Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
könnte er sie ja vielleicht davon überzeugen, dass sie Edwin in Ruhe lassen, wenn er sich aus ihrem Wirkungsbereich fernhält? Was sagst du?«
»Ja«, sage ich, »so was in der Art. Dir ist schon klar, dass du ein ziemlich großes Risiko eingehst, oder?«
Adrian lächelt, sieht sich in dem leeren Lokal um und berührt dann leicht meine Hand, die auf der Tischplatte zwischen uns liegt. »Das scheint mir nicht das größte Risiko zu sein, das ich in letzter Zeit eingegangen bin. Ich würde fast lieber von gewissenlosen Drogenhändlern gejagt werden, als dass rauskommt, was wir beide getan haben …«
»Was für ein Vergleich«, sage ich.
»Ich weiß. Aber ich habe eine Heidenangst und kann zugleich nicht aufhören, an dich zu denken.«
»Ich denke auch an dich«, gebe ich zu. »Viel zu viel. Rufst du mich an, wenn du mit Norin gesprochen hast?«
Adrian schaut auf die Uhr. »Vielleicht ist er noch da. Er geht meist als Letzter nach Hause. Wäre vielleicht nicht das Schlechteste, jetzt gleich mit ihm zu reden. Und sei’s nur, dass ich nicht zu viel Zeit zum Nachdenken habe und nervös werde.«
»Das wäre super«, sage ich. »Jede Stunde zählt. Edwin versteckt sich bei mir, bis wir eine Lösung gefunden haben.«
Adrians Augen flackern unruhig. »Das ist doch Wahnsinn, ihn bei dir zu verstecken! Willst du ihn nicht zu uns schicken? Da sucht ihn garantiert keiner.«
Ich schüttele den Kopf. »Und wie willst du das Elli erklären?«
»Da fällt uns schon was ein …«
»Nein, es reicht absolut, dass ich dich um diesen Gefallen bitte.«
Adrian beißt sich auf die Lippe. »Okay, vielleicht hast du recht. Dann mach ich mich jetzt mal auf den Weg, wenn ich Christoffer noch erwischen will, ehe er nach Hause fährt.«
Ich nicke und Adrian steht auf.
»Danke«, sage ich.
»Schon in Ordnung. Ich ruf dich an.«
Er zögert einen Augenblick. Dann legt er die Fingerspitzen an seine Lippen und hinterher ganz sanft an meine.
Als er gegangen ist, bleibe ich noch eine Weile sitzen und versuche, mir einen Überblick über die Situation zu verschaffen, was mir nicht sonderlich gut gelingt. Das Ganze wird noch unwirklicher und unbegreiflicher, als ich darüber nachdenke. Nach zehn Minuten verlasse ich das Café, überquere den Platz und steige in den Bus, der ins Zentrum fährt.
Als ich in die Korngatan biege und mich meinem Hauseingang nähere, sehe ich Mamas metallicblauen Citroën am Straßenrand parken.
Ich stöhne innerlich auf. Das fehlt gerade noch! Dabei hätte ich es vorhersehen müssen. Natürlich kann sie nicht stillschweigend akzeptieren, dass Edwin wegen eines verstauchten Fußes ein paar Tage bei mir bleibt. Natürlich muss sie vorbeikommen und sich selbst davon überzeugen, was Sache ist. Bestimmt sitzt sie jetzt oben und quetscht ihn aus. Hoffentlich hält er dem Druck stand. Ich mag nicht daran denken, was ist, wenn sie die Wahrheit aus ihm rauskitzelt!
Ich fange gerade ernsthaft an, mir Sorgen zu machen, als etwas meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, was mir den kalten Schweiß aus den Poren treibt.
In einem Hauseingang etwas weiter die Straße runter steht ein Mann und raucht eine Zigarette. Er ist vielleicht dreißig und elegant gekleidet, Hemd, dunkle Anzughose und helle Jacke. Als ich aufgeschreckt vor meinem Hauseingang stehen bleibe, begegnen sich unsere Blicke eine kurze Sekunde. Er nimmt einen letzten Zug aus der Zigarette, lässt sie auf den Bürgersteig fallen und tritt sie aus.
Ist das einer von ihnen ? Hulth persönlich oder einer seiner beiden Komplizen, von denen Edwin erzählt hat? Ist er womöglich Mama bis hierher gefolgt? Haben sie uns jetzt gefunden!?
Ich zögere, merke, wie ich panisch werde. Was soll ich jetzt machen? In die Wohnung hochgehen, als ob nichts wäre? Oder lieber abhauen und versuchen, Markus zu erreichen? Womöglich ist der Typ nicht alleine, womöglich schiebt er nur Wache, während die anderen beiden mit ihrer ekligen Zigarrenschere oben bei Mama und Edwin sind!
Meine Panik wächst. Ich muss was unternehmen. Muss eine Entscheidung treffen. Hier und jetzt, ich ganz allein. Am liebsten würde ich die Beine unter den Arm nehmen und abhauen. Aber ich finde den Gedanken unerträglich, nicht zu wissen, was gerade in meiner Wohnung passiert. Soll ich hochschleichen und an meiner Tür lauschen? Aber der Mann in dem anderen Hauseingang alarmiert bestimmt seine Komplizen, sobald ich das Haus betrete, damit sie mich im Treppenhaus abfangen können.
Polizei. Sollte ich
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