Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
wahrscheinlich ist es das Cleverste. Hulth scheint nicht zu Verhandlungen bereit zu sein. Da hätten wir die Wahl zwischen Hundertfünfzigtausend oder dem kleinen Finger.«
»Bist du ganz sicher, dass wir nicht doch besser die Polizei einschalten sollten?«
Markus sieht mich hektisch an. »Nicht, wenn du vermeiden willst, dass wir uns alle neue Identitäten zulegen und aus der Stadt wegziehen müssen. Falls wir es so weit überhaupt schaffen.«
»Das heißt, dass die Typen einfach ungehindert weiter Drogen verkaufen und den Leuten Finger abschneiden dürfen?«, sage ich aufgebracht.
Markus zuckt mit den Schultern. »Emma, wirklich, mir fallen tausend Möglichkeiten ein, die Welt zu verbessern, aber jetzt geht es vor allen Dingen darum, Edwin aus der Klemme zu helfen. Oder?«
Ich nicke. »Ja, natürlich.«
»Also reden wir mit Adrian. Oder genauer gesagt, du redest mit ihm. Ich möchte dem Idioten möglichst nicht so schnell wieder begegnen.«
Ich greife nach seiner Hand. »Markus«, ziehe ich ihn auf, »bist du eifersüchtig?«
Er zieht die Hand weg und in seinem Gesicht ist nicht einmal der Anflug eines Lächelns zu erkennen.
»Ich weiß es nicht«, sagt er. »Ich weiß es nicht und ich will nicht darüber reden. Okay?«
»Okay. Tut mir leid.«
Markus’ blaue Augen halten meinen Blick ein paar Sekunden fest. »Du musst dich nicht entschuldigen. Wir reden darüber, wenn ich Zeit zum Nachdenken hatte. Im Moment ist alles ein bisschen viel.«
Ich nicke.
»Überleg, wie du am besten vorgehst«, sagt Markus. »Willst du Ellinor einweihen oder direkt zu Adrian gehen?«
»Nicht Ellinor«, sage ich. »Sie will bestimmt sofort die Polizei einschalten.«
Ich nehme das Handy und schicke eine kurze SMS an Adrian.
Ich brauche deine Hilfe. /Emma
Die Erinnerung an seine Haut steckt in den Handytasten, die prickelnde Wärme strömt in die Fingerkuppen, selbst jetzt, wo es um ganz andere Dinge geht, wo sich aus allen Himmelsrichtungen bedrohliche Schatten auftürmen und das Letzte, woran ich denken sollte, Adrians nackter Körper unter meinen Händen ist.
Die Antwort kommt umgehend.
Bin bei der Arbeit. Was ist passiert?
Wann bist du fertig?, schreibe ich. Kann ich rauskommen und dich irgendwo treffen?
Ich bin um fünf Uhr fertig, muss aber noch was nacharbeiten. Halb sechs? Nimm den Bus nach Hamra Zentrum. Neben dem Konsum ist ein kleines Café, da komm ich hin. Was ist los? Was mit Elli?
Nein, nein , schreibe ich schnell zurück. Später mehr.
Okay, bis später.
Ich rutsche an der Bordsteinkante ab, weil meine ganze Aufmerksamkeit auf das Handydisplay gerichtet ist, aber zum Glück kriegt Markus meinen Arm zu fassen und verhindert, dass ich falle.
»Jetzt brich dir beim Simsen an ihn nicht auch noch das Genick«, sagt er.
»Ich geh in die Storgatan und nehme den Bus nach Hamra«, sage ich. »Kommst du mit?«
Er schüttelt den Kopf. »Never. Ich habe Mama versprochen, für sie einzukaufen, bin also erst mal zu Hause. Kann ich dich später anrufen?«
Ich grinse. »Natürlich. Und … danke.«
Er umarmt mich flüchtig. »Anytime«, sagt er.
Dann geht er weiter die Järnvägsgatan hinunter, während ich zum Zentrum abbiege.
Hamra ist eins der Wohngebiete am äußeren Stadtrand, in die man ohne konkreten Anlass nicht fährt. Ich bin sicher, dass es Leute gibt, die ihr ganzes Leben in der Stadt wohnen, ohne je einen Fuß nach Hamra reingesetzt zu haben. Vom Bus sieht man die fünfstöckigen Wohnblocks auf der Erhebung im Westen, das ist alles. Eine Mitschülerin aus der Oberstufe wohnte hier draußen, Ellinor und ich haben sie ein paarmal besucht. Das liegt schon etliche Jahre zurück, aber der Supermarkt ist immer noch in dem Flachbau an dem sterilen, quadratischen Platz im sogenannten Zentrum von Hamra untergebracht. Und daneben gibt es tatsächlich ein kleines, schlicht eingerichtetes Café. Als ich hineingehen will, entdecke ich den kleinen Laden auf der anderen Platzseite. »Hamids oriental« steht in roten Lettern über dem Eingang. Hinter dem staubigen Schaufenster ist ein buntes Sammelsurium von kleinen und großen Holzfiguren, geschnitzten Regalborden, Spiegeln und Schmuck zu sehen. Hat Adrian dort das Wandregal gekauft? Das balinesische Regal, der Anlass, der ihn an jenem Abend an meiner Tür hat klingeln lassen, als sein Citrusduft und die kurze, aber intensive Nähe im Flur sich in mir eingenistet und mein ganzes Denken auf den Kopf gestellt haben?
Das Café hingegen hat mit
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