Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
zum Sofa und lege die Beine wieder auf die Rückenlehne. Kurz darauf kommt Markus zurück. Er teilt die Pizza und serviert jedem von uns eine halbe. Dann setzt er sich ans andere Ende vom Sofa, legt ein Kissen auf seine Beine, darauf meine Füße und seinen Teller auf meine Schienbeine.
»War viel los heute?«, fragt er.
»Unglaublich«, sage ich. »Die Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben und es war voll wie nie. Arman war mit einem Mädchen da, das ich nicht kannte.«
Markus nickt und angelt sich die Fernbedienung vom Couchtisch. »Ich hab die beiden auf dem Weg hierher in der Stadt gesehen. Hübsches Paar.«
»Hm …«
Am besten rede ich mit ihm, ehe der Film losgeht. Dabei habe ich die Worte noch nicht richtig abgewogen. Hallo, das ist Markus, mit dem ich reden will, da muss ich ja wohl nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.
»Du«, sage ich, »das mit Sofi könnte schwierig werden. Sie hätte sich heute Abend gern mit dir getroffen, aber du hast ihr geschrieben, dass du dich schon mit mir verabredet hättest. Na ja, sie stand neben mir, als deine SMS kam, ob wir den Film zusammen sehen wollen. Ich habe nichts gesagt, vermute aber, dass ihr schon klar war, dass das eine spontane Verabredung war. Und jetzt hat sie das Gefühl, dass du mich ihr vorziehst.«
Markus lacht unbekümmert. »Das tu ich ja auch. Ich würde dich immer Sofi vorziehen, any day, das weißt du.«
»Das ist doch was anderes!«, wende ich ein. »Du kannst uns nicht auf die Weise vergleichen.«
Markus sieht mich aufrichtig verständnislos an. »Warum nicht, Emmis? Die Frage ist doch: Will ich den Abend mit Sofi oder mit Emma verbringen? Und die Antwort lautet: Emma. Verflixt einfach.«
Ich schüttele den Kopf. »Sie meint, ich stehe zwischen euch. Erklär ihr doch wenigstens, dass du zwischendurch auch mal was mit einer Freundin unternehmen willst, nicht nur mit deiner Freundin!«
»Sie ist nicht meine Freundin«, sagt Markus eilig. »Wir sind einmal zusammen unterwegs gewesen. Und du bist viel mehr als irgendeine Freundin.«
»Kannst du ihr nicht wenigstens was für morgen Abend vorschlagen?«
Markus zieht die Schultern hoch. »Sicher. Wenn du willst.«
»Es geht nicht darum, was ich will!«
»Scheint mir aber so.«
»Hör schon auf«, brumme ich. »Du willst mich nur ärgern. Du weißt genau, was ich meine!«
Er sieht mich an. »Vielleicht. Aber das schließt nicht aus, dass es so ist, wie ich sage. Du verstehst da was nicht, glaube ich.«
Ohne weitere Erklärungen oder eine Antwort meinerseits abzuwarten, schaltet Markus den DVD-PLAYER ein und richtet seinen Blick auf den Bildschirm.
Über viele Dinge sind Markus und ich uns völlig einig. Unausgesprochene Regeln, die ganz selbstverständlich sind, weil wir uns so gut kennen. Eine davon lautet, immer nur eins nach dem anderen zu machen. Gucken wir einen Film zusammen, konzentrieren wir uns darauf, genauso wenn wir Musik hören oder reden. Manche Leute können sich nicht unterhalten, ohne im Hintergrund Musik laufen zu haben. Nicht so bei uns. Im Gegenteil. Das Äußerste an geteilter Aufmerksamkeit, wozu wir uns herablassen, ist eine Pizza oder Chips während des Films.
Darum dauert es ungefähr 90 Minuten, ehe Markus den Faden wieder aufgreift.
»Ein Typ, den ich kenne, macht morgen eine Fete«, sagt er. «Ich kann Sofi ja fragen, ob sie Lust hat mitzukommen. Aber ich rufe sie erst morgen an, sonst ist doch viel zu offensichtlich, dass das eigentlich von dir kommt. Okay?«
Ich nicke. »Okay.«
Wir kochen Tee, setzen uns wieder aufs Sofa und unterhalten uns über ganz andere, unverfänglichere Dinge, zum Beispiel, was wir mit unserer Zukunft vorhaben. Markus ist noch unentschlossen, ob er sich in Richtung Grafik und Design orientieren soll. Das hat er schon überlegt, als er auf dem Gymnasium Ästhetik belegt hat, aber da er ständig zwischen Formgebung und Philosophie hin- und herschwankt, hat er es noch nicht weiter als bis zum Sommerjob im Kiosk am Stortorget geschafft.
Ich weiß nicht, was ich machen will. Ich habe keine Lust, wieder die Schulbank zu drücken. Der Job im Miranda und meine neue Wohnung sind mir vollkommen genug. Mama ist da natürlich ganz anderer Meinung. Und Markus findet auch, dass ich mir ein spannenderes Ziel setzen sollte.
»Warum gehst du nicht ins Ausland?«, fragt er. »Dich könnte ich mir gut in einer Missionsstation in Afrika vorstellen.«
Ich verschlucke mich fast an meinem Tee. »In einer Missionsstation? Ich da unten, um den
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