Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Sicherheit noch niemals das Denken von jemandem verändert. Ich kaufe einen Latte und setze mich an einen der braunen Holztische am Fenster.
Während ich warte, merke ich, wie fertig ich bin. Gestern am späten Abend hat Edwin seinen Freund Hannes erreicht und lange mit ihm gesprochen. Hannes wurde ärztlich versorgt und bereits am Morgen aus dem Krankenhaus entlassen. Er steht ziemlich unter Druck, weil natürlich alle wissen wollen, was passiert ist, er sich aber nicht traut, was zu sagen. Edwin hat eine Höllenangst, dass Hannes irgendwann zusammenbricht und seinen Eltern alles erzählt. Laut Edwins Aussage ist Hannes zwar ein cooler Typ, aber den kleinen Finger abgeschnitten zu bekommen, kann schließlich den stärksten Geist aus dem Gleichgewicht bringen. Und bei so einer Verstümmelung zuzugucken, kann auch nicht gerade aufbauend sein. Edwin hatte eine sehr unruhige Nacht auf meinem Sofa. Zwischendurch ist er jäh hochgefahren und hat sich keuchend in der Dunkelheit umgesehen. Ich hab auch kaum ein Auge zugemacht.
Kurz vor halb sechs betritt Adrian das Café. Er trägt eine schwarze Jeans und ein enges, rotweißes T-Shirt. Mein Herz macht einen Doppelschlag, als ich ihn sehe, und ich muss mich konzentrieren, damit ich das Atmen nicht vergesse. Es ist völlig egal, dass ich in einer Angelegenheit hier bin, die für uns alle äußerst gefährlich werden kann, deswegen hat Adrians Anwesenheit trotzdem diese Wirkung auf mich.
Er lächelt unsicher, als er mit einer Tasse Kaffee an meinen Tisch kommt.
»Merkwürdig, dich hier zu treffen«, sagt er.
»Es wird dir noch viel merkwürdiger vorkommen, wenn ich dir erzähle, wofür ich deine Hilfe brauche«, sage ich.
Adrian sieht sich um.
»Setzen wir uns etwas weiter in die Ecke«, sagt er. »Ich kenne hier zwar nicht viele Leute, aber …«
Ich stehe auf und wir wechseln zu einem etwas seitlich stehenden Tisch.
»Wir können uns doch zufällig getroffen und beschlossen haben, einen Kaffee trinken zu gehen«, sage ich. »Das wäre doch nichts Ungewöhnliches.«
»Mag sein … Das können wir zur Not ja als Ausrede nehmen.«
Seine braungrünen Augen fangen meinen Blick ein und halten ihn fest. »Was ist passiert?«
Ich nehme Anlauf und beginne mit leiser Stimme zu erzählen. Es wird eine lange Geschichte, aber Adrian hört zu. Ab und zu sieht er mich erstaunt oder skeptisch an, aber er sagt nichts, bis ich fertig bin und mich zurücklehne.
»Du willst also allen Ernstes behaupten, dass Christoffer Norin der Oberchef bei diesem Handel ist?«, sagt er.
Ich nicke. »Offenbar.«
Adrian schweigt, als müsse er das Gesagte erst einmal verdauen. Ich betrachte sein dunkles Haar und die muskulösen Schultern und für einen kurzen Moment verblassen Edwins Probleme. Ich spüre meine Hände überdeutlich und würde ihm schrecklich gern über den Hals streichen, um dieses erregende Gefühl noch einmal zu erleben, dass er wirklich und kein Traum ist. Aber dies hier lässt keinen Platz für Berührungen. Ich ermahne mich, weshalb ich gekommen bin.
»Wie ist er?«, frage ich.
»Christoffer? Ganz netter Typ eigentlich. Straight, dynamisch und smart. Er schleppt laufend neue Kunden an. Ich kenne ihn nicht sonderlich gut, hatte aber immer das Gefühl, dass er in Ordnung ist. Aber nachdem du das über ihn erzählt hast … Abwegig ist es nicht, dass er sich auf nicht ganz legale Weise schnelles Geld dazuverdient. Je länger ich darüber nachdenke, desto eher glaube ich, dass du recht haben könntest. Er fährt einen nagelneuen Mercedes und seine Klamotten sehen sauteuer aus. Ich denke schon, dass er einiges verdient in der Fima, aber … Irgendjemand hat mal gesagt, er würde mit Aktien handeln. Ich bin immer davon ausgegangen, dass er damit sein Geld verdient.«
»Glaubst du, dass du …«
Ich zögere. Welcher Gefahr setze ich Adrian aus, wenn ich ihn da mit reinziehe? Aber ich muss ihn fragen. Deswegen bin ich schließlich gekommen.
»Glaubst du, du könntest mal mit ihm reden? Am besten so, dass er sich nicht bedroht fühlt? Vielleicht könntest du ihm ja erklären, dass Edwin ein harmloser Rotzlöffel ist, der garantiert niemandem mehr in die Quere kommen wird. Ich weiß auch nicht … Aber vielleicht sieht er irgendeine Möglichkeit, Edwin entgegenzukommen …«
Adrian nickt.
»Ich könnte ja so tun, als würde ich gar nicht genau wissen, worum es geht. Aber dass ich zufällig mitbekommen habe, dass sein Wort bei Hulth und seinen Freunden Gewicht hat, und da
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