Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
hätte sie wohl besser nicht ermuntern sollen, etwas mit Markus anzufangen. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass das nicht klappt, dass sie verletzt und enttäuscht sein wird.
Edwin kommt in einer Wasserdampfwolke aus dem Badezimmer.
»Ruf Mama an«, sage ich.
»Ich traue mich nicht, das Handy anzumachen«, sagt Edwin. »Womöglich können sie es orten! Ich hab es nur ein paar Sekunden angeschaltet, um dir zu simsen.«
»Hast du einen Vertrag oder Prepaid?«, fragt Markus.
»Vertrag. Auf Mamas Namen, aber …«
»Okay. Du hast ja kein großes Geheimnis aus der Nummer gemacht. Du lässt das Handy am besten ausgeschaltet. Ich glaube zwar, dass nur die Polizei diese Art von Ortungen durchführt, aber man weiß ja nie. Du kannst meins nehmen.«
Edwin wählt Mamas Nummer und sieht mich hilfesuchend an, bevor er die Anruftaste drückt. »Und was soll ich ihr sagen?«
Ich ziehe die Schultern hoch. »Was weiß ich. Sag, du hättest dir den Fuß verstaucht und wärst zu mir gekommen, weil es von dem Freund, wo du übernachtest hast, nicht so weit ist … Und dass du sie nicht hättest anrufen können, weil du dein Handy verloren hast!«
»Darauf wird sie sagen, dass ich ja von dem Freund aus hätte anrufen können«, sagt Edwin.
»Wohl wahr«, sage ich.
»Ja, aber ich war ja gar nicht …«, setzt Edwin an.
»Ich weiß«, unterbreche ich ihn. »Aber besänftige sie, sag ihr, dass du wirklich anrufen wolltest und dass es dir leidtut, dass daraus nichts geworden ist!«
Edwin denkt ein paar Sekunden nach und lässt die Botschaft sacken. Dann nickt er und drückt die Anruftaste.
Lukas Leander ist ein großer, schlanker Mann mit zurückgekämmten, aschblonden Haaren. Er sitzt an einem Außentisch im Parkcafé. Markus geht zu ihm und setzt sich. Lukas steht auf, zupft den hellen Anzug zurecht und streckt mir die Hand entgegen.
»Hallo, Emma, nett, dich kennenzulernen.«
Dieses formelle Auftreten unter fast Gleichaltrigen verunsichert mich.
Es ist Montagnachmittag. Ich müsste eigentlich noch arbeiten, habe aber gefragt, ob ich ausnahmsweise eher gehen darf. Es ist mir ein Bedürfnis, dabei zu sein, wenn Markus Leander trifft. Personen, die plötzlich so eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen, müssen ein Gesicht kriegen, sonst bleibt alles so unwirklich. Am liebsten würde ich auch Hulth und seine beiden Handlanger sehen, damit ich mich nicht bei jedem Mann, der mir in der Stadt begegnet, fragen muss, ob das einer von ihnen ist. Ich finde es schlimmer, nichts zu wissen.
Gesichtsloses Grauen.
»Was sagt er?«, fragt Markus mit gedämpfter Stimme.
»Hundertfünfzigtausend Kronen«, antwortet Leander ebenso leise.
Ich reiße die Augen auf und Markus seufzt.
»So viel?«, sagt er. »Das kriegt er nie zusammen … Gibt es eine Alternative?«
Leander schüttelt den Kopf. »Nicht, wenn man Hulth fragt. Aber man könnte natürlich versuchen, ihn zu übergehen. Das ist nicht ganz ungefährlich, aber einen Versuch wäre es wert. Ich habe mich ein wenig umgehört. Hulths Vorgesetzter heißt Christoffer Norin und ist Marktleiter bei Stenssons in Hamra.«
Ich blicke von Leander zu Markus. »Stenssons?«, sage ich. »Das ist doch, wo Adrian arbeitet?«
Markus sieht mich an. »Das weißt du sicher besser als ich«, sagt er spitz.
»Ja«, sage ich. »Er ist PR-Mann bei STL in Hamra … Stenssons Transport und Logistik , soweit ich weiß. Wollt ihr damit sagen, dass Norin ein Krimineller ist?«
Lukas Leander sieht sich nervös um, aber keiner der anderen Gäste scheint meinen unüberlegten Beitrag zu der Unterhaltung mitbekommen zu haben. Die Kinder spielen und machen Krach, und es ist gerade richtig viel los, so dass man sich ungestört unterhalten kann und niemand mitbekommt, was man sagt.
»Tja, sagen wir es mal so, das Chefgehalt wird nicht seine Haupteinnahmequelle sein. Ihr kennt also jemanden, der da draußen arbeitet? Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, über ihn Kontakt aufzunehmen. Obwohl ich nicht einschätzen kann, wie Norin reagiert, wenn ihm klar wird, dass jemand in der Firma von seinen Machenschaften weiß … Redet mal mit eurem Bekannten und fragt, wie ihr Verhältnis ist. Wenn Norin ihn als Bedrohung empfindet, kann es gefährlich für ihn werden.«
Auf dem Heimweg ist Markus sehr schweigsam.
»Was denkst du?«, frage ich nervös.
Es vergehen ein paar Sekunden, ehe er antwortet.
»Es geht mir gegen den Strich, Adrian um Hilfe zu bitten«, sagt er schließlich. »Aber
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