Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Ich war irgendwie nicht darauf vorbereitet, konnte mich nicht richtig dagegen wehren.
Emma: So ging’s mir auch. In jeder Hinsicht.
Das ist wie ein Computerspiel. Es passiert wirklich und irgendwie auch wieder nicht. Die Grenze zwischen Wirklichkeit und virtueller Welt verwischt. Mich packt ein leichter Schwindel. Ich versuche, ans Atmen zu denken, während ich auf die Antwort warte.
Adrian: Wollen wir uns ausloggen, ehe es noch falscher wird und wir es nicht mehr im Griff haben?
Himmelherrgott! Er hat natürlich recht. Gleichzeitig sind seine Worte eine weitere Bestätigung, dass er auch nicht unberührt vor seinem Computer in der Ågatan hockt, was noch einen heißen Stromstoß durch meinen Körper jagt. Ich beiße mir kräftig auf die Lippe und versuche, wieder in der Wirklichkeit zu landen. Der wirklichen Wirklichkeit.
Emma: Ok
Adrian: Bist du morgen Abend auch wieder hier?
Emma: Was soll ich jetzt davon halten! :-) Ich weiß es nicht. Vielleicht ist Markus da.
Adrian: Ok. Ich melde mich nicht, wenn ich nicht zuerst was von dir höre. Wie ist es eigentlich mit Markus und dir?
Er sagt, ihr wärt nur Freunde.
Emma: Sind wir. Glaube ich.
Adrian: Glaubst du? :D Das ist schon kompliziert mit den Beziehungen.
Emma: Ja …
Adrian: Schlaf gut. Und vielleicht bis morgen.
Emma: Vielleicht. Schlaf auch gut.
Ich sehe, dass er ausloggt, bleibe aber noch eine ganze Weile mit dem offenen Fenster sitzen. Gucke mir sein Bild an und versuche zu verstehen, was da mit uns passiert und wie ernst es ist. Lese seine Worte immer wieder. Mein überhitztes Hirn glüht und vibriert. Wie konnte es so weit kommen? Adrian lebt mit dem hübschesten und intelligentesten Mädchen zusammen, das ich kenne. Warum beachtet er mich überhaupt? Das ist unbegreiflich. Unmöglich und total unlogisch. Vielleicht habe ich mich ja in ihm getäuscht. Vielleicht flirtet er viel wilder in der Gegend rum, als ich es ihm zugetraut hätte. Vielleicht findet er es spannend, hin und wieder auszutesten, wie viel Macht er über die Mädchen hat. In dem Fall macht er seine Sache gut. In dem Fall kann er sich bei jeder Theaterschule bewerben. Oder warum nicht gleich in Hollywood? Ich stelle mir vor, wie fantastisch er im Smoking auf der Oscar-Gala aussehen würde!
Ich schüttele den Kopf. Meine Gedanken schwirren völlig außer Kontrolle durch meinen Kopf. Ich muss ins Bett. Morgen ist Freitag, wie gesagt, der anstrengendste Tag im Miranda. Im Übrigen ist jetzt schon Freitag. Es ist gleich ein Uhr.
Ich schalte den Computer ab, ziehe mich aus, putze die Zähne und krieche unter meine Decke. Aber an Schlafen ist nicht zu denken. Wie soll man einschlafen, wenn man Kohlensäure im Blut hat. Adrian hat auf mich den gleichen Effekt wie ein Soda-Streamer. Zzzzisssssch .
Um drei Uhr bin ich immer noch hellwach. Ich stehe auf und koche Wasser, gieße es in einen großen Becher und hänge einen Beutel Roibos hinein. Danach setze ich mich aufs Sofa und zappe mich durch die Kanäle, ohne irgendetwas zu finden, das meine Gedanken ablenkt.
Erst gegen fünf Uhr falle ich in einen unruhigen Schlaf mit wirren Träumen. Als um Viertel nach sechs der Wecker klingelt, muss ich die Snooze-Taste sechsmal drücken, ehe ich es endlich schaffe, mich aus dem Bett zu quälen.
»Der Witz an warmen Sandwiches ist, dass sie warm sind!«, beschwert sich ein Mann im mittleren Alter mit Schlips und dunklem Anzug. Ich entschuldige mich tausendmal, bevor ich den Teller wieder zurücktrage, den ich gerade erst gebracht habe. Auf dem Weg zur Küche tippt mir eine Frau ziemlich grob in die Seite.
»Wir haben vor zwanzig Minuten zwei Latte bestellt!«
»Sind unterwegs«, versichere ich, ohne die geringste Ahnung zu haben, ob das stimmt.
Am Tresen kommt mir Sofi mit einem voll beladenen Tablett entgegen, auf dem Gott sei dank auch zwei dampfende Lattegläser stehen.
»Gut«, murmele ich. »Die Alten da drüben sind ziemlich geladen.«
»Das liegt an der verdammten Maschine«, brummt Sofi. »Wollte nicht jemand kommen, um sie zu reparieren?«
Karim steht an der Kasse und packt Prinzesstorte ein. Die Schlange vor der Theke wird immer länger.
»Kannst du mal kurz übernehmen, Emma?«, ruft er. »Ich muss den Kundendienst noch mal anrufen!«
Der Mann, der die Prinzesstorte gekauft hat, geht und überlässt seinen Platz einem jungen Mädchen mit Baby auf dem Arm. Ich kenne sie. Sie war früher oft mit ihren Freunden hier, wie viele der Schüler, und im Frühjahr ist sie mir wegen
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