem Schlucken und Brabbeln, dann hörte es auf. Die Tür, hinter der Lilya den Säugling vermutete, führte in eins der kleineren Zimmer mit Blick auf den weniger prächtigen Teil des Gartens.
    Kurz entschlossen öffnete Lilya die Tür und blickte ins Zimmer. Dort saß eine Frau am geöffneten Fenster und wiegte ein Kind in den Armen. Sie gab diese leisen, gurrenden Töne von sich, an die Lilya sich noch immer gut erinnern konnte. Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen schossen.
    Lautlos schloss sie die Tür hinter sich. Sie wollte Ajja nicht erschrecken, die so versunken und zufrieden mit dem Kind im Arm am Fenster saß. Deshalb räusperte sie sich nur und sagte: »Verzeihung?«
    Die Kinderfrau drehte sich nicht um. »Stell es auf das Tischchen neben der Tür«, sagte sie. »Mach keinen Lärm, die Kleine schläft gerade ein.«
    Lilya lächelte. »Ich bin es, Ajjaja«, sagte sie ebenso leise.
    Die Kinderfrau wandte den Kopf und starrte sie an. Ihr Gesicht war so leer wie die Wüste. Dann belebte sich ihre Miene, äußerstes Erstaunen, Freude, Schrecken und Unglauben mischten sich darin.
    Lilya lief zu ihr, wobei sie darauf achtete, nicht am offenen Fenster vorbeizugehen. Sie hockte sich vor Ajja hin und legte die Hand auf ihr Knie. »Ich bin es«, wiederholte sie. »Ich bin nicht tot, Ajja.«
    Die Kinderfrau blinzelte mehrmals und öffnete den Mund,aber kein Wort kam über ihre Lippen. Dann schüttelte sie den Kopf, stand schwerfällig auf und legte das schlafende Kind behutsam in seine Wiege. Eine Weile stand sie darübergebeugt und schien sich zu fassen.
    Lilya wartete geduldig. Was auch immer der Beg Ajja erzählt hatte, die

Weitere Kostenlose Bücher