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Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Titel: Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Bredow
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vergesse. Als ich in den Personalraum gehe, um schnell einen Schluck Wasser zu trinken, zucke ich erschrocken zusammen. »Du bist noch hier?«
    Sie lächelt verlegen und streicht sich das blonde Haar aus dem Gesicht. »Ich hab ausgenutzt, dass es so schön ruhig hier ist, und hab Tindra angelegt. Dabei ist sie eingeschlafen.«
    »Hast du deine Bestellung überhaupt bekommen? Soll ich dir was bringen? Was war es noch gleich? Tee und Hefeschnecke?«
    Sie nickt. »Danke. Wie kannst du bei der Hektik noch so freundlich sein?«
    Ich ziehe die Schultern hoch. »Du bist schließlich ein Stammgast.«
    Tindra schläft im Arm des Mädchens. Eine flaumige Haarsträhne ragt unter der Kante der Baumwollmütze hervor und der winzige Mund hat einen deutlich ausgeprägten Amorbogen. Die Wangen sehen so unbeschreiblich weich aus. Was das wohl für ein Gefühl ist, seine schlafende Tochter im Arm zu halten? Einen kleinen Menschen, der Teil von einem selbst ist und zugleich was ganz Eigenes? Tindras Mutter ist selbst noch ein halbes Kind. Ich glaube nicht, dass sie so alt wie Edwin ist.
    »Wie heißt du?«, frage ich, bereits auf dem Sprung zurück ins Café.
    »Jessica«, antwortet das Mädchen. »Und du?«
    »Emma. Macht es Spaß, Mutter zu sein?«
    Jessica nickt. »Ja, meistens. Nicht immer.«
    »Nichts macht immer Spaß«, sage ich.
    Dann muss ich mich beeilen, wieder hinter die Theke zu kommen. Nach einem vergeblichen Versuch, der Kaffeemaschine für einen langen, dünnen Mann einen doppelten Espresso abzuringen, bin ich gezwungen, ein Schild zu malen, auf dem steht, dass unsere Kaffeemaschine leider den Geist aufgegeben hat. Was unzufriedenes Murren in der Schlange hervorruft. Ich gieße Teewasser auf einen Beutel Earl Grey, lege eine Zimtschnecke auf einen Teller und trage beides zu Jessica, die dankbar lächelt und mir mit ihrer freien Hand das passende Geld gibt.
    Der ältere Mann legt wieder seine Kappe auf den Stuhl und kommt zu mir an die Theke, ohne die Leute zu beachten, die in der Schlange warten, dass sie an der Reihe sind.
    »Dürfte ich um ein Glas Wasser bitten?«, sagt er.
    Ich reiche ihm ein Glas Leitungswasser über den Tresen und sehe ein paar weitere Zuckertütchen in seiner Tasche verschwinden, ehe er zu seiner Tischdame zurückgeht.
    Ich sage nichts. Wer weiß, von was für einer winzigen Rente sie leben müssen.
    Der Kundendienst für die Kaffeemaschine lässt bis Viertel vor fünf auf sich warten. Bis dahin müssen wir etliche Bestellungen ablehnen. Glücklicherweise geben sich die meisten Gäste mit gewöhnlich aufgebrühtem Kaffee zufrieden. Irgendwann hatte Sofi die Idee, für die eingefleischtesten Latte-Liebhaber Milch auf dem Herd in der Küche heiß zu machen. Deswegen brummt Karim den verspäteten Installateur so laut an, dass ich es am anderen Ende des Lokals höre, wo ich einen Tisch abräume.
    Danach lässt der Stress endlich etwas nach. Es sind noch etwa fünfzehn Gäste da und neue kommen kaum noch nach.
    Sofi setzt sich auf einen Stuhl im Personalraum und streckt die Beine vor sich aus.
    »Puh! Ich hasse Freitage!«
    »Wir bräuchten mindestens eine Kraft mehr«, sage ich. »Wenigstens an den Freitagen.«
    Karim hat gehört, was wir gesagt haben, und gesellt sich zu uns in den Personalraum.
    »Oder zumindest eine funktionierende Kaffeemaschine!«, sagt er. »Ich habe aber auch schon dran gedacht, noch jemanden einzustellen und vielleicht die Öffnungszeiten auszudehnen. Ich könnte mir vorstellen, dass abends
auch eine ganze Menge Gäste kommen würden, was meint ihr?«
    Karim ist seit über dreißig Jahren in Schweden. Sein Schwedisch ist fehlerfrei mit einem leichten, karimspeziellen Akzent, an den sich Generationen von Schülern liebevoll erinnern werden. Karim und das Café Miranda gehören zusammen. Wahrscheinlich kennt er viele der Jugendlichen besser als ihre eigenen Eltern.
    »Ich will aber nicht auch noch abends arbeiten«, sagt Sofi.
    »Nur ein paar Tage die Woche?«, versucht Karim es.
    »Und wie lange soll dann offen sein?«, frage ich.
    »Ich weiß es noch nicht. Bis neun, vielleicht? Was meint ihr? Das geht natürlich nur, wenn ich noch jemand einstelle. Mindestens einen. Vielleicht auch jemand, der am Wochenende arbeitet. Die Samstage alleine im Café sind anstrengend. Dabei würde ich gern auch am Sonntag ein paar Stunden öffnen.«
    »Ellinor sucht einen Job fürs Wochenende«, sage ich. »Ich kann sie fragen. Sie könnte gut einen Nebenverdienst zum Studienbafög

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